Alexander Zverev wedelte mit den Armen und forderte damit die Menge in der Berliner Uber Arena auf, ihn noch mehr zu unterstützen. Auch die Fans feuerten ihn an, was das Zeug hielt, und skandierten immer wieder „Lets go, Sascha, let’s go!“. Doch all die lautstarke Hilfe von außen schien an diesem Tag nicht auszureichen, Zverev lag gegen Frances Tiafoe mit 6:7 und 2:4 zurück. Team World fehlten damit nur noch zwei Spiele zur erfolgreichen Titelverteidigung beim Laver Cup.
Doch Zverev gelang eine wundersame Wiederauferstehung. Er holte sich das Break zurück und dann auch den zweiten Satz mit 7:5. Im Match-Tiebreak gewann er schließlich mit 10:5 und während der US-Amerikaner frustriert den Court verließ, hüpfte Zverev vor Freude und wurde von seinen Teamkollegen, darunter Kapitän Björn Borg, umarmt.
Statt 7:14 stand es 10:11 und Carlos Alcaraz vollendete im letzten Spiel des Turniers das nicht mehr für möglich gehaltene Comeback. Nach einem 6:2 und 7:5 gegen Taylor Fritz siegte Team Europe mit 13:11 und holte den Laver Cup zurück nach Europa. „Unser Ziel war es, hier zu gewinnen. Jetzt sind wir einfach nur glücklich. Wir hätten fast verloren, aber dann hat mir Sascha die Chance gegeben.“
Wie schon an den ersten beiden Berlin-Tagen hatte Zverev nie so richtig zu seinem Selbstvertrauen zurückgefunden, immer wieder leistete er sich kleinere Fehler und wirkte nicht hundertprozentig fit. Am Samstagabend verblüffte er die anwesenden Journalisten nach seinem Match gegen Taylor Fritz mit der Aussage: „Mir geht es nicht gut, ich habe seit Tagen Fieber“, sagte er.
Zverev hatte Fieber und hustete ständig auf dem Platz
Auf Nachfrage wollte er nicht näher darauf eingehen: „Ich wurde von meinem Management gewissermaßen zum Schweigen gezwungen“, sagte er mit Blick auf seinen Bruder. Er sagte: „Es geht um die Gesundheit eines Menschen und wir werden dazu nichts sagen.“
Alexander Zverevs körperlicher Zustand hat in diesem Jahr immer wieder Fragen aufgeworfen, mehr als einmal stoppten ihn kleinere Wehwehchen und Krankheiten. Auch am Sonntag habe er sich nicht wirklich besser gefühlt, berichtete er später. Immerhin konnte er sagen: „Ich bin müde, aber glücklich.“
Immerhin spielte er am Sonntag beim Laver Cup und gab alles, was er hatte. Sein Aufschlag flog wiederholt mit 210 km/h über das Netz und auch an der Grundlinie arbeitete Zverev mit gewohntem Einsatz. Und dennoch verstärkte sich mit zunehmendem Spielverlauf der Eindruck, dass ihm gelegentlich der letzte Schritt fehlte. Auch musste er immer wieder husten.
Das Team Europa hatte auf einen starken Zverev gehofft und ihn dringend gebraucht, denn auch andere Spieler taten sich schwer. Daniil Medvedev verlor seine beiden Einzelspiele und sagte am Sonntag, er habe furchtbar gespielt. Auch bei Stefanos Tsitsipas und Casper Ruud gab es mehr Schatten als Licht.
Es war die beste Atmosphäre, die ich je erlebt habe.
Alexander Zverev über die Atmosphäre beim Laver Cup am Sonntag.
So war es Carlos Alcaraz, der seinem Team Hoffnung machte. Im ersten Doppel des Finaltages führte er seinen Partner Ruud zum Sieg, nachdem er am Samstag als einziger Punkte geholt hatte. Fünf der bis dahin sieben Punkte für Europa gingen an den Spanier. Dennoch brauchte an diesem Tag ein anderer Spieler unbedingt Punkte.
Und daran war eigentlich Alexander Zverev schuld, denn er gab trotz Rückstand und Applaus der Zuschauer auch die letzte Energie aus ihm heraus. „Ich musste alles geben, aber die Mannschaft hat mich unterstützt und das Stadion war super. Es war die beste Atmosphäre, die ich je erlebt habe“, sagte er im Siegerinterview auf dem Court mit heiserer Stimme.
Auch Alcaraz‘ Sieg wenig später freute er sich, entscheidend zum Sieg für Team Europe beigetragen zu haben. Wie es für ihn in dieser Saison weitergeht, bleibt allerdings abzuwarten.