Wolfram Fischer muss sein Wohnmobil an der Bertramswiese wegen neuer Parkregeln aufgeben – trotz gesundheitlicher Einschränkungen.
Frankfurt – Wolfram Fischer liebt seinen umgebauten Sprinter – er hat eine Küche, ein Bett und sein Fahrersitz wird durch Umdrehen zum bequemen Wohnzimmersessel. Für den 72-Jährigen ist es wie ein zweites Zuhause, da er die meiste Woche in seinem Auto unterwegs ist. Der in Nidderau lebende Fischer hält ehrenamtlich Vorträge über seine Reisen in und um Frankfurt. Er ist mehrere Tage am Stück unterwegs und übernachtet im Wohnmobil.
Doch damit nicht genug: Nach einem schweren Schlaganfall vor 30 Jahren – „ich war blind und halbseitig gelähmt, habe mich aber ins Leben zurückgekämpft“ – muss er regelmäßig Pausen und Ruhe einlegen. Dazu wählte er gut gelegene Parkplätze aus, auf denen er sein Wohnmobil abstellen konnte, um seine Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen.

Nidderauer erlitt einen schweren Schlaganfall
Eines davon ist das Gelände neben der Bertramswiese, dem ehemaligen Parkplatz des Hessischen Rundfunks, der seit mehreren Jahren in städtischer Hand ist. Alle drei Wochen ist er für zwei bis drei Tage dort. Doch seit einigen Monaten gibt es ein Problem: Wolfram Fischer darf dort mit seinem umgebauten Sprinter, der über einen Wohnmobil-Führerschein verfügt, nicht mehr parken. Denn nach einem Vorschlag der Gemeinde 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) gibt es unter dem Parkplatzschild einen Zusatz: Dort dürfen nur Autos mit einem maximalen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen parken. „Also bin ich raus“, sagt Wolfram Fischer sachlich.
In der letzten Sitzung des Gremiums beklagte er sich bei den Kreispolitikern über sein Leid. Sie hatten sich für eine zusätzliche Beschilderung eingesetzt, da die Wohnmobile wichtige Stellplätze beanspruchten und das Gelände immer schmutziger wurde. „Das sind aber nicht die Fahrer der Wohnmobile, sondern die Autos, die ihre Fenster öffnen und dort unter anderem Tüten eines bekannten Schnellrestaurants entsorgen“, erklärte Fischer. Auch wenn der Gemeinderat Verständnis für seine Situation zeigte, hatte er keine Lösung parat.
Was den Rentner noch mehr verzweifeln ließ. „Ich fühle mich jetzt wie ein Schwerverbrecher, wenn ich auf den Parkplatz fahre und dort anhalte. Warum ist das, was ich seit über 20 Jahren mache, plötzlich verboten?“ fragt er sich. Dort genießt er nicht nur die Ruhe, die er auf einem Parkplatz am Straßenrand nicht hat. Es ist auch deutlich sicherer. Und: Er ist nicht nur den HR-Mitarbeitern bekannt, die dort parken. Auch bei den Nachbarn. „Ich helfe beim Ein- und Ausparken, wenn sich jemand verletzt, habe ich Verbandszeug dabei und im Winter versorge ich die Mitarbeiter des Grünflächenamts mit Kaffee“, sagt er.
Genehmigung nicht erteilt
Alles Gründe, warum Wolfram Fischer versuchte, beim Straßenverkehrsamt eine Sondergenehmigung zu bekommen. Das hatten sie noch nie zuvor getan; Sie antworteten ihm nur am Telefon. Er durfte nicht persönlich vorbeikommen.
Dies sei jedoch nicht ganz richtig, sagt Amtssprecher Ingmar Bolle auf Nachfrage. Fischer erhielt eine Erklärung. „Der Gesetzgeber hat die Möglichkeiten und Grenzen für Ausnahmen aus gesundheitlichen Gründen recht eng gefasst. Nicht einmal Inhaber eines speziellen blauen Parkausweises für Menschen mit außergewöhnlicher Gehbehinderung dürfen dort ein Wohnmobil abstellen“, erklärt Bolle. Parken ist weiterhin überall möglich, also in jeder Seitenstraße. Auch deshalb wird keine Ausnahme gewährt.
Das bedeutet: Wolfram Fischer muss nach einer Alternative suchen. „Dann muss ich einfach ein paar Mal um den Block fahren, bis ich einen Parkplatz finde. Das kann eine Weile dauern. Das ist definitiv nicht gut für die Umwelt“, sagt er.
Eine Ummeldung ist zu teuer
Den Sprinter wieder als Auto zuzulassen – dann dürfte er wieder auf der Bertramswiese parken – ist für ihn keine Lösung. Denn die Versicherung wäre dann deutlich teurer, was sich der 72-Jährige einfach nicht leisten kann. Und jetzt? „Viele Menschen müssen dann auf eine schöne Abwechslung im Alltag verzichten. Denn unter diesen Umständen bin ich einfach überlastet und kann meinen Job nicht mehr machen. Das ist wirklich schade“, sagt Fischer.