Diese Recherche wurde im Rahmen des Global Reporters Network von Axel Springer durchgeführt und wird unter anderem von WELT am Sonntag und BILD veröffentlicht.
Washington/New York – Es ist ein Dauerthema auf beiden Seiten des Atlantiks – und jetzt reagiert Washington: Aus Sorge Drohnenangriffe Bei der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr erhöht die US-Regierung den Luftraumschutz massiv.
Laut Andrew Giuliani, 39, Leiter der Task Force für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2026 im Weißen Haus, plant die Regierung die Einführung eines 500-Millionen-Dollar-Programms, um Staaten und Kommunen bei der Entwicklung von Anti-Drohnen-Sicherheitsstrategien zu unterstützen. Im Fokus stehen das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko, der 250. Jahrestag der USA sowie die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.
Fifa-Präsident Gianni Infantino (55) war im vergangenen August zu Gast bei US-Präsident Donald Trump (79).
Nach Angaben des Weißen Hauses stehen die Gelder allen 50 Bundesstaaten zur Verfügung, sollen aber gezielt für die Sicherung der 104 in Stadien in den USA ausgetragenen Fußballspiele verwendet werden. Beamte stellen sich vor, dass städtische Polizeidienststellen Handgeräte verwenden, um Drohnen zu verfolgen und Störtechnologie zu nutzen, um sie außer Gefecht zu setzen oder sie zu ihren Startpunkten zurückkehren zu lassen.
Erhöhte Nervosität vor Drohnen in Europa
„Alle – von den Gouverneuren über die verschiedenen Polizeichefs in diesen Städten bis hin zum Sicherheitschef der Stadien – sagen, dass sie das brauchen, um die WM-Austragungsorte zu schützen“, sagte Giuliani in einem Interview mit der Zeitschrift „Politico“, die wie BILD zum Axel-Springer-Verlag gehört.
Im vergangenen Jahr war das Thema auch für die Sicherheitsbehörden in Deutschland von großer Bedeutung: Bei der Europameisterschaft 2024 galten strenge Drohnenregeln: Für jeden Spieltag richteten die Luftfahrtbehörden temporäre Bereiche mit Flugbeschränkungen rund um die Stadien ein; Flüge dorthin waren grundsätzlich verboten. Ausnahmen gab es nur für offizielle Missionen. Dennoch kam es wiederholt zu Verstößen – allein 86 in Nordrhein-Westfalen.
In Europa hat die Nervosität vor dem Einsatz von Drohnen zuletzt deutlich zugenommen: In Dänemark wurde der Flughafen Kopenhagen am 22. September für fast vier Stunden geschlossen, nachdem über dem Gebiet „zwei bis drei große Drohnen“ gemeldet wurden; Dutzende Flüge hatten Verspätung oder wurden gestrichen.
Gleichzeitig meldete Norwegen Störungen in Oslo und später wieder ankommende Flugzeuge wurden verspätet oder umgeleitet, nachdem ein Pilot gesichtet worden war. Darüber hinaus kam es in Aalborg zu vorübergehenden Schließungen. In Schweden wurden Drohnen in Küstennähe des Marinestützpunkts Karlskrona gemeldet; Stockholm hatte bereits 2022 Untersuchungen zu Drohnen über mehreren Atomkraftwerken eingeleitet.
BKA warnt vor steigender Anschlagsgefahr in Deutschland
In Deutschland warnt das Bundeskriminalamt (BKA) ausdrücklich vor einer zunehmenden Gefahr von Angriffen und Spionage durch zivile Flugzeuge – auch mit Blick auf Großveranstaltungen. Der Einsatz bei Terroreinsätzen hat sich etabliert. Deshalb rüstet die Polizei ihre Technik auf und mehrere Bundesländer starten eigene Drohnenabwehreinheiten. Berlin beschafft derzeit ein Sensornetzwerk, das Funkspektren analysiert, Flugrouten verfolgt und Pilotenstandorte ermittelt.
Nach den Plänen der Bundesregierung soll im Jahr 2025 eine Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei an den Start gehen. Darüber hinaus soll ein geplantes Drohnenabwehrzentrum des Bundes und der Länder in Betrieb gehen. Das Bundeskabinett hat dem Entwurf für ein neues Bundespolizeigesetz bereits zugestimmt. Dieses sieht neben Befugnissen zur Drohnenabwehr eine weitreichende Ausweitung der Befugnisse der Bundespolizei vor.
Die Bundesregierung will die Drohnenabwehr in Deutschland stärken
Das neue Programm der Amerikaner wird aus Mitteln finanziert, die dem Department of Homeland Security (DHS) durch den im Juli verabschiedeten „One Big Beautiful Bill“ zur Verfügung gestellt werden.
Die Finanzierung bringt das Weiße Haus auch tiefer in eine umstrittene Debatte darüber, welche Strafverfolgungsbehörden Drohnen abfangen oder deaktivieren können. Dies ist derzeit nur den Bundesbehörden möglich. Ein Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus, der diese Befugnisse auf die örtliche Polizei ausdehnen würde, ist ins Stocken geraten. Die Regierung erwägt Notfallpläne, die es dem Justizministerium ermöglichen würden, staatliche und lokale Behörden vorübergehend zu ermächtigen, nicht autorisierte Drohnen abzuschießen, falls der Kongress nicht handelt.
„Enormes Potenzial im Guten wie im Schlechten“
„Drohnen sind eine disruptive Technologie. Sie haben ein enormes Potenzial sowohl im Guten als auch im Schlechten“, sagte Seb Gorka (54), leitender Direktor für Terrorismusbekämpfung beim Nationalen Sicherheitsrat. „Wir werden die Durchsetzung bestehender Gesetze verstärken, um zwei Arten von Menschen abzuschrecken: Bösewichte und Idioten – die Ahnungslosen und die Nachlässigen.“
Im August trafen Gorka und Giuliani Vertreter der lokalen Organisationskomitees in den elf WM-Städten der USA. Drohnen seien „ein zentraler Bestandteil“ der Planung der Task Force des Weißen Hauses geworden, sagte Giuliani. Der Chefsicherheitsbeauftragte der Fifa, dem internationalen Fußballverband, hat Drohnen als größte Sicherheitsherausforderung für das 39-tägige Turnier identifiziert.
Nach Sichtungen von Drohnen wurde der Flugbetrieb am Flughafen München Anfang Oktober vorübergehend eingestellt
„Lasst uns die Weltmeisterschaft zum Anlass nehmen, uns zu beeilen, oder?“ sagte Giuliani, dessen Task Force in Abstimmung mit dem Nationalen Sicherheitsrat, dem DHS und dem Justizministerium gebildet wurde und sich nun täglich trifft: „Die WM-Spiele beginnen in neun Monaten, und das kann man nicht verschieben. Wir besorgen also die nötige Ausrüstung, um das Ganze so sicher wie möglich zu machen.“
WM-Austragungsstädte haben bereits Zugang zu einem 625-Millionen-Dollar-Zuschussprogramm, das durch den One Beautiful Bill Act geschaffen wurde und jetzt vom DHS verwaltet wird, um Sicherheitskosten im Zusammenhang mit Turniervorbereitungen zu erstatten.
USA, Kanada und Mexiko diskutieren über Drohnenabwehr
Die Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko veranstalteten diesen Sommer außerdem ein trilaterales Treffen zur Koordinierung der Drohnenabwehr in Mexiko-Stadt. „Wir werden unsere Best Practices (Best Practices, Hinweis d. Rot.) und fordern unsere Co-Gastgeber auf, ihren eigenen Beitrag zu leisten, um herauszufinden, was sich als beste Lösung für alle drei Länder herausstellt“, sagte Giuliani.
Über die Fußballweltmeisterschaft hinaus verknüpft die amerikanische Regierung die Drohnenpolitik mit umfassenderen industrie- und verteidigungspolitischen Zielen. Im Juni unterzeichnete der 79-jährige Donald Trump Durchführungsverordnungen zur Stärkung der Luftraumsicherheit, zur Beschleunigung der inländischen Drohneninnovation und zur Ausweitung des kommerziellen Betriebs.
Die 53-jährige Heimatschutzministerin Kristi Noem, die Drohnen als Teil einer „Revolution in der Waffentechnologie“ bezeichnet, warnte davor, dass sie „zum Schmuggel tödlicher Drogen, zum Angriff auf unsere Infrastruktur und zum Ausspionieren der US-Verteidigung“ eingesetzt würden.
Auch in Europa wird das Problem wahrscheinlich nicht verschwinden. Wie real die Gefahr ist, zeigte letzte Woche Belgien: In Antwerpen wurden drei junge Männer festgenommen, die nach Angaben der Ermittler einen „dschihadistisch inspirierten“ Anschlagsplan verfolgten. Das Ziel: Premierminister Bart De Wever (54). Mutmaßliches Tatmittel: eine mit Sprengstoff ausgerüstete Drohne.