Die Ukraine sichert sich eine dreistellige Zahl an Gripens. Aber die Jets sollten wohl nicht alleine zu Missionen starten. Wer könnte sie begleiten?
Kiew – Wolodymyr Selenskyj klingt geradezu euphorisch. In den sozialen Medien spricht der ukrainische Präsident von einem „historischen Schritt“. Gemeint ist die Vereinbarung zwischen Kiew und Schweden über die Lieferung einer dreistelligen Zahl von Gripen-Kampfflugzeugen. Selenskyj schrieb zunächst von mindestens 100 dieser Flugzeuge und schrieb später sogar: „Wir rechnen mit 150 dieser Flugzeuge für die Ukraine, und die ersten sollen nächstes Jahr eintreffen.“
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie weiterhin zur Verteidigung des Ukraine-Krieges benötigt werden. Kremlchef Wladimir Putin macht nicht den Eindruck, dass er die Invasion in absehbarer Zeit für beendet erklären wird. Vielmehr versucht der Aggressor auf besonders perfide Weise, den Ukrainern das Leben im bevorstehenden Winter schwer zu machen.
Gripens für die Ukraine: Hersteller Saab nennt sie einen „Game Changer“
Für Selenskyj stellen die Gripens auch eine Sicherheitsgarantie dar, weil sie den Himmel über der Ukraine schützen könnten. Daher handele es sich seiner Meinung nach um eine „historische Leistung“, denn: „Einen Deal über Kampfflugzeuge dieser Größe für die Ukraine gab es noch nie zuvor.“
Selenskyj kämpft seit vielen Monaten darum, westliche Kampfflugzeuge für sein Land zu bekommen. Zusagen für die F-16-Jets aus den USA erhielt er aus den Niederlanden, Belgien, Norwegen und Dänemark. Insgesamt handelt es sich um eine hohe zweistellige Zahl. Es gab auch einige französische Mirage 2000-Kampfflugzeuge.

Bald gesellen sich dazu noch die Gripens der neuen E-Serie. Nach Angaben des schwedischen Flugzeugbau- und Verteidigungsunternehmens Saab, das die Jets auf den Markt gebracht hat, handelt es sich um den „Game Changer“. Die Flugzeuge sind 15,20 Meter lang, 8,60 Meter breit, haben ein maximales Startgewicht von 16.500 Kilogramm und einen maximalen Schub von 98 Kilonewton.
Ukraine bekommt neue Jets: Braucht Selenskyj jetzt auch F-35 oder Rafales?
Schon vor dem Abflug in die Ukraine wird darüber diskutiert, mit welchen zusätzlichen Modellen Kiew seine Luftflotte ausstatten soll. Das auf Verteidigung spezialisierte Portal Verteidigungsexpress erwähnte, dass die leichten Gripens von einigen schwereren Jets begleitet werden sollten. Während die Eurofighter wohl zu teuer sein dürften, da die Türkei im Deal mit Großbritannien umgerechnet mehr als neun Milliarden Euro für 20 Einheiten bezahlt hat, sind die Rafale aus Frankreich und die F-15EX sowie die F-35 aus den USA im Gespräch.
Allerdings würde der Rafale keinen großen Leistungssprung bedeuten. Bei den US-Jets der Generation 4+ wäre das anders. Hier ist die F-15-EX realistischer als die F-35, allerdings könnten Kosten und Produktionszeit zum Problem werden. Der tatsächliche Exportpreis ist nicht bekannt, aber selbst das Verteidigungsbudget Polens reicht nicht aus, um 32 dieser Flugzeuge zu kaufen. Zudem dürften Produktionsengpässe und bestehende Verpflichtungen beim Hersteller Boeing eine pünktliche Lieferung erschweren, heißt es.
Ukraine und Luftflotte: „Loyale Flügelmänner“ nach schwedischem Vorbild könnten eine Option werden
Der Bericht weist auch auf eine weitere Option hin. Schweden könnte als Vorbild dienen. Denn das Mutterland der Gripens plant nicht, ausländische Jets zu kaufen, um sie neben den eigenen zu bestellen. Stattdessen sieht der Plan sogenannte „Loyal Wingmen“ vor: unbemannte Kampfflugzeuge, die für den Betrieb bemannter Jets konzipiert sind.
Saab gab Mitte Oktober bekannt, dass es von der schwedischen Verteidigungsmaterialverwaltung, die zum Verteidigungsministerium gehört, den Auftrag erhalten habe, Konzeptstudien für zukünftige Kampfflugzeugsysteme durchzuführen. Auch hier geht es um bemannte und unbemannte Lösungen. Der bis 2027 laufende Vertrag hat ein Volumen von umgerechnet gut 238 Millionen Euro. Der im März 2024 geschlossene Vertrag wurde somit verlängert.
Laut Verteidigungsexpress Diese „treuen Flügelmänner“ könnten als Arsenal und Aufklärungsplattform fungieren und den Jets eine größere Reichweite und Kampfausdauer verleihen. Der Gripen wäre dann die Kommandozentrale einer gemischten Luftformation. Vielleicht ist das auch für die Ukraine eine Überlegung wert. (Quellen: X/Telegram, Saab, Defense Express) (mg)
