Wird 2025 ein friedlicheres Jahr?

Wird 2025 ein friedlicheres Jahr?

Nach Schätzungen der amerikanischen Forschungseinrichtung Armed Conflict Location and Event Data (ACLED) sind 2024 mit mehr als 233.000 noch mehr Menschen weltweit als in den Vorjahren bewaffneten Konflikten zum Opfer gefallen. Könnte sich diese bedrohliche Entwicklung im kommenden Jahr ändern? Wir haben drei Experten um eine Einschätzung gebeten.

Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Auch das Jahr 2025 dürfte durch zahlreiche Gewaltkonflikte geprägt werden

Die Zahl der Kriege und Gewaltkonflikte in der Welt liegt seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Auch für das Jahr 2025 zeichnet sich keine Besserung ab. Zwar könnte der Krieg Russlands gegen die Ukraine in eine neue Phase eintreten, in der über einen Waffenstillstand verhandelt wird. Ein Weg zu einem nachhaltigen Frieden ist aber noch nicht in Sicht.

2024 war eine stetige Zunahme der Kampfhandlungen zu verzeichnen. Auch andernorts verschärfen sich Konflikte eher, als dass sie sich verbessern.

Ursula Schröder, Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg

Stattdessen war 2024 eine stetige Zunahme der Kampfhandlungen zu verzeichnen. Auch andernorts verschärfen sich Konflikte eher, als dass sie sich verbessern. Neben dem Krieg in Gaza, wo 2025 ein weiterer Anstieg der zivilen Opfer zu befürchten ist, erleben wir auch in anderen Weltregionen eine Gewalteskalation, die sich weitgehend abseits unserer öffentlichen Aufmerksamkeit abspielt.

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Angefangen vom Krieg im Sudan über Myanmar, Pakistan, Haiti und vielen weiteren Staaten bis hin zu den Langzeitkonflikten am Horn von Afrika und in der Sahelzone – ein Ende dieser Konflikte ist nicht absehbar. Aller Voraussicht nach wird 2025 daher leider kein friedlicheres Jahr werden.


Nicht nur Kriege lösen große Konflikte aus

Die gravierenden Risiken, die weltweit im kommenden Jahr auf uns zukommen, sind nicht nur auf Kriege zurückzuführen. Es gibt grundlegende Probleme, die neue Konflikte auslösen oder bestehende verschlimmern können.

Zu den bedeutendsten zählen die Schuldenkrise, die in vielen Ländern Afrikas droht, und deren Handlungsfähigkeit erheblich einschränkt, sowie die Klimakatastrophe, die gerade in den verwundbarsten Regionen verheerende Folgen zeigt. Diese Entwicklungen sind entweder gar nicht oder zumindest nicht ausschließlich auf die Fehler der betroffenen Länder zurückzuführen.

In der multipolaren Welt, die gerade entsteht, muss Europa verstehen, dass seine Zukunft untrennbar mit der seines Nachbarkontinents verbunden ist.

Olumide Abimbola, Gründer und Direktor des Africa Policy Research Institute (APRI) in Berlin

Die Hauptverursacher, und dazu zählt Europa, müssen sie bei der Bewältigung dieser Probleme unterstützen – auch um künftige Konflikte zu verhindern. Europa sieht sich selbst als Anker des Multilateralismus und einer regelbasierten internationalen Ordnung. In der multipolaren Welt, die gerade entsteht, muss Europa verstehen, dass seine Zukunft untrennbar mit der seines Nachbarkontinents verbunden ist.


Die EU hat einen kleinen Spielraum, dazu beizutragen, Konflikte zu verhindern

Vieles deutet darauf hin, dass 2025 ein Jahr zunehmender Konflikte und Kriege wird. Kann Deutschland gemeinsam mit den EU-Partnern einen Beitrag dazu leisten, das zu verhindern? Grundsätzlich ja. Der Spielraum ist jedoch begrenzt – auch weil die EU in vielen Teilen der Welt an Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren hat.

Eine Reform der internationalen Organisationen wie der UN zu erreichen und so den Multilateralismus als globales Gestaltungsmodell zu erhalten, wird durch Trump deutlich schwieriger.

Almut Möller, Direktorin für Europäische und Globale Angelegenheiten am Thinktank European Policy Center in Brüssel

Zu den Prioritäten muss zählen, die Ukraine weiter zu unterstützen und Russland in die Schranken zu weisen. Dafür müssen Deutschland und Europa weiter in militärische Stärke und demokratische Resilienz investieren. In den sich abzeichnenden Handelskonflikten sollte Europa sein Gewicht nutzen und deeskalieren, damit diese regelbasiert ausgetragen werden und sich nicht zu Handelskriegen ausweiten.

Weiterhin sollte die EU erhebliche politische Ressourcen investieren, um eine Reform der internationalen Organisationen wie der UN zu erreichen und so den Multilateralismus als globales Gestaltungsmodell zu erhalten. Mit Donald Trump als Präsidenten im Weißen Haus wird all dies deutlich schwieriger.

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