„Wir stehen vor einem riesigen Problem“
Merk fällt ein vernichtendes Urteil über deutsche Schiedsrichter
1. November 2025, 6:15 Uhr
Die Schiedsrichter in Deutschland stehen schon länger in der Kritik. Nach den jüngsten Fehlentscheidungen im DFB-Pokal, die mangels VAR nicht korrigiert werden konnten, wird die Qualitätsdiskussion immer hitziger. Markus Merk ist sehr klar.
Der ehemalige Top-Schiedsrichter Markus Merk kritisierte die Entwicklung des deutschen Schiedsrichterwesens scharf und warnte vor den Folgen des VAR-Einsatzes. „Wir werden ein riesiges Problem im Fußball haben, wenn wir nicht erkennen, dass die Entscheidungsbefugnis der Schiedsrichter abnimmt“, sagte der Weltschiedsrichter von 2004, 2005 und 2007 im Interview mit Sport1.
Nach den jüngsten Fehlentscheidungen im DFB-Pokal nahm der 63-Jährige die Diskussion zum Anlass, die vermeintlich geringe Qualität deutscher Schiedsrichter mit der Einführung des Video-Assistenten-Systems (VAR) in Verbindung zu bringen. Ungesühnte Abseitstore im zweiten Durchgang, bei denen VAR noch nicht zum Einsatz kam, ließen die Frage aufkommen, ob die Technologie auch vor dem Achtelfinale zum Einsatz kommen sollte.
Diese Forderungen seien „grundsätzlich falsch“, sagte Merk. Ein Blick auf den letzten Bundesliga-Spieltag bestätigte seine Beobachtung: Gladbachs Jens Castrop etwa sah wegen eines schweren Fouls erst nach Intervention des VAR die Rote Karte. Diese Situation war so eindeutig, dass sie vor Ort hätte erkannt und richtig eingeschätzt werden müssen. „Wenn ich dann noch Minuten am Bildschirm brauche, um die richtige Entscheidung zu treffen – fällt mir eigentlich gar nichts anderes mehr ein. Das ist ein endloser Mangel an Fähigkeiten. Das ist das Grundproblem“, sagte Merk.
Der Ex-Schiedsrichter glaubt, dass es bei einem Verzicht auf die Videoüberprüfung weniger Fehlentscheidungen geben würde. Der VAR wurde „als Backup“ eingeführt. „Und heute verlassen wir uns auf ihn“, kritisierte Merk. Die Schiedsrichter seien mittlerweile nur noch „Erfüllungsgehilfen“. Viele dieser Unterbrechungen hätten wir gar nicht, wenn die Schiedsrichter auf dem Spielfeld Entscheidungen souveräner und sicherer treffen würden. Die Kompetenz stimmt nicht.“
