William will harte Maßnahmen ergreifen
Wird Prinz Andrew bald seinen Prinzentitel verlieren?
19. Oktober 2025, 14:07 Uhr
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Der Epstein-Skandal um Prinz Andrew hat das britische Königshaus weiterhin fest im Griff. Der Bruder von König Charles verzichtet auf Titel und Ehren – offenbar nicht ganz freiwillig. Für die Familie eines Opfers ist das jedoch nicht genug – und Prinz William auch nicht.
Es gab eine Zeit im Vereinigten Königreich, in der Prinz Andrew als das Lieblingskind der Königin galt. Heute, nach seinem beispiellosen Sturz im Zuge des Sexualstraftäterskandals um Jeffrey Epstein, ist der 65-Jährige zur größten Bürde für die britische Monarchie geworden. Unter neuem Druck wurde der jüngere Bruder von König Karl III. Der Buckingham Palace hat nun bekannt gegeben, dass er seine Titel und Ehren, darunter auch den Titel des Herzogs von York, nicht mehr führen wird.
Wird das letztendlich dazu führen, dass der Lärm der britischen Royals nachlässt? Kaum: Bereits am Wochenende gab es Forderungen, dem königlichen Bruder den Prinzentitel zu entziehen – und insbesondere Thronfolger Prinz William soll zunehmend die Geduld mit seinem in Ungnade gefallenen Onkel verlieren. Zudem werden am Dienstag die Memoiren des berühmtesten Opfers des Skandals veröffentlicht, die für neuen Brisanz sorgen dürften.
„Genug ist genug“
Nach neuen angeblichen Beweisen für die tiefe Freundschaft zwischen Andrew und Epstein und kurz vor der Veröffentlichung der Memoiren von Virginia Roberts Giuffre verzichtete der Prinz am Freitagabend auf seine verbleibenden Titel und Ehrungen. In der offiziellen Erklärung heißt es, dass dies „nach Gesprächen“ mit dem König und seiner Familie der Fall sei.
Der Tenor verschiedener britischer Medien ist jedoch klar: Andrew musste aufgeben und wurde zu der Entscheidung gedrängt – alternativ hätte der König den Schritt von höchster Stelle aus anordnen können. „Es war eindeutig nicht allein die Entscheidung von Prinz Andrew“, analysierte Sky News. Aus dem ersten Satz der Nachricht geht kein Zweifel hervor, dass Charles gesagt haben muss: „Genug ist genug.“
Charles soll mit der Entscheidung seines Bruders zufrieden sein – doch William ist überhaupt nicht glücklich, wie die Sunday Times berichtete. Der Thronfolger ist sich daher sicher, dass das „Andreas-Problem“ eines Tages auf seinem Tisch landen wird.
Dem Bericht zufolge plant William, Andrew hart zu behandeln und will ihn unter anderem von seiner künftigen Krönung und anderen öffentlichen und privaten Veranstaltungen – und vom gesamten königlichen Leben selbst – ausschließen. Kensington Palace äußerte sich nicht zu den Informationen.
Andrew bestreitet alle Vorwürfe
Die in den USA geborene Giuffre hatte Andrew beschuldigt, sie als Minderjährige mehrmals sexuell missbraucht zu haben. Ihr Prozess gegen den Prinzen endete 2022 mit einem Vergleich in Millionenhöhe. Sie nahm sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben.
Andrew bestreitet alle Vorwürfe – auch in der jüngsten Stellungnahme. Seine bisherigen Aussagen zum Skandal schienen nicht glaubwürdig. Nur wenige Monate nach Epsteins Tod im Jahr 2019 stimmte Andrew einem BBC-Interview zu, das sich als Desaster herausstellte. Er zeigte wenig Mitgefühl für Epsteins Opfer und bereute es nicht einmal, mit ihm befreundet zu sein. Er bestritt auch, Giuffre jemals getroffen zu haben. Es gibt ein Foto, das die beiden Arm in Arm zeigt, wobei Andrews Hand auf Giuffres Hüfte ruht. Nach dem BBC-Interview zog sich der Prinz weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück.
Nach Andrews Ankündigung am Freitag forderte Giuffres Familie Charles auf, noch weiter zu gehen und Andrew seiner Fürstenwürde zu entziehen. Giuffres Bruder Sky Roberts lobte den König in den ITV News für seine Taten, sagte aber auch, dass der Monarch noch mehr tun könne.
Als drittältestes Kind von Königin Elizabeth II. (1926-2022) wurde Andrew bei seiner Geburt im Jahr 1960 automatisch Prinz. Nach Angaben der Nachrichtenagentur PA konnte dieser Status nur dadurch geändert werden, dass der König ein besonderes Rechtsdokument, ein Briefpatent, ausstellte.
Erinnerungen und neue unangenehme Berichte
Den Anfang macht die Veröffentlichung von Giuffres Memoiren „Nobody’s Girl“. Auszügen zufolge werden die Vorwürfe gegen Andrew teilweise in drastischer Form wiederholt. Und auch in den USA ist der Epstein-Skandal noch lange nicht gelöst: Dort wird Präsident Donald Trump mit Vorwürfen über seine Beziehung zu Epstein konfrontiert. Trump weist diese als Lügen zurück.
In Großbritannien steht in dem Fall jedoch vor allem Andrew im Mittelpunkt: In den vergangenen Tagen gab es Berichte über Briefe von ihm an Epstein, denen zufolge dieser ihm auch nach dem angeblichen Bruch mit dem Unternehmer treu geblieben sein soll.
Am Wochenende folgten weitere Berichte, die Andrew unter Druck setzten. Die Mail on Sunday berichtete, dass der Prinz kurz vor der Veröffentlichung des gemeinsamen Fotos im Jahr 2011 seinen Polizei-Leibwächter gebeten habe, gegen Giuffre zu ermitteln.
Der Sunday Telegraph berichtete außerdem, dass Andrew versucht habe, belastendes Material über Giuffre auszugraben. Die Londoner Polizei untersucht diese Behauptungen aktiv, heißt es in den Berichten.