Bundeskanzler Merz sorgt mit seinem Zusammenhang von Sicherheit und Migration im „Stadtbild“ für Empörung. Wie ist das Sicherheitsgefühl in Deutschland? Eine Studie aus dem Jahr 2020 gibt Hinweise.
Anhänger und Kritiker von Friedrich Merz rätseln, was der Kanzler mit seiner Aussage zum „Stadtbild“ eigentlich sagen wollte. Als er gestern gefragt wurde, verwies er auf „Sicherheit im öffentlichen Raum“.
Kinder und insbesondere Töchter würden spätestens bei Einbruch der Dunkelheit bestätigen, dass ein Problem vorliegt. Das deckt sich mit einer Studie des Bundeskriminalamtes, ist aber nur ein Teil des Gesamtbildes.
Gefühl der Sicherheit auf hohem Niveau
Die Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ gibt regelmäßig einen Überblick darüber, wie sicher sich die Menschen in Deutschland fühlen. Denn die subjektive Wahrnehmung muss nicht mit dem realen Tatort übereinstimmen.
Das Bundeskriminalamt arbeitet derzeit an der Neuauflage der Studie, die im Herbst 2025 vorgelegt werden soll. Die vorliegenden Zahlen sind bereits fünf Jahre alt. Sie basieren auf rund 45.000 Interviews.
Die Umfrage zeigt, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen in Deutschland insgesamt auf einem hohen Niveau ist. Doch es gibt Unterschiede: Nachts fühlen sich nur etwa drei Viertel der Menschen in der eigenen Nachbarschaft sicher, wenn sie alleine unterwegs sind. In Bussen und Bahnen sind es weniger als die Hälfte.
Frauen sehen ein höheres Risiko
Frauen schätzen die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, höher ein als Männer. Allerdings verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik mehr männliche Opfer. In allen Bereichen sind es fast 60 Prozent.
Anders sieht es bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aus. Laut Statistik sind mehr als 90 Prozent der Opfer in diesem Bereich Frauen.
Frauen neigen auch eher dazu, ihr Verhalten aus Angst vor Übergriffen zu ändern. Über die Hälfte der Frauen steigt nachts nicht in Busse und Bahnen ein. Sie meiden bestimmte Orte oder Parks. Die Studie des Bundeskriminalamtes kommt zu dem Ergebnis, dass Erwachsene im Alter zwischen 35 und 45 Jahren am meisten Angst davor haben, Opfer einer Straftat zu werden.
Große Sorgen für Menschen mit Migrationshintergrund
Besonders groß ist diese Sorge bei Menschen mit Migrationshintergrund. Die Autoren der BKA-Studie stellten fest, dass Menschen mit polnischem und türkischem Migrationshintergrund das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, in fast allen Bereichen höher einschätzen als Menschen ohne Migrationshintergrund.
Bei den meisten Straftaten sind die Täter den Opfern unbekannt, bei Sexualdelikten handelt es sich jedoch häufiger um Personen aus dem näheren Umfeld des Opfers. Bei Gewaltverbrechen sind die Täter meist männlich.