Was große Technologieunternehmen rund um Halloween getan haben, kann Gänsehaut verursachen. Es gibt ein Unternehmen, das sich über eine zu große Nachfrage nach seinen Dienstleistungen beschwert. Und es gibt ein anderes Unternehmen, das den größten Verlust seiner Geschichte hinnehmen muss – mit der Folge, dass sein Aktienkurs in die Höhe schnellt.
Lesen Sie danach mehr Werbung
Lesen Sie danach mehr Werbung
Eine verkehrte Welt? Microsoft und Intel können das. Das hat alles direkt und indirekt mit künstlicher Intelligenz zu tun. Mittlerweile verdient der Office- und Word-Konzern den Großteil seines Geldes mit Cloud Computing, also mit Rechenzentren, die im Abonnement Daten und Programme für Kunden bereitstellen.
15 Milliarden in drei Monaten für neue Rechenzentren
Bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das dritte Quartal musste Microsoft-Finanzchefin Amy Hood einräumen, dass die Serverkapazitäten nicht ausreichten, um Kundenwünsche zu erfüllen, obwohl zwischen Anfang Juli und Ende September fast 15 Milliarden US-Dollar für neue Rechenzentren ausgegeben wurden ausgegeben.
Lesen Sie danach mehr Werbung
Lesen Sie danach mehr Werbung
Die enorme Rechenleistung wird vor allem für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) benötigt. Das in Seattle ansässige Unternehmen ist hier weltweit führend. Er kooperiert eng mit OpenAI, dem Erfinder des Textroboters ChatGPT, der derzeit zu einer Suchmaschine weiterentwickelt wird.
Schwierige Standortsuche
Doch KI verbraucht gigantische Mengen Strom. Denn ChatGPT muss beispielsweise beim Erstellen eines Textes für jedes einzelne nächste Wort immer wieder die höchste Wahrscheinlichkeit berechnen. Mit der wachsenden Beliebtheit cleverer Programme wird exponentiell mehr Computerleistung benötigt. Doch gerade wegen des enormen Energiebedarfs wird es immer schwieriger, Standorte für die Massendatenverarbeitung zu finden.
Auch Mark Zuckerbergs Unternehmen musste gerade zugeben, dass die KI-Ausgaben in die Höhe schnellen.
Quelle: Godofredo A. Vásquez/AP
Und die Konkurrenz ist alles andere als verschlafen. In den drei Monaten gab die Google-Muttergesellschaft Alphabet rund 13 Milliarden US-Dollar aus, Marktführer Amazon mit seiner Cloud-Sparte AWD sogar fast 23 Milliarden US-Dollar und Meta (Facebook) mehr als 8 Milliarden US-Dollar für neue Rechenzentren. Auch Mark Zuckerbergs Unternehmen musste gerade zugeben, dass die KI-Ausgaben in die Höhe schnellen. Tatsächlich wollen alle Big Techs ihre Budgets erhöhen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Wie eine Kneipenschlägerei
Doch die Einnahmen aus KI-Angeboten decken die steigenden Kosten bei weitem nicht. Dieser Zusammenhang macht Börsenanleger zunehmend nervös. Der US-Analyst Gil Luria verglich den Kampf um die Vorherrschaft kürzlich mit einer wilden Kneipenschlägerei. Es ist eine irrationale Eskalation im Gange, deren Rechnung irgendwann bezahlt werden muss. Damit meint sie entgangene Gewinne.
Lesen Sie danach mehr Werbung
Lesen Sie danach mehr Werbung
Ängste vor einer Implosion des KI-Booms zogen an Halloween den Hightech-Auswahlindex Nasdaq 100 in düstere Tiefen. Am Freitag konnten die bisherigen Verluste nur zu einem geringen Teil ausgeglichen werden.
Intel ist plötzlich gefragt
Auch viele Chiphersteller waren von den Rabatten betroffen. Aber es gab eine Ausnahme: ausgerechnet Intel. Die Aktie schoss am Freitag im frühen US-Handel um mehr als 10 Prozent in die Höhe. Zwar verzeichnete der einst weltgrößte Halbleiterhersteller im dritten Quartal einen Verlust von 16,6 Milliarden US-Dollar, den höchsten Verlust in der 56-jährigen Unternehmensgeschichte.
Der Grund für die paradoxen Reaktionen an der Börse: Die Miesen entstehen vor allem durch hohe Ausgaben für ein Restrukturierungsprogramm, das im nächsten Jahr die Kosten um rund 10 Milliarden Dollar senken soll. Große Teile des Programms seien bereits umgesetzt und der Weg zu höheren Erträgen sei klar, sagt Finanzvorstand David Zinsner. Die Euphorie über künstliche Intelligenz ist an Intel vorbeigegangen – mangels Konkurrenzchips: Was bisher ein Nachteil war, könnte zum Vorteil werden, wenn die KI-Blase platzt.
https://www.op-marburg.de/wirtschaft/wegen-ki-wie-big-tech-gerade-kapriolen-schlaegt-ZAWEE6IH7BDSBKLIZ4JKHIRDK4.html