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WHO warnt: Immer mehr Antibiotika wirken nicht mehr

Stand: 13. Oktober 2025 11:42 Uhr

Weltweit nehmen die Resistenzen vieler Krankheitserreger gegen Antibiotika zu. Die WHO warnt davor, dass Antibiotikaresistenzen die Fortschritte in der modernen Medizin übertreffen und die Gesundheit weltweit gefährden.

Im Jahr 2023 war jede sechste im Labor bestätigte bakterielle Infektion weltweit resistent gegen Antibiotika, berichtet die Weltgesundheitsorganisation. Dies bedeutet, dass die Behandlung bestimmter Infektionen immer schwieriger wird.

Bedrohung der globalen Gesundheit

Die Studie konzentrierte sich insbesondere auf die Häufigkeit von Resistenzen bei 22 gängigen Antibiotika, die bei Harn-, Magen-Darm- oder Blutinfektionen sowie gegen die sexuell übertragbare Krankheit Gonorrhoe (Tripper) eingesetzt werden. Die Daten aus mehr als 100 Ländern sind eine Warnung. „Antibiotikaresistenzen übertreffen die Fortschritte in der modernen Medizin und bedrohen die Gesundheit weltweit“, sagt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Wettlauf zwischen Bakterien und Antibiotika-Entwicklung

„Das Problem ist, dass wir einen Wettlauf zwischen den Krankheitserregern und den Antibiotika haben, dass wir neue entwickeln können“, sagt Epidemiologe Yvan Hutin, Direktor der zuständigen WHO-Abteilung. Man kann beobachten, dass Bakterien diesen Wettlauf gewinnen, indem sie Mutationen entwickeln und sich anpassen.

„Dies geschieht schneller als die Geschwindigkeit, mit der wir neue Antibiotika produzieren oder entwickeln können“, sagte Hutin. Die Fähigkeit, Infektionen zu behandeln, geht verloren. Dies stellt unter anderem eine große Gefahr für Menschen nach Operationen oder Krebsbehandlungen dar.

Große regionale Unterschiede

Resistente Krankheitserreger sind weltweit ein Problem. Nach Angaben der WHO sind ärmere Länder und solche mit schwachen Gesundheitssystemen am schlimmsten betroffen. Die Antibiotikaresistenz ist in Südostasien und im östlichen Mittelmeerraum am höchsten.

Dem neuen Bericht zufolge waren dort ein Drittel der gemeldeten Infektionen resistent, in Afrika war es jede fünfte. Europa ist weniger betroffen – auch aufgrund guter Überwachungsstrategien. Doch die Anstrengungen müssten verstärkt werden, sagt WHO-Experte Hutin, „um sicherzustellen, dass wir weiterhin wirksame Antibiotika für Patienten zur Verfügung haben, die ins Krankenhaus eingeliefert werden.“

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Berichts ist, dass die Länder, die am wenigsten in der Lage sind, Antibiotikaresistenzen zu diagnostizieren, auch diejenigen sind, die die höchste Belastung melden“, sagt WHO-Experte Hutin. „Diesen blinden Fleck können wir uns nicht leisten.“ Alle Länder müssen dringend ihre Kapazitäten zur Diagnose antimikrobieller Resistenzen stärken und umfassende Überwachungssysteme einrichten, um sicherzustellen, dass ausreichend Daten für die Risikobewertung und das Risikomanagement vorliegen.

Millionen Todesfälle weltweit

Nach Angaben der WHO starben allein im Jahr 2021 weltweit 7,7 Millionen Menschen an einer bakteriellen Infektion. Mehr als eine Million Todesfälle waren direkt auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts starben im Jahr 2019 in Deutschland fast 10.000 Menschen an einem resistenten Erreger.

Verlässliche Prognosen für die Zukunft seien schwierig, sagt Yvan Hutin. „Aber wir sind sehr besorgt, weil wir sehen, dass die Geschwindigkeit, mit der bestimmte Krankheitserreger resistent werden, zunimmt und unsere Fähigkeit, neue Antibiotika zu entwickeln, übersteigt.“ Ohne verstärkte Investitionen in Überwachung und Forschung, warnt die WHO, könnten wichtige Antibiotika bis 2035 ihre Wirksamkeit vollständig verlieren.

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