Was können wir jetzt über den Verlauf des Winters wissen?
Die Wettervorhersage erstreckt sich normalerweise etwa drei bis fünf Tage in die Zukunft. Bei stabilen Wetterverhältnissen auch mal etwas weiter. Doch spätestens nach zwei Wochen werden die Prognosen zu unsicher, sodass die meisten Wettermodelle routinemäßig nicht weiter in die Zukunft blicken.
Für die Landwirtschaft ist es besonders wichtig zu wissen, wie das Wetter in den kommenden Monaten sein wird. Aus diesem Grund wird seit langem versucht, eine Regelmäßigkeit im Wettergeschehen zu entdecken, die es erlaubt, mit einer gewissen Zuverlässigkeit Aussagen über die Zukunft zu treffen. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden viele landwirtschaftliche Regeln, die jedoch leider nicht das gewünschte Ziel erreichen konnten.
Dies gilt auch für den Hundertjahrkalender, der um 1660 von Abt Mauritius Knauer auf der Grundlage von Wetterbeobachtungen aus den Jahren 1652 bis 1658 erstellt wurde. Nach seiner Vorstellung ist der Einfluss der Himmelskörper auf das Wetter so groß, dass eine siebenjährige Beobachtung ausreicht, um zuverlässige Vorhersagen für alle Zeiten zu erstellen, da sich Wetterereignisse ständig wiederholen.
Die Prozesse in der Erdatmosphäre sind recht komplex und chaotisch, sodass der Wunsch nach Regelmäßigkeit meist unerfüllt bleibt. Mit dem Fortschreiten des Computerzeitalters ergeben sich jedoch neue Möglichkeiten, den alten Traum der saisonalen Vorhersage zumindest teilweise Wirklichkeit werden zu lassen. Der Deutsche Wetterdienst bietet einen monatlich aktualisierten saisonalen Trend für die nächsten drei Monate.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um Wettervorhersagen im eigentlichen Sinne, sondern um Schätzungen von Abweichungen, also ob ein Monat oder eine Jahreszeit warm, kühl, trocken oder feucht sein wird. Hierzu werden Wettermodelle des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage in Reading, Großbritannien, verwendet.
Allerdings werden diese Wettermodelle für die langfristigen Vorhersagen modifiziert, da auf einer Zeitskala von mehreren Monaten andere Einflüsse eine größere Rolle spielen. Langsam ablaufende Prozesse wie die Schwankungen der Wasseroberflächentemperatur der Ozeane oder der Schneedecke über dem eurasischen Kontinent gewinnen zunehmend an Bedeutung. Um der gestiegenen Komplexität gerecht zu werden, müssen an anderer Stelle Vereinfachungen vorgenommen werden, sodass in einer saisonalen Vorhersage keine detaillierten Wetterverläufe angegeben werden können.
Da die Prognosen sehr stark von Messfehlern in der Gegenwart abhängen, werden diese Modelle mit leicht unterschiedlichen Ausgangsdaten gefüttert und mehrfach in die Zukunft gerechnet. Dadurch entsteht ein ganzes Ensemble von Vorhersagen, das statistisch ausgewertet wird. Abschließend gelangt man zu Wahrscheinlichkeitsaussagen für Entwicklungstendenzen in den kommenden Saisons.
Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes wird der kommende Winter, also in Deutschland die Monate Dezember bis Februar, rund 0,5 bis 1 Grad milder ausfallen als der Klimadurchschnitt von 1991 bis 2020. In Skandinavien und Osteuropa wird mit einer positiven Temperaturabweichung von bis zu 2 Grad gerechnet, im hohen Norden sogar von über 2 Grad. Allerdings ist die Qualität der Vorhersage, wie bereits erläutert, nicht sehr gut und die Aussagen sind mit entsprechender Vorsicht zu genießen.
