Der FC Bayern hat Michael Olise verpflichtet, ein weiterer neuer Offensiv-Star dürfte folgen. Wie sehr müssen Sané, Gnabry und Coman jetzt um ihre Positionen bangen? SPORT1 analysiert.
Es tut sich einiges in der bayerischen Landeshauptstadt: Nach dem Wechsel von Michael Olise zum FC Bayern München müssen plötzlich namhafte Spieler um ihren Platz beim Rekordmeister bangen – und ein potenzieller weiterer Transfer von Xavi Simons oder Dani Olmo würde den Druck auf den Kader zusätzlich erhöhen.
Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sané, die langjährigen Offensiv-Flügelstürmer, gelten unter den neuen Voraussetzungen nun als Wackelkandidaten. Aus gutem Grund? SPORT1 hat mit Hilfe des Datenanbieters Sportec Solutions Die Leistungszahlen wurden verglichen.
Die Analyse zeigt, welche Stärken die drei Stars weiterhin haben und welche Schwächen der FC Bayern mit den Neuzugängen beheben könnte.
– Leroy Sané:
Im Vergleich zu Coman und Gnabry stand Leroy Sané in den vergangenen vier Spielzeiten am längsten auf dem Platz – und leistete in dieser Zeit wichtige Offensivarbeit: In 123 Partien absolvierte der 28-Jährige knapp 8.000 Minuten. In diesem Zeitraum gelangen ihm 41 Torvorlagen – der höchste Wert unter den drei Flügelspielern.
Einen weiteren Pluspunkt konnte sich der gebürtige Essener mit seiner Sprintgeschwindigkeit sichern. Bei seinem schnellsten Antritt beschleunigte er auf 36,3 Kilometer pro Stunde. Damit war er nicht deutlich langsamer als Bundesliga-Rekordhalter Karim Adeyemi mit 36,7 Kilometern pro Stunde. Vor allem Gnabry hatte hier mit einer Spitzengeschwindigkeit von lediglich 34,8 Kilometern pro Stunde das Nachsehen.
In puncto Geschwindigkeit und Vorbereitung von Torsituationen ist der Sportec Solutions sowie „gute Torchancen“ gehört Sané zu den Top 10 der Bundesliga. Sein Ruf als „Unterschiedsmacher“, der auch während der EM oft zitiert, dort aber selten untermauert wurde, kommt nicht von ungefähr. Auch in einem Randaspekt liegt er ganz oben: Kein Bundesliga-Spieler schoss seinen Gegenspielern in den vergangenen vier Jahren öfter ins Bein (19).
Sané hatte Probleme mit seinem eigenen Abschluss. In der Saison 2023/2024 vergab er beispielsweise 15 seiner 16 Großchancen. In der vergangenen Saison waren die ersten sechs erfolgreich – die nächsten sieben gingen aber allesamt daneben.
– Serge Gnabry:
Gnabry ist der mit Abstand beste Torjäger unter den drei Flügelspielern. Der 29-Jährige erzielte in den letzten vier Spielzeiten 41 Tore. Coman traf im gleichen Zeitraum nur 22 Mal. Gnabry, der in Stuttgart geboren wurde, ist konstant zuverlässig, wenn es darum geht, Tore zu erzielen: Zwischen 2016 und 2013 erzielte er in jeder Saison zweistellig.
Im Vergleich zu Sané und Coman weist Gnabry zwar die schlechteste Tacklingquote und die geringste Höchstgeschwindigkeit auf, letzteres bedeutet allerdings nicht, dass er lauffaul wäre – im Gegenteil: Mit 33 Sprints und 89 intensiven Läufen pro Spiel ist er jederzeit eine absolute Bereicherung.
Eine Schwäche von Gnabry ist das Kopfballspiel. In der vergangenen Saison absolvierte er 94 Laufduelle, konnte dabei aber nur achtmal köpfeln.
– Kingsley Coman:
Kingsley Coman ist zwar nicht ganz so stark in der Torbeteiligung, punktet dafür aber mit Tacklingstärke und Passgenauigkeit. 52,6 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er in den letzten vier Spielzeiten – ein starker Wert für einen Offensivspieler. Vor allem Gnabry liegt hier mit einer Quote von nur 44,6 Prozent (Sané: 48,5) deutlich hinter seinem Teamkollegen.
Auf der anderen Seite konnte der 28-Jährige mit seiner Passgenauigkeit glänzen. Seit 2020 kamen 85,8 Prozent seiner Pässe bei seinen Mitspielern an. Bei Gnabry lag der Wert im gleichen Zeitraum bei 82,9 Prozent. Auch die Geschwindigkeit, die Coman ins Spiel bringt, liegt nicht weit hinter der von Sané (Höchstgeschwindigkeit 35,7 km/h).
Eine Schwäche Comans: Zwar schlug er in der Saison 2023/2024 die meisten Flanken (53), keine davon führte jedoch zu einem Tor.
Verletzungsanfälligkeit als Problem
Ein Problem haben alle drei Spieler gemeinsam: Sie alle wurden im Laufe ihrer Karriere von größeren Verletzungsproblemen geplagt. Sané litt zuletzt am wenigsten darunter, doch auch er hatte vor Ende der vergangenen Saison mit einer Schambeinverletzung zu kämpfen. An den letzten zehn Spieltagen fehlte er sechs Mal.
Seine Mitspieler hatten es noch schwerer: Coman kam nach einem Muskelfaserriss, Innenbandriss und einer Muskelbündelverletzung in der Rückrunde nur viermal zum Einsatz. Gnabry erlitt in der vergangenen Saison einen Knochenbruch im linken Arm, eine Muskel-Sehnen-Verletzung im linken Adduktorenbereich sowie zwei Oberschenkelverletzungen. In der gesamten Saison spielte er nur zwanzig Mal für die Bayern. Damit gelang es ihm auch erstmals nicht, mehr als 10 Tore zu erzielen.
Kingsley Coman musste zuletzt häufig auf dem Platz behandelt werden
Was passiert mit Coman und Gnabry?
Dank seiner Sprintgeschwindigkeit, seinen vielen Torvorlagen und seinen vergleichsweise geringen Verletzungsquoten ist Leroy Sané der Flügelstürmer, der beim FC Bayern auf der sichersten Position steht.
Auch Gnabry und Coman sind bekannt für ihre außergewöhnlichen Stärken, können diese aufgrund ihrer Verletzungsprobleme aber immer weniger ausspielen. Dass Bayern in dieser Situation neue Schlagkraft in die Offensive bringt, ist nachvollziehbar – Coman und Gnabry werden definitiv unter Druck geraten, ihre Position zu halten.
