(Motorsport-Total.com) – Seit Juni ist klar, dass Toprak Razgatlioglu 2026 von der Superbike-Weltmeisterschaft (WSBK) in die Motorrad-Weltmeisterschaft und dort in die Königsklasse MotoGP wechseln wird. Der Türke hat bei Pramac-Yamaha unterschrieben und wird neuer Teamkollege von MotoGP-Veteran Jack Miller. Razgatlioglu übernimmt die Nachfolge von Miguel Oliveira, der im Gegenzug 2026 in die Superbike-Weltmeisterschaft wechseln wird.
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Toprak Razgatlioglu wechselt vom WSBK-Team BMW zum MotoGP-Team Pramac-Yamaha
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Razgatlioglu und Oliveira tauschen de facto die Plätze, weil der Portugiese beim BMW-Werksteam unterschrieben hat, für das Razgatlioglu seit 2024 fährt und bei dem er noch ein letztes Rennwochenende vor sich hat, bevor er die Superbike-Weltmeisterschaft verlässt. An dieser Stelle bleiben zwei Fragen offen.
Erstens: Wird Razgatlioglu als zweifacher Superbike-Weltmeister oder sogar als dreimaliger auf die MotoGP-Bühne vorrücken? Die Entscheidung fällt am kommenden Wochenende (18./19. Oktober) beim WSBK-Saisonfinale 2025 in Jerez (Spanien). Razgatlioglu geht mit einem Vorsprung von 39 Punkten auf den Ducati-Werksfahrer Nicolo Bulega ins Rennen. In Jerez sind maximal noch 62 Punkte zu vergeben.
Razgatlioglu glaubt: Keine Chance für „seine“ Startnummer 54
Zweitens: Mit welcher Startnummer wird Razgatlioglu als MotoGP-Rookie antreten? In der Superbike-Weltmeisterschaft ist er stets mit der 54 angetreten (abgesehen von den Jahren nach einem Weltmeistertitel). Doch genau diese Startnummer gehört im MotoGP-Feld dem Spanier Fermin Aldeguer. Er gewann vor wenigen Tagen in Mandalika (Indonesien) seinen ersten Grand Prix und ist auf dem Weg, 2025 der punktbeste MotoGP-Rookie zu werden.

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In der MotoGP-Saison 2025 wird Fermin Aldeguer (Gresini-Ducati) mit der #54 fahren Zoom
Hat Razgatlioglu Aldeguer bereits gefragt, ob er ihm für 2026 die Startnummer 54 geben würde? „Ich glaube, ich habe keine Chance, mit der Nummer 54 weiterzumachen. Fermin wird sie auf keinen Fall aufgeben“, sagte Razgatlioglu GPOne.com zitiert.
„Selbst wenn ich ihm Geld anbieten würde, würde das meiner Meinung nach nicht reichen. Deshalb müssen wir abwarten, welche Startnummer ich für die kommende Saison wähle“, sagt Razgatlioglu und fügt hinzu: „Ein paar Ideen habe ich schon.“
Razgatlioglus Vergangenheit und Zukunft auf der Yamaha M1
Aus sportlicher Sicht sagt Razgatlioglu mit Blick auf das kommende Jahr: „Ich denke, 2026 wird das schwierigste Jahr. Warum? Denn MotoGP ist einfach etwas ganz anderes als Superbike. Es könnte sein, dass ich in den Top 10 lande, vielleicht in den Top 15. Ich sehe 2026 auf jeden Fall als Lernjahr, in dem es darum gehen wird, ohne Erwartungen zu lernen und zu reifen.“
Razgatlioglu wird höchstwahrscheinlich erst beim offiziellen MotoGP-Test in Valencia (18. November) zum ersten Mal mit der aktuellen Version der Yamaha M1 fahren. Bei unveränderten Plänen wird er gut eine Woche vorher im MotorLand Aragon zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren wieder einen M1 fahren.

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Razgatlioglu absolvierte 2022 und 2023 MotoGP-Tests für Yamaha (Foto). Zoom
Im April 2023 war Razgatlioglu zusammen mit Testfahrer Cal Crutchlow bei einem Yamaha-Privattest in Jerez im Einsatz. Razgatlioglus erster MotoGP-Test liegt noch länger zurück. Im Juni 2022, ebenfalls in Aragon, fuhr er zum ersten Mal eine Yamaha M1.
In der Superbike-Weltmeisterschaft fuhr Razgatlioglu von 2020 bis 2023 für das Yamaha-Werksteam und wurde 2021 Weltmeister. 2024 gewann er mit dem BMW-Werksteam seinen zweiten Weltmeistertitel. Und nach dem kommenden Wochenende in Jerez könnte er als dreimaliger WSBK-Champion seinen MotoGP-Wechsel vollziehen.
Razgatlioglu: „Eines weiß ich schon…“
Razgatlioglu ist der erste Fahrer seit Loris Baz, der auf Vollzeitbasis von der Superbike-Weltmeisterschaft in die MotoGP-Weltmeisterschaft wechselt. Im Fall des Franzosen erfolgte der Wechsel im Winter 2014/15. Baz wechselte vom Kawasaki-Werksteam zu Forward-Yamaha. Seine letzte komplette MotoGP-Saison fuhr er im Jahr 2018. In insgesamt 49 MotoGP-Rennen schaffte Baz es dreimal in die Top 5, wobei P4 sein bestes Ergebnis war.

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Razgatlioglu: Auf der MotoGP-Bühne als zwei- oder sogar dreimaliger WSBK-Champion Zoom
„Eines weiß ich schon“, sagte Razgatlioglu. „Wenn ich es schwer habe, dann wird jeder die Superbike-Weltmeisterschaft schlecht machen. Gleichzeitig bin ich aber auch der Meinung, dass MotoGP-Fahrer es in der Superbike-Weltmeisterschaft schwer haben würden, wenn sie nicht auf einer Ducati unterwegs wären.“
Nach Einschätzung von Razgatlioglu wird sein eigener Nachfolger Miguel Oliveira in der WSBK-Saison 2026 auf der BMW einen schweren Stand haben. Man darf gespannt sein, welcher der beiden Rennklassenwechsler in seinem ersten Jahr auf einer neuen Etappe tatsächlich besser oder schlechter zurechtkommt.

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Miguel Oliveira wechselt vom MotoGP-Team Pramac-Yamaha zum WSBK-Team BMW Zoom
Neben Miguel Oliveira gibt es noch einen weiteren aktuellen MotoGP-Fahrer, der 2026 auf Vollzeitbasis in der Superbike-Weltmeisterschaft antreten wird. Es ist Somkiat Chantra. Als Rookie in der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft hat der Thailänder derzeit einen schweren Stand.
Bei LCR-Honda wird Chantra nach der Saison 2025 die Tür geöffnet. Für 2026 wird er durch den aktuellen Moto2-Fahrer Diogo Moreira ersetzt. Der Brasilianer wird somit derjenige sein, gegen den Razgatlioglu in der Rookie-Wertung der MotoGP-Saison 2026 antreten wird.
Chantra bleibt weiterhin Honda-Fahrerin. In seiner ersten Saison in der Superbike-Weltmeisterschaft wird er als Teamkollege von Jake Dixon für das Honda-Werksteam antreten. Der Brite wiederum wird im Winter von der Moto2-Weltmeisterschaft in die Superbike-Weltmeisterschaft wechseln. Im Jahr 2026 werden beide die Honda CBR1000RR-R Fireblade fahren.