Stand: 18. Oktober 2025 8:00 Uhr
Familie Menzel zeigt, wie ihr vernetztes Haus Behaglichkeit schafft und Energie spart. Die Menzels wollen andere zum Mitmachen inspirieren. Denn alles, was hier verbaut ist, ist ausgereift – und keine „Raketentechnik“.
In Wienhausen im Landkreis Celle öffnet die Familie Menzel regelmäßig ihr Zuhause für Interessenten. Kein Wunder: Schließlich handelt es sich um kein gewöhnliches Einfamilienhaus. Das 1958 erbaute Gebäude „denkt“ mit. Als die Menzels nach Hause kommen, erkennt das Haus sie aus 50 Metern Entfernung. Licht, Heizung und Musik bereiten alles auf die Rückkehr nach Hause vor. Darüber hinaus erzeugt das Haus 75 Prozent seines Strombedarfs selbst, erklärt Elektromeister Martin Menzel, der die gesamte Anlage selbst programmiert hat. „Ziel ist es, mit minimalem Aufwand das Maximum zu erreichen.“
Vom Altbau zum intelligenten Energiemanager

Familie Menzel präsentiert einer Besuchergruppe ihr Smart Home.
Der Vorbesitzer hatte das alte Gebäude im Jahr 2007 komplett renoviert. Die Familie Menzel kaufte das Haus vor 13 Jahren. Mehrere Photovoltaikanlagen auf Dach, Carport und Schuppen sorgen für den Strom, den das Haus automatisch verteilt. Waschmaschinen oder Elektroautos beziehen nur dann Strom, wenn genügend Energie vorhanden ist oder der Strom besonders günstig ist. Selbstverständlich ist Familie Menzel weiterhin an das normale Stromnetz angeschlossen. Im Winter kaufen sie gelegentlich auch zusätzliche Energie ein.
Alltag im Smart Home

Auch Sohn Leopold Menzel ist von der vernetzten Technik begeistert. Sein Spielzeug wird mit Solarenergie betrieben.
Die Familie Menzel hat über 20.000 Euro in Energieerzeugung, Energiespeicherung und Hybridheizung investiert. Martin Menzel schätzt, dass es ohne seine hohe Eigenleistung 40.000 Euro gewesen wären. Er rechnet vor: Dank der intelligenten Steuerung konnte das Haus bis Oktober dieses Jahres bereits rund 2.500 Euro einsparen – im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als es nicht umgebaut wurde. Auch die Kinder sind beim Smart Home mit von der Partie: Sohn Leopold bastelt an seinen eigenen kleinen Solarmodulen, Tochter Wanda stöpselt das Elektroauto an. Für Ehefrau Henriette Menzel ist der Trost spürbar: „Das Haus hilft uns, bewusster zu leben. Wir verschieben den Verbrauch auf den Tag und nutzen Strom, wenn er verfügbar ist.“
VHS lädt zum Nachdenken ein

Das Elektroauto an den Ladepunkt anschließen? Kein Problem für Wanda.
Der öffentliche Rundgang durch das Haus wurde von der Volkshochschule Celle initiiert. Managerin Martina Hancke sagt: „Wir wollen den Menschen zeigen, wie nachhaltiges Leben aussehen kann. Und es ist oft so, dass man Privatpersonen mehr glaubt als einem Unternehmen.“ Pro Termin kommen etwa 10 bis 15 Besucher, viele mit ganz konkreten Fragen zum Thema Photovoltaik oder Wärmepumpe. Die VHS Celle sucht weitere Eigentümer nachhaltiger Privathäuser, die bereit sind, ihre Türen für Interessierte zu öffnen.
Inspiration für Interessierte
Besucher Axel Jakob ist selbst technikaffin: „Ich habe hier viele Ideen bekommen. Besonders spannend finde ich, wie Martin Menzel Haushaltsgeräte automatisiert. So etwas würde ich auch gerne umsetzen.“ Für viele Besucher ist der Rundgang im Smart Home eine Inspiration. Für den Austausch mit Privatpersonen findet Jakob das Angebot sehr hilfreich. Sobald er sein Haus umgebaut hat, möchte er auch offene Führungen anbieten.
Chancen und Risiken: Ein Experte ordnet ein
Doch bei einem solchen Umbau sind auch kritische Punkte zu beachten. Dr. Patrick Felke, Professor und IT-Sicherheitsforscher an der Hochschule Emden/Leer, sagt: „Smarthomes bieten Angriffsflächen. Wer Daten in der Cloud speichert, kann für Hacker interessant werden.“ Dennoch sieht Felke Fortschritte: Viele Hersteller setzen inzwischen auf „Security by Design“, also eingebaute Sicherheit von Anfang an. Sein Rat: „Vor dem Kauf sollte man prüfen, wie der Anbieter mit den Daten umgeht und ob es zu Sicherheitsvorfällen gekommen ist.“ Wer sich bewusst entscheidet, kann die Technik sicher nutzen und vom Komfort profitieren.
„Tun Sie es einfach!“
Familie Menzel verzichtet beispielsweise auch auf die Speicherung von Daten in der Cloud und ist daher nicht auf das Internet angewiesen. Martin Menzel hat sich entschieden, sein Haus für alle zu öffnen, um aufzuklären: „Man muss nicht darauf warten, dass die Politik oder der Energieversorger alles regelt. Jeder kann mit kleinen Schritten beginnen – macht es einfach.“