Bei der Gasversorgung geht Deutschland deutlich gelassener in den Winter 2025/26 als in den Vorjahren. Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren die Gasspeicher am Dienstag, 7. Oktober, zu rund 76 Prozent gefüllt. Letztes Jahr um diese Zeit waren sie zu 96 Prozent gefüllt. Und selbst wenn man es über mehrere Jahre betrachtet, waren die Gasreserven zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr so niedrig. Auch dieses Mal liegt Deutschland weit hinter dem EU-Durchschnitt (83 Prozent). Das letzte Mal, dass Deutschland zu diesem Zeitpunkt über so wenig Gas verfügte, war im Oktober 2021 – kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die Entwicklung zeichnete sich bereits im Sommer ab.
Experten sehen diese Entwicklung jedoch als entspannt an. „Speicherstände von 70 bis 80 Prozent Anfang Oktober halte ich nicht für besorgniserregend“, sagt Prof. Dr. Franziska Holz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) laut einer Stellungnahme des Science Media Center (SMC). Deutschland kann im Winter einen Großteil seines Bedarfs durch Importe aus verschiedenen Quellen decken. „Bei Importen, insbesondere aus Norwegen und in Form von Flüssigerdgas (LNG), kann ich in den nächsten Monaten keine Einschränkungen absehen, die die Erdgasversorgung gefährden würden“, sagte Holz.
So lange reicht die Lagerung
Auch Prof. Dr. Jochen Linßen vom Forschungszentrum Jülich bestätigt: „Die Gasversorgungslage in Europa und Deutschland kann derzeit trotz geringerer Speicherbestände in Deutschland als stabil angesehen werden.“ Die vier LNG-Terminals ermöglichten eine stabile Versorgung von 350 bis 450 Gigawattstunden pro Tag, ergänzt durch hohe Pipelineimporte aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien.
Mit dem aktuellen Speicherstand von 191 Terawattstunden könnte Deutschland allein aus den Speichern mehr als einen ganzen Monat lang versorgt werden. Mit Kapazitäten von über 25 Prozent des Jahresverbrauchs gehören die deutschen Speicher zu den umfangreichsten in Europa.
Warum weniger Gas gespeichert wurde
Der Grund für die Zurückhaltung, die den ganzen Sommer über anhielt, dürften die Einkaufspreise sein. Diese hätten sich zwischen Sommer und Winter nicht so sehr unterschieden. „Im Jahr 2025 lagen die Day-Ahead-Gaspreise das ganze Jahr über stabil zwischen 45 Euro pro Megawattstunde und rund 35 Euro pro MWh“, erklärt Linßen. „Derzeit wird versucht, eine Balance zwischen wirtschaftlicher Abfüllung und Versorgungssicherheit zu finden.“
Den Vorschriften zufolge müssen deutsche Gasspeicher zu den Stichtagen 1. Oktober und 1. Februar über bestimmte Füllstände verfügen. Langsam befüllbare Speicher wie Deutschlands größter Speicher in Rheden müssen zu 45 Prozent, schnell befüllbare zu 80 Prozent gefüllt sein. Davon sind wir aktuell nicht mehr weit entfernt.
Auch wenn die Forscher die Lage grundsätzlich nicht als kritisch einschätzen, weisen sie darauf hin, dass sich die Versorgungslage insbesondere im Winter schnell verschlechtern kann. Dazu genügten ein sehr kalter Winter und eine lebhafte Wirtschaft. Eine Verschlechterung der Sicherheitslage in Ländern, die LNG exportieren, könnte schnell zum Problem werden.
(mki)