
Kalifornien. Die Weltnaturkonferenz in Cali, Kolumbien, endete ohne Einigung über bestimmte Finanzierungsfragen. Die Vertreter von rund 200 Ländern konnten sich in der Nacht auf der 16. UN-Konferenz über biologische Vielfalt (COP16) nicht einigen. „Das Ziel, die Naturzerstörung bis 2030 zu stoppen und sogar umzukehren, liegt nach dieser Konferenz noch in weiter Ferne“, sagte Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland.
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„Es ist bedauerlich, dass die Weltnaturkonferenz zu Ende gegangen ist, ohne dass eine Strategie beschlossen wurde, wie weitere Mittel für den Naturschutz eingeworben werden können“, sagte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

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Das Ende der Weltnaturkonferenz sei eine „Peinlichkeit“ gewesen, sagte die Umweltstiftung WWF. „Nach einer zwölfstündigen Abschlussplenumssitzung musste die Konferenz trotz offener Tagesordnungspunkte abrupt beendet werden. Es waren nicht mehr genügend Delegierte im Saal, um ein Quorum zu bilden.“
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Gräben in Länder des globalen Südens
Die Blockade des Biodiversitätsfonds durch die EU am Ende der Konferenz habe die Gräben zwischen Industrieländern und Ländern des globalen Südens vertieft, sagte Jannes Stoppel, Politikexperte bei Greenpeace Deutschland. „Die bisher positive Konferenz endete nun mit der bitteren Note eines zunehmenden Vertrauensverlusts.“ Dass es keine Einigung über den globalen Biodiversitätsfonds gab, habe gravierende Auswirkungen auf das ohnehin schon stark angespannte Vertrauensverhältnis zwischen Industrieländern und den Ländern des globalen Südens, hieß es weiter vom WWF.
Eine Finanzierungsstrategie wurde nicht verabschiedet – und aufgrund des Fehlens dieser Vereinbarung und des fehlenden Quorums im ohnehin schon halbleeren Raum wurde letztlich der Mechanismus, mit dem die Staaten ihre Umsetzungsergebnisse messen sollten, aus der endgültigen Entscheidung gestrichen.

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Die Sonne dimmen, um die Klimakrise zu stoppen – was wie Science-Fiction klingt, wird in den USA tatsächlich erforscht. Allerdings ist das sogenannte solare Geoengineering nicht unumstritten. Während einige darin die letzte Hoffnung sehen, ist es für andere der Anfang allen Übels.
Zu den Lichtblicken in Cali gehörten laut WWF ein Durchbruch beim Schutz artenreicher Meeresgebiete und die stärkere Beteiligung indigener Bevölkerungsgruppen, lokaler Gemeinschaften und ihres traditionellen Wissens. Die Delegierten hatten vereinbart, einen Unterausschuss einzurichten, um indigene Völker in künftige Diskussionen und Entscheidungen zum Naturschutz einzubeziehen.
„Es freut mich besonders, dass die Stimme indigener Völker und lokaler Gemeinschaften gestärkt wird – denn sie spielen eine äußerst wichtige Rolle beim globalen Schutz der Artenvielfalt“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke in einer Erklärung zum Abschluss der Konferenz. „Die intensiven Verhandlungen der letzten zwei Wochen haben uns auch deutlich gemacht, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.“
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Umsetzung des Weltnaturvertrags
Bei dem Treffen ging es vor allem um die technische Umsetzung des vor zwei Jahren verabschiedeten Weltnaturvertrags sowie um Finanzierungsfragen. In Montreal einigten sich 2022 rund 200 Länder auf 23 Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen.
So wurde beispielsweise vereinbart, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen zu schützen. Darüber hinaus sollen die Industrieländer bis 2025 jährlich rund 20 Milliarden US-Dollar für den Schutz der Artenvielfalt bereitstellen.
RND/dpa
https://www.kn-online.de/politik/kolumbien-weltnaturkonferenz-endet-ohne-einigung-finanzierungsfragen-weiterhin-offen-BVYQHLKACBOWVNIM63MPLRTKWM.html