Die Behörden in Sachsen-Anhalt haben die Zahl der Verletzten durch den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erneut nach oben korrigiert. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) unter Berufung auf das Innenministerium von Sachsen-Anhalt berichtete, wurden bis Mittwoch 299 Verletzte registriert. Zuvor war von 235 Verletzten die Rede gewesen. Fünf Menschen starben bei dem Anschlag.
Der Opferbeauftragte des Bundes, Roland Weber, sprach im MDR von insgesamt 531 Opfern. Dabei handle es sich aber nicht nur um Tote oder Verletzte, sondern etwa auch um Angehörige und traumatisierte Augenzeugen. Sie werden offiziell als Opfer geführt. Laut Weber gehören alle Menschen dazu, die sich selbst als betroffen bezeichnen, auch jene, „die an der Psyche verletzt wurden, die sich einfach nicht gut fühlen“. Wer wirtschaftliche Einbußen erlitten habe, werde ebenfalls als Betroffener gesehen.
Mögliches Behördenversagen soll aufgeklärt werden
Bei dem Anschlag kurz vor Weihnachten war ein 50-Jähriger mit einem Auto auf den Weihnachtsmarkt gefahren und hatte auf seiner mehrere Hundert Meter reichenden Fahrt Besucherinnen und Besucher erfasst. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Arzt aus Saudi-Arabien, der sich vor der Tat im Internet wiederholt islamfeindlich und verschwörungstheoretisch geäußert hatte. Den deutschen Behörden war der Tatverdächtige bereits vor dem Anschlag bekannt.
Angesichts der Auffälligkeit des Tatverdächtigen schon vor dem Anschlag sowie von dessen Ausmaß gibt es Kritik an den Behörden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte in einer Sitzung des Innenausschusses des Bundestags, die sich mit möglichem Behördenversagen befasste, umfassende Aufklärung zu. Mehreren Bundestagsabgeordneten zufolge hatten die deutschen Behörden vor dem Anschlag zahlreiche Hinweise auf den mutmaßlichen Täter. Vorwürfe gegen Verantwortliche gibt es auch im Zusammenhang mit dem Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts.