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Wehrpflicht: Strack-Zimmermann warnt vor „Zockern“ bei der Wehrpflicht

Der Vorschlag eines Lotteriesystems zur Rekrutierung neuer Militärangehöriger stößt bei anderen Verteidigungspolitikern auf Ablehnung. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europäischen Parlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) warnte, Deutschland dürfe nicht „zufällig verteidigt“ werden. Nötig sei „kein Glücksspiel, sondern ein klares, faires und rechtsstaatliches Konzept“, sagte sie.

Wenn im Vorfeld über ein Losverfahren gestritten werde, anstatt gemeinsam eine „überlegte Lösung“ zu entwickeln, sei es „kaum verwunderlich, dass kein tragfähiger Kompromiss gefunden wurde“, sagte Strack-Zimmermann. Sie warf der schwarz-roten Regierung „planlose Zwietracht“ vor.

Der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick Sensburg, sprach sich für das Nachbesetzungsverfahren anstelle des Losverfahrens aus, wenn nicht genügend Reservisten rekrutiert werden könnten. „Das wäre die einfachere und gerechtere Option“, sagte er der Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Denn so würden die Qualifiziertesten ausgelost. Dennoch könne eine zufällige Auswahl nicht ausgeschlossen werden: „Eine Auswahl wird so oder so stattfinden.“

Bedenken hinsichtlich mangelnder Motivation

Reinhold Robbe, ehemaliger Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages, wies darauf hin, dass sich zufällig ausgewählte Rekruten wie Verlierer fühlen könnten. Der SPD-Politiker sagte, dass man dann wenig Motivation für den Dienst aufbringen könne, „das ist katastrophal“. Ein Losverfahren ist völlig ungeeignet.

Robbe plädierte dafür, zunächst abzuwarten, ob das von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) geplante Modell zum gewünschten Erfolg führen werde. Er plant eine Reform des Militärdienstes nach schwedischem Vorbild. Seit 2017 müssen sowohl Männer als auch Frauen im Alter von 18 Jahren einen Fragebogen ausfüllen, auf dessen Grundlage geeignete Kandidaten angesprochen werden.

Aus rechtlicher Sicht ist das Modell eins WehrpflichtAllerdings gab es in der Vergangenheit immer genügend Freiwillige, die sich freiwillig für den Dienst zur Verfügung stellten. Pistorius plant, junge Menschen in Deutschland einen Fragebogen ausfüllen zu lassen und anschließend gezielt potenzielle Rekruten einzuladen. Allerdings soll das Ausfüllen des Fragebogens nur für Männer verpflichtend sein.

Streit um Wehrdienstrecht

Langfristig sprach sich Robbe für die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland aus. Dies soll dann für Männer und Frauen gleichermaßen gelten. Da es derzeit jedoch keine Mehrheiten dafür gibt, muss zunächst mehr getan werden, um eine breitere Akzeptanz für die Landes- und Bündnisverteidigung zu erreichen.

Am Dienstag wurde eine geplante Pressekonferenz, auf der die Bundesregierung das neue Wehrdienstgesetz vorstellen wollte, überraschend abgesagt. Dies löste einen neuen Streit in der Koalition aus. Unionspolitiker warfen Pistorius eine Torpedierung des Gesetzgebungsverfahrens vor, was der SPD-Politiker zurückwies.

Die Union befürwortet ein Losverfahren, das greifen soll, wenn die geplanten zusätzlichen 80.000 Rekruten für die Bundeswehr kann nicht freiwillig erreicht werden. Die SPD und vor allem die Verteidigungsministerin lehnen dies vorerst ab und wollen es noch nicht gesetzlich verankern.

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