Berlin – Für Außenminister Johann Wadephul steht die Welt auf dem Kopf. Von seiner eigenen Partei, der CDU, erntet er heftige Kritik, bei SPD und Grünen erhält er für seine Äußerungen zur Rückkehr der Syrer in ihre Heimat Zustimmung.
Während seines Besuchs in Harasta (at Damaskus) Wadephul war schockiert über die Zerstörung. Eine Rückkehr nach Syrien sei „zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr eingeschränkt möglich, da ein Großteil der Infrastruktur in diesem Land tatsächlich zerstört ist“.
Zustimmung kommt vom linken Flügel der SPD. Adis Ahmetovic (32), außenpolitischer Sprecher SPD-Bundestagsfraktion, sagte zu BILD: „Die SPD-Fraktion teilt die Einschätzung von Außenminister Wadephul, dass eine Rückführung nach Syrien zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr eingeschränkt möglich ist.“ Auf BILD-Anfrage sagte er: „Die Lage im Land bleibt instabil, große Teile der Infrastruktur sind zerstört und ein sicheres, menschenwürdiges Leben ist für viele dort nicht gewährleistet.“
Adis Ahmetovic (32) ist außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Ahmetovic wiederholt, was Wadephul gesagt hat: „Gleichzeitig ist es für sie Bundesregierung „Es besteht kein Zweifel daran, dass Schwerverbrecher abgeschoben werden sollten, wie auch der Außenminister in Damaskus klar gesagt hat.“
Allerdings heißt es im Koalitionsvertrag, dass Abschiebungen bei Kriminellen und Gefährlichen „ansetzen“ sollen. Mit anderen Worten: Auch andere Personengruppen sollten abgeschoben werden.
„Wer wird ein zerstörtes Land wieder aufbauen?“
Dies forderte in BILD auch Unionsfraktionsvize Günter Krings (56), der alle ausreisepflichtigen Syrer abschieben will. Er bezeichnete Wadephuls Argument, Syrien sei zu stark zerstört, als „sehr unangemessen“. Krings: „Denn wer soll ein zerstörtes Land wieder aufbauen, wenn die eigenen Bürger das nicht tun?“
Die Grünen nutzen Wadephul, um Dobrindt zu kritisieren
Unterdessen erhält Wadephul Unterstützung von den Anti-Abschiebe-Grünen. Innenpolitikerin Lamya Kaddor (47, Grüne) teilte einen Beitrag zum Thema „Es kann vorerst keine Massenabschiebungen in dieses Syrien geben, wie Innenminister Dobrindt es plant“, schrieb Kaddor, der Wadephul auf der Delegationsreise nach Syrien begleitete. „Vielleicht sollte sich auch Innenminister Dobrindt vor Ort ein Bild machen, anstatt seine Reisen öffentlich zu machen.“ Taliban-Freunde nach Kabul zum Nachdenken.“
Neben Wadephul in Syrien: Grünen-Politikerin Lamya Kaddor (r.)
Als Innenminister treibt Dobrindt die Migrationswende voran und will Abschiebungen sowohl nach Syrien als auch nach Afghanistan vorantreiben. Den Grünen, deren frühere Außenministerin Annalena Baerbock (44) sich für die Aufnahme von Afghanen in Deutschland eingesetzt hatte, ist der CSU-Politiker ein Dorn im Auge.
„Lassen Sie sich von einem Schnappschuss verzaubern“
Kritik an Wadephul kommt nicht nur aus den eigenen Reihen, sondern auch von Heiko Teggatz, dem Vorsitzenden der Bundespolizei.Union. Teggatz sagte zu BILD: „Ich bin mir sehr sicher, dass es in Syrien Regionen gibt, in denen Menschen menschenwürdig leben können. Insofern gehe ich davon aus, dass sich der Außenminister von einem Schnappschuss blenden ließ.“ Wadephuls Äußerungen gefährden die vom Innenminister eingeleitete Migrationswende.
Teggatz betont: „Mr Wadephul sollte seine Maßnahmen auf den Aufbau diplomatischer Beziehungen mit der syrischen Regierung beschränken. Weder mehr noch weniger.“
