Nachrichtenportal Deutschland

Was wollte Hülkenberg damit andeuten?

Was wollte Hülkenberg damit andeuten?

(Motorsport-Total.com) – Nico Hülkenberg lag beim Formel-1-Rennen in Aserbaidschan lange auf Kurs zu einem zehnten Platz, am Ende überquerte der Deutsche die Ziellinie jedoch auf Rang elf, obwohl Sergio Perez und Carlos Sainz zwei Runden vor Schluss crashten, wodurch der Haas-Pilot eigentlich Achter hätte werden müssen. Was war passiert?

Foto zur News: "Ich möchte nicht näher darauf eingehen": Was hat Hülkenberg vorgeschlagen?

Nico Hülkenberg in seiner Haas-Garage am Baku-Wochenende

Zoom

Herunterladen

„Es war ein gutes Rennen, es sah vielversprechend aus“, sagte der gebürtige Emmericher gegenüber ServusTV„Ich glaube, es war P10, bevor Carlos und Checo den Unfall hatten und eigentlich war alles unter Kontrolle und dann ist in den letzten beiden Runden viel schiefgegangen. Es sind ein paar Sachen passiert, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Aber ja, wir haben das Rennen und ein Punkteergebnis verloren.“

Doch was meinte Hülkenberg? Der 37-Jährige verlor innerhalb kürzester Zeit drei Positionen. Zunächst an Williams-Pilot Franco Colapinto, bevor kurz darauf auch Lewis Hamilton im Mercedes und sein Teamkollege Oliver Bearman durchrutschten. Der Mittelfeldkampf war in der TV-Übertragung aufgrund des spannenden Kampfes an der Spitze zwar nicht zu sehen, die Onboard-Aufnahmen des Haas-Piloten klären allerdings auf.

Onboard-Kamera: Hülkenberg küsst die Mauer in Runde 48

„Platter Reifen. Ich glaube, ich habe die Mauer berührt“, funkte Hülkenberg am Ende der 48. Runde an sein Team. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hülkenberg noch rund 2,5 Sekunden Vorsprung auf Colapinto, und tatsächlich war er eingangs von Kurve 15 zu weit rechts und streifte die Leitplanke.

„Ok Nico, der Druck sieht noch gut aus“, versicherte Renningenieur Gary Gannon. „Schalte Push-Modus ein, die Reifendrücke sind ok“, ergänzte er kurz darauf. Doch Colapinto war schon fast am Haas vorbei und legte vor Kurve drei in Runde 49 das letzte Überholmanöver hin.

Telemetriedaten zeigen, dass Hülkenberg, nachdem er in Runde 48 die Mauer geküsst hatte, auf dem Weg zur Start- und Ziellinie fast zwei Sekunden auf seine vorherige Zeit verlor. Der Fahrfehler selbst kostete nur rund zwei Zehntel. War Hülkenberg also einfach im falschen Motormodus?

Was der sogenannte „In-Button“ sein könnte

„Ich bin schon im Schubmodus“, antwortet er über Funk auf Gannons Anfrage, der erwidert: „In-Knopf aus. Du musst den In-Knopf ausschalten, der ist gerade aktiviert, also deaktiviere ihn.“ Hülkenberg antwortet: „Der geht nicht.“

Nico Hülkenberg mit seinem Renningenieur Gary Gannon vor dem Start des Rennens in Baku

Zoom

Herunterladen

Den Telemetriedaten zufolge verlor Hülkenberg in Runde 49 auf den Geraden des ersten Sektors eine Sekunde, was Colapinto vor Kurve drei leichtes Spiel verschaffte. Möglicherweise drückte der Deutsche nach dem Einschlag in die Mauer den sogenannten „In-Button“, weil er dachte, der Reifen sei hinüber. Der Button könnte bedeuten, dass man in die Box kommt, also auf einer „Inlap“, was wiederum dazu führte, dass der Haas in einen langsameren Motormodus wechselte.

In Sektor zwei gab sein Renningenieur Entwarnung: „Das Auto ist jetzt OK, noch zwei Runden, wenn du über die Ziellinie bist.“ Und sofort war der Speed ​​auf den Geraden wieder da, die Position gegen den Williams war allerdings schon verloren.

Perez-Sainz-Crash: Hülkenberg reagiert zu langsam

Das nächste Missgeschick passierte eine Runde später, als Hülkenberg im ersten Sektor auf die verunglückten Perez und Sainz traf und über diverse Trümmerteile fahren musste. Zu diesem Zeitpunkt galt für diesen Mini-Sektor lediglich die gelbe Flagge, ehe der Monitor nach der Unfallstelle wieder Grün zeigte. Hülkenberg war aber noch immer so langsam, dass Hamilton und sein Teamkollege Bearman von hinten aufkamen und ihn in Kurve drei überholten.

„Ich bin mit dem Frontflügel in die Trümmer geraten“, funkte der Deutsche nach dem Zwischenfall. „Wir prüfen das“, antwortete Gannon, bevor das virtuelle Safety Car aktiviert wurde, während Hülkenberg in der Castle Section der 50. Runde nun hinter Colapinto, Hamilton und Bearman lag.

„Verdammt, wie können die das nicht“, flucht Hülkenberg übers Teamfunk, bevor sein Renningenieur eingreift: „Virtuelles Safety Car. VSC.“

Es scheint, als hätte Hülkenberg angesichts der Schwere des Unfalls bereits mit der Aktivierung des virtuellen Safety Cars gerechnet, was letztlich dazu führte, dass Hamilton und Bearman die grüne Flagge früher sahen. Auch George Russell, Vorsitzender der Fahrervereinigung GPDA, zeigte sich nach dem Rennen überrascht: „Ich war schockiert, dass das Safety Car bzw. das VSC nicht früher auf die Strecke gegangen ist.“

Hülkenberg entschuldigt sich bei Haas: „Ich habe euch enttäuscht“

Am Ende bleibt für Hülkenberg nur Enttäuschung, wie der Funkverkehr nach der Zieldurchfahrt deutlich macht. „Zielflagge, Nico. Zielflagge. Drück den In-Knopf. Tut mir leid, Nico“, sagt Renningenieur Gannon. Hülkenberg antwortet: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich muss mich entschuldigen. Ich habe dich im Stich gelassen, ich habe uns heute im Stich gelassen. Das war eigentlich eines unserer besten Rennen dieses Jahr.“ Gannon entgegnet: „Ja Nico, es ist brutal, aber wir sitzen alle im selben Boot.“

Zu allem Überfluss überholte der Deutsche nach der Zieldurchfahrt seinen Teamkollegen Oliver Bearman, obwohl auf der Strecke noch VSC-Bedingungen herrschten. Die Rennleitung sprach für diesen Vorfall eine Verwarnung aus.

Im Interview danach kann Hülkenberg immerhin sagen, dass seine Leistung nach einem ungewohnt schwachen Qualifying am Samstag deutlich besser war: „Ich konnte das Ruder herumreißen und habe quasi die Nuss geknackt“, sagt er bei ServusTV„Denn am Freitag und gestern habe ich mich im Auto nicht wohl gefühlt.“

„Aber heute habe ich es irgendwie hinbekommen und noch ein bisschen Harmonie und Performance ins Auto gefunden, was natürlich schön und gut und wichtig ist. Leider einen Tick, einen Tag, zu spät, aber gut, es ist, wie es ist. Trotzdem denke ich, dass wir mit dem Rennen größtenteils zufrieden sein können.“

Die mobile Version verlassen