Ein Mann fährt am Neujahrsmorgen gegen 3.15 Uhr Ortszeit im French Quarter, einem beliebten Ausgehviertel von New Orleans, mit einem Pick-up-Truck in eine feiernde Menschenmenge – laut den Ermittlern mit sehr hoher Geschwindigkeit. Er tötet 14 Menschen, 35 weitere werden verletzt. Nach seiner Fahrt schießt der Täter auf Polizisten und stirbt bei einem Schusswechsel mit den Beamten. Was bisher über den Anschlag bekannt ist:
Wer ist der Täter?
Laut FBI handelt es sich bei dem Täter um einen 42 Jahre alten in Texas geborenen US-Staatsbürger namens Shamsud-Din Jabbar. Laut einem Sprecher der amerikanischen Streitkräfte diente er von 2007 bis 2015 im aktiven Dienst und anschließend bis 2020 in der Reserve. Er soll in der Personalabteilung und als Spezialist für Informationstechnologie gearbeitet haben und einmal in Afghanistan stationiert gewesen sein.
Laut amerikanischen Medien studierte Jabbar von 2015 bis 2017 Computertechnologie an der Georgia State University und war bei einer Beratungsfirma angestellt. Wie die „New York Times“ berichtete, heiratete der Täter vor sieben Jahren eine Texanerin, mit der er einen Sohn hat, reichte vor vier Jahren jedoch die Scheidung ein. Diese wurde im September 2022 rechtskräftig.
Das FBI veröffentlichte am Donnerstag ein aktuelleres Bild des Täters. Das Passfoto zeigt einen Mann mit kurzen schwarzen Haaren, angegrautem Bart und dunkelbraunen Augen.
Was sind die Hintergründe der Tat?
Laut US-Präsident Joe Biden hatte der Täter einen Fernzünder für Sprengsätze in seinem Fahrzeug. Biden sagte am Donnerstag, das FBI habe ihn darüber informiert, dass der Angreifer alleine gehandelt habe. Er sei es auch gewesen, der wenige Stunden vor der Terrortat Sprengsätze in Kühltruhen an anderen Orten im French Quarter platziert habe.
Einen Tag zuvor hatte Biden mitgeteilt, Jabbar sei Sympathisant der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gewesen. Er habe Videos in den sozialen Netzwerken hochgeladen, die „darauf hindeuten, dass er vom IS inspiriert wurde, insbesondere sein Wunsch zu töten“. Im Fahrzeug wurde außerdem eine IS-Fahne sichergestellt.
Vom FBI hieß es am Mittwoch, Jabbar habe seine Unterstützung des IS in mehreren Beiträgen in den sozialen Medien und in Videos mitgeteilt. Wie amerikanische Medien zuvor berichtet hatten, nahm der Mann vor der Tat eine Reihe von Videos auf, die an seine Familie gerichtet waren. Darin äußerte er demnach, eigentlich habe er seine Familie und Freunde töten wollen. Er habe dann jedoch Bedenken gehabt, der „Krieg zwischen Gläubigen und Ungläubigen“ erfahre in diesem Zusammenhang in den Medien nicht genug Aufmerksamkeit.
Der Ehemann der Ex-Frau des Täters äußerte, Jabbar sei zum Islam konvertiert und habe sich jüngst auffällig verhalten. Um weitere Informationen über das Motiv des Täters zu erhalten, werden nach Informationen des FBI drei Mobiltelefone und zwei Laptops ausgewertet.
Gibt es einen Zusammenhang mit der Explosion in Las Vegas?
US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas warnte davor, aufgrund einiger Ähnlichkeiten zwischen dem Attentat in New Orleans und der Explosion eines Elektroautos in Las Vegas einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen zu sehen. Beide Fahrzeuge wurden über dieselbe Vermittlungsplattform angemietet. „Das stellt nicht unbedingt eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen her“, sagte Mayorkas. „Ich denke, wir wissen noch nicht genug.“
FBI-Ermittler hatten zuvor ebenfalls gesagt, dass die Bundespolizeibehörde derzeit keinen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und der Explosion des Tesla-Cybertrucks sieht.
Bei der Person, die in dem Auto verbrannte, handelte es sich nach Angaben der Polizei, die sich auf einen Bericht des Gerichtsmediziners von Clark County beruft, um einen US-Armeesoldaten aus dem Bundesstaat Colorado, der in Deutschland stationiert gewesen sei.
Der 37-Jährige habe sich selbst durch einen Schuss in den Mund getötet. Da die Leiche des Mannes bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war, musste die Polizei für die endgültige Identifizierung die Ergebnisse einer DNA-Analyse abwarten. Die Strafverfolgungsbehörden fanden zudem einen Militärausweis, einen Reisepass, ein iPhone und Kreditkarten in dem Tesla-Fahrzeug.
Ein naher Verwandter des Mannes sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Mann sei ein begeisterter Soldat und ein Anhänger des designierten US-Präsidenten Donald Trump gewesen. Aus US-Kreisen verlautete, der Mann sei unter anderem mit dem Bronze Star für Tapferkeit ausgezeichnet worden. Er habe fünf Kampfeinsätze in Afghanistan absolviert.
Der Cybertruck war am Neujahrsmorgen vor einer Tür des Trump-Hotels abgestellt worden und dort explodiert. Dabei kam der Fahrer ums Leben, und es wurden sieben weitere Personen verletzt. Im Kofferraum befindliche Benzinkanister und Feuerwerkskörper sollen Teil einer Sprengvorrichtung gewesen sein, die der Fahrer unter seiner Kontrolle gehabt habe.
Die Polizei von Las Vegas äußerte schon am Mittwoch, es gebe dort keine Bedrohungslage mehr. Tesla-Chef Elon Musk sei im Zuge der Ermittlungen behilflich gewesen und habe unter anderem Videos von Aufladestationen entlang der Route bereitgestellt.
Hatte der Täter von New Orleans Komplizen?
Entgegen erster Vermutungen stellte das FBI am Donnerstag klar, der Mann habe allein gehandelt. Von mehreren möglichen Sprengsätzen, die untersucht wurden, stellten sich laut der Bundespolizei nur zwei als einsatzfähig heraus. Diese waren am Mittwoch im French Quarter in New Orleans gefunden und unschädlich gemacht worden.
Eine Videoaufnahme möglicher Mittäter, die Sprengkörper in der Innenstadt von New Orleans platziert hatten, stellte sich später als Falschmeldung heraus. Wie das FBI am Donnerstag mitteilte, gibt es Videoaufnahmen, die zeigen, wie Jabbar selbst die zwei Sprengsätze in Kühlboxen in der Innenstadt deponiert.
Die Justizministerin von Louisiana, Liz Murrill, äußerte am Mittwochabend, die Sprengsätze seien offenbar in einem Airbnb in New Orleans hergestellt worden, das zu diesem Zweck gemietet worden sei. Am Mittwochmorgen habe es einen Wohnungsbrand gegeben, „der mit dieser Tat im Zusammenhang stand“. Ein Lokalpolitiker äußerte zuvor, der Täter habe vor der Attacke in einem Airbnb übernachtet.
Wer sind die Opfer?
Zu den 14 Todesopfern gab es zunächst nur wenige Informationen. Die Polizei teilte nach der Tat mit, es handele sich vor allem um Einheimische. Öffentlich identifiziert sind bislang ein Student der University of Alabama, ein Vater von zwei Kindern, der den Jahreswechsel mit seinem Cousin gefeiert hatte, ein 28 Jahre alter Mann, der aus New York angereist war, und eine 19 Jahre alte Frau, die nach ihrem Schulabschluss in wenigen Monaten ihre Ausbildung zur Krankenschwester begonnen hätte.
Der genaue Zustand der vielen Verletzten ist unklar. Zwei Polizisten kamen nach dem Schusswechsel mit dem Täter verletzt ins Krankenhaus, sind aber in stabilem Zustand.
Gab es Lücken bei den Sicherheitsvorkehrungen?
Nach Angaben der Stadt waren neue Barrieren, die anlässlich des Super Bowl im Februar installiert werden sollen, kurz vor der Inbetriebnahme. Zum Zeitpunkt des Attentats gab es allerdings nur Plastikbarrieren und ein am Eingang der Straße geparktes Polizeiauto, das der Attentäter mit dem etwa zweieinhalb Tonnen schweren Pick-up-Truck umfahren hatte.
Der Gouverneur von Louisiana, Jeff Landry, gab am Mittwoch Fehler zu, die „wir in Ordnung bringen“. Er versicherte künftigen Besuchern, die Stadt sei „heute sicherer als gestern“.
Trotz des tödlichen Angriffs sollte am Donnerstag der von Mittwoch verschobene Sugar Bowl in New Orleans stattfinden. Zu dem traditionellen Turnier zweier College-Football-Mannschaften kommen gewöhnlich viele Zuschauer.