Während normale Menschen entspannt in das Wochenende starteten, ereignete sich auf dem Kryptomarkt der größte Absturz aller Zeiten. Bitcoin brach gestern Abend auf unter 105.000 US-Dollar ein, Ethereum auf rund 3.500 US-Dollar. Einige Altcoins fielen nach einem historischen Sturzflug um über 50 Prozent. Ethena (ENA) und Pump.fun (PUMP) beispielsweise stürzten auf der weltweit größten Kryptobörse Binance um 70 bzw. 91 Prozent ab – und das innerhalb weniger Minuten. Der IP-Token des Story Protocol fiel für einige Sekunden von 9 $ auf 1 $. Insgesamt wurden über 1,5 Millionen Kryptohändler liquidiert. Aber was war der Grund?
Aufflammen des Handelskrieges
Auslöser des Flash-Crashs war, dass US-Präsident Trump als Reaktion auf einen Politikwechsel in Peking mit einer „massiven Erhöhung der Zölle“ auf chinesische Importe drohte. Am Donnerstag teilte das chinesische Handelsministerium mit, dass ausländische Unternehmen eine Lizenz benötigen würden, um Produkte mit mehr als 0,1 Prozent Seltenen Erden aus dem Land zu exportieren. Die Nachricht traf ohnehin nervöse Märkte, nachdem der US-Aktienmarkt im Zuge des anhaltenden KI-Hypes von einem Hoch zum nächsten raste. Der S&P 500 verlor 2,7 Prozent und der Nasdaq korrigierte um mehr als 3,5 Prozent.
Als Donald Trump daraufhin zusätzliche Zölle von bis zu 100 Prozent auf chinesische Importe und neue Exportbeschränkungen für kritische Software ankündigte und es hieß, er habe ein Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping abgesagt, konzentrierten sich die Marktturbulenzen nach Börsenschluss auf den rund um die Uhr handelbaren Kryptomarkt. Auch hier herrschte nach dem jüngsten Bitcoin-Allzeithoch starke Euphorie und eine sehr bullishe Positionierung der Anleger. Allerdings sagte der US-Präsident später, er sei weiterhin zu einem Treffen mit Xi bereit und könne die Zollerhöhung zurücknehmen, wenn China vor dem 1. November seinen Kurs umkehre. Es sei daher möglich, dass sich die Störungen schneller gelöst hätten als zunächst angenommen.
Massaker an den Terminbörsen
Ein Händler, der erst gestern eine massive Short-Position auf Bitcoin und Ethereum aufgebaut und über 160 Millionen US-Dollar Gewinn gemacht hat, hinterlässt einen schlechten Nachgeschmack. Der Zeitpunkt der Investition lässt auf Insiderinformationen aus Trumps Umfeld schließen.
Während der Aktienmarkt bereits überhitzt war und nach Gründen für einen Rückschlag suchte, übernahm jüngst auch die Hebelwirkung im Altcoin-Bereich erneut die Oberhand. Grund dafür ist auch der Erfolg der ewigen Terminbörse Hyperliquid. Für eine hohe Hebelwirkung sorgten Krypto-Investoren, die gehebelte Positionen bei Bitcoin und Co. einnahmen, um die Airdrops neuer Perp-Plattformen zu farmen. Nachdem alle Long-Positionen aus den Orderbüchern gelöscht wurden, kam es sogar zu einem automatischen Deleveraging von Short-Positionen.
Der Krypto-Analyst Conor Grogan berichtet aus dem Hyperliquid-Universum: „Ich habe 1010 Händler gezählt, die heute mehr als 100.000 US-Dollar verloren haben, und 206 Händler, die heute mehr als 1 Million US-Dollar bei Hyperliquid verloren haben. 358 dieser Konten haben alles verloren und haben ~0 Guthaben, darunter eine Person, die alle 19 Millionen US-Dollar auf ihrem Konto verloren hat.“ Auch der Krypto-Händler „Machi Big Brother“ wurde in das Blutbad verwickelt, doch es sieht sportlich aus:
Größte Krypto-Liquidation aller Zeiten
Nach dem Schock verstärkten Zwangsliquidationen den Ausverkauf. Die Zahlen variieren je nach Quelle stark, aber eines ist klar: Es war die größte Liquidation im Kryptomarkt aller Zeiten. Zum Vergleich: Beim Covid-Crash beliefen sich die Liquidationen auf rund 1,2 Milliarden US-Dollar bei einer Marktkapitalisierung von rund 300 Milliarden US-Dollar (≈0,4 Prozent). Beim FTX-Schock gab es rund 1,6 Milliarden US-Dollar an Liquidationen mit einem Gesamtwert von rund 1 Billion US-Dollar (≈0,16 Prozent). Heute belaufen sich die Liquidationen auf 19,3 Milliarden US-Dollar; Bezogen auf die Marktkapitalisierung von rund 4,2 Billionen US-Dollar entspricht dies etwa 0,46 Prozent – etwas höher als bei Covid und fast dreimal so hoch wie beim FTX-Crash.
In der Vergangenheit haben sich diese Momente als die besten Kaufgelegenheiten erwiesen. Auch dieses Mal hat sich am Anlagenarrativ der großen Coins grundsätzlich wenig geändert. Nachdem die Treiber der Krypto-Rallye weiterhin intakt sind, das offene Interesse jedoch praktisch vollständig ausgelöscht wurde, sehen einige derzeit eine günstige Einstiegsmöglichkeit. Wer den Absturz ausnutzen und Bitcoin oder andere Kryptowährungen kaufen möchte, kann dies unter anderem bei Bitpanda tun.
Kurzfristig bleibt jedoch abzuwarten, ob weitere Akteure „infiziert“ werden. Marktbeobachter führen den Absturz auch auf den Zusammenbruch eines großen Market Makers oder einer Börse zurück. Nicht zuletzt hat FTX gezeigt, dass Privatanleger immer gut beraten sind, Kryptowährungen vorsorglich auf Hardware-Wallets zu übertragen.
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Quellen
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