
Bei manchen wird es noch ein paar Tage dauern, bis Googles neue KI-Funktion auf dem Bildschirm erscheint. Das Digitalunternehmen stellt seit der Nacht von Dienstag auf Mittwoch seine Server in vierzig Ländern um, was noch eine Weile dauern wird. Aber bald werden alle von uns, die die Suchmaschine Google als Tor zur digitalen Welt sehen, den „KI-Modus“ im Google-Such-Tab finden.
Wer sich darauf einlässt, sieht das Internet plötzlich völlig neu. Denn anders als bei der aktuellen KI-Suche, deren Antwort das Digitalunternehmen den Trefferergebnissen mit Quellen voranstellt, diese aber dennoch – ganz nach seinen Wünschen – anzeigt, sind Nutzer künftig mit Google allein.
Der Chatbot weiß alles
Die Suchmaschine wird zum Chatbot, und der Chatbot weiß und kann alles. Er beantwortet Fragen, macht Vorschläge und plant im Zweifelsfall den gesamten Urlaub bis hin zur Buchung jedes einzelnen Hotels. Google-Vizepräsident Hema Budaraju beschreibt begeistert, wie es funktioniert. Wenn Sie zum Beispiel fragen: „Was können Sie dieses Wochenende mit Freunden in Edinburgh unternehmen? Wir sind große Feinschmecker, die Musik, aber auch entspannte Stimmung und Erkundungen abseits der ausgetretenen Pfade mögen“, erhalten Sie als Antwort einen kompletten Wochenendplan „mit verschiedenen Pubs, Restaurants und Sehenswürdigkeiten“.
Völlig aus dem Rennen wären Verlage und Informationsanbieter, ja alle, die im Internet auf sich und ihre Aktivitäten, Inhalte oder Produkte aufmerksam machen wollen und geschäftlich auf sie angewiesen sind.
Obwohl Google Quellen in „Fußnoten“ angeben und die drei wichtigsten Referenzen in kleinen Kästchen anzeigen möchte, sieht man bereits bei einfach durch KI unterstützten Suchen, was das bedeutet: Nutzer fragen – und sind mit den Antworten von Google zufrieden.
Wo einst das World Wide Web zunächst unübersichtlich und frei war, bevor es die Digitalkonzerne aus dem Silicon Valley ihrem Geschäftsmodell und die Autokraten der Welt ihrem Herrschaftswillen unterwarfen (beides geht bekanntlich Hand in Hand), steht heute, digital gottgleich, Google. Sein Mutterkonzern heißt nicht umsonst Alphabet – hier gibt es von A bis Z alles, das digitale Leben beginnt und endet hier. In Sachen Social Media macht der Meta-Konzern mit seiner „Meta AI“ dasselbe.
Die Digitalgesetze der EU, des Bundes und der Länder, die die uneingeschränkte Macht digitaler Unternehmen eindämmen sollen, wirken veraltet. Der Gesetzgeber hätte visionäre Fähigkeiten benötigt, um die Reichweite der allmächtigen KI vorherzusehen. Jetzt ist es da und wird uns daran hindern, unabhängig zu denken und zu handeln.