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Was die Skyranger-Systeme können – und was nicht

Was die Skyranger-Systeme können – und was nicht

Sie sind leicht, hochpräzise und werden Skyranger genannt. Was wie ein Starfighter aus dem Star-Wars-Universum klingt, wird schon in wenigen Jahren erhältlich sein Defizite Drohnenabwehr der Bundeswehr massiv stärken. Angesichts der erhöhten Bedrohungslage in Deutschland durch Drohnenflüge unbekannter Herkunft über dem Flughafen München oder Infrastruktureinrichtungen in Schleswig-Holstein sowie russischen Luftraumverletzungen in NATO-Gebieten werden Forderungen nach einer Verbesserung der deutschen Drohnenabwehr immer lauter.

Nun wurde bekannt gegeben, dass die Bundesregierung dies voraussichtlich noch in diesem Jahr tun wird mehr als 600 Skyranger 30-Flugabwehrsysteme will beim Rüstungskonzern Rheinmetall bestellen. Das berichtete das Handelsblatt am Freitag unter Berufung auf Insiderinformationen des Bundesverteidigungsministeriums und mit den Vorgängen vertrauter Personen. Sie sollen mehr als neun Milliarden Euro kosten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte jedoch am Freitag in Berlin keine Zahlen bestätigen. Allerdings räumte er ein, dass derzeit Verhandlungen über die Beschaffung von Skyranger-Systemen laufen. Insgesamt hat das Ministerium bisher 19 dieser Systeme bestellt. Doch was kann das Luftverteidigungssystem eigentlich?


Was sind die Vorteile des Skyranger 30?

Der Skyranger 30 ist ein Turmsystem, das auf verschiedenen Reifen- oder Kettenfahrzeugen montiert werden kann. Der Turm kann komplett fernsteuerbar. Dies ermöglicht die Durchführung von Operationen aus dem geschützten Innenraum.

Ein weiterer Vorteil: Der Skyranger-Geschützturm wiegt je nach Ausstattung „nur“ zwei bis fast dreieinhalb Tonnen und wiegt damit deutlich weniger als andere vergleichbare Geschütztürme. Dadurch kann der Skyranger mit seiner 30-Millimeter-Kanone mehr Munition transportieren. Nach Angaben des Verteidigungsmagazins „European Defence Review“ soll der Turm bis zu 300 schussbereite Patronen im Kaliber 30×173 Millimeter aufnehmen können. Das geringe Gewicht ermöglicht zudem die Bestückung mit zwei bis neun Raketen (je nach Typ).

Aufgrund des geringen Gewichts ist dies möglich auch leichtere Kampffahrzeuge oder Schützenpanzerwagen ausgestattet mit dem Skyranger-System. Die Geschütztürme werden derzeit in angepassten Versionen auf den in Flensburg gefertigten Boxer, Lynx, Pandur, Piranha V oder dem PMMC G5 montiert.

Mit welchen Projektilen sollten die Skyranger ausgerüstet sein?

Bereits im Februar 2024 bestellte die Bundeswehr insgesamt 19 Skyranger-Systeme für einen Prototyp und 18 Serienfahrzeuge für rund 595 Millionen Euro. Medienberichten zufolge sollten die Systeme auf dem Radpanzerfahrzeug GTK (auch Boxer genannt) montiert werden. In der deutschen Konfiguration sollten die Systeme zunächst mit einer speziellen Sensoreinheit, einer 30-Millimeter-Kanone und Stinger-Boden-Luft-Raketen ausgestattet werden.

Im Mai dieses Jahres berichtete das Verteidigungsnachrichtenportal „Hartpunkt“ unter Berufung auf Informationen der Bundeswehr, dass die deutschen Skyranger-Systeme nicht mehr mit Stinger-Raketen ausgerüstet seien, sondern mit Lenkflugkörper des Herstellers MBDA ausgestattet sein sollten. Demnach könnten neun dieser Raketen auf den Skyranger-Turm passen. „Hartpunkt“ berichtete, man arbeite sogar an einer Ausweitung auf zwölf Plätze.

Der Prototyppanzer mit installiertem Skyrange-System wurde im Februar 2025 zur Erprobung an die Bundeswehr geliefert. Die 18 Folgesysteme sollen zwischen 2027 und 2028 ausgeliefert werden, hieß es zuletzt im Mai. Die Lieferung des Weiteren Laut Handelsblatt sollen bis 2030 600 geplante Skyranger-Systeme fertiggestellt sein.

Wie schützt das Skyranger-System vor Drohnen?

Skyranger wurde erstmals 2020 von Rheinmetall vorgestellt. Nach Angaben des Herstellers wollte man bei der Entwicklung des neuen Systems „effiziente Innovationen kombinieren„.

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Das passiert im Flugabwehrsystem „Rapid Obscuring System“ (kurz ROSY) eingesetzt, der innerhalb von weniger als einer Sekunde einen multispektralen Nebelvorhang erzeugen kann, der die Sicht des Feindes verdecken und gegnerische Infrarot- und Lasersignaturen blockieren soll.

Auch das Passiv-Infrarot-Überwachungssystem „Schneller Infrarot-Such- und Verfolgungssensor“ (kurz FIRST) wurde im Skyranger eingebaut. Nach Angaben des Herstellers soll eine kontinuierliche 360-Grad-Überwachung und damit eine frühzeitige Erkennung von Bedrohungen gewährleistet werden. Der Infrarotdetektor ist daher so konzipiert, dass er eine präzise Zielverfolgung ermöglicht. FIRST wird daher vor allem in der Drohnenabwehr eingesetzt – sowohl in Panzern als auch in Schiffen oder stationären Bodenanlagen.

Nach Angaben von Rheinmetall wurden im Skyranger sowohl aktive Such- als auch passive Verfolgungssensoren integriert. Dies sollte ihn zum „Ideal“ machen Lösung zur Abwehr von Drohnenangriffen oder andere Bedrohungen aus der Luft“, wirbt der Rüstungskonzern.


Welche Nachteile hat der Skyranger 30?

Laut Handelsblatt soll das modulare Luftverteidigungssystem vor allem die Drohnenabwehr der Bundeswehr stärken. Allerdings ist es so Die Reichweite der bisherigen Stinger-Geschosse ist begrenzt. Die Munition der 30-Millimeter-Kanone kann Ziele in einer Entfernung von bis zu drei Kilometern treffen. Allerdings fliegen viele Drohnen oder Lenkflugkörper über größere Distanzen.

Zudem ist die 30-Millimeter-Munition relativ leicht. Am Feuer von kleineren Drohnen kann erheblichen Schaden anrichtenEs ist fraglich, ob die Zerstörungskraft größerer Marschflugkörper ausreicht.

Skyranger ist ein Turmsystem, das auf verschiedenen Plattformen montiert werden kann.

© IMAGO/Chris Emil Janssen

Ein weiterer Nachteil dürften die Kosten sein. Der Skyranger 30 wird als eines der modernsten Kurzstrecken-Luftverteidigungssysteme beworben. Die Beschaffung, vorherige Modifikation und schließlich die Wartung dürften sehr kostspielig sein. Bereits Mitte September bot der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der NATO Unterstützung mit Know-how in der Drohnenabwehr an. Obwohl das Bündnis wirksame Verteidigungswaffen entwickelt hat, hat die Ukraine „viel günstigere, massivere und systematischere Lösungen“ bereit.

Abschließend stellt sich auch die Frage, wo genau die Skyranger-Systeme eingesetzt werden sollen. Wird das System auf einem Boxer-Panzer montiert, kann das Flugabwehrsystem auf der Straße Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde erreichen und unebenes Gelände überwinden. Allerdings sind Tanks, insbesondere in städtischen Gebieten, recht sperrig. Die jüngsten Drohnensichtungen in Deutschland beschränkten sich auf das Flughafengelände in München, ein norddeutsches Kraftwerk sowie das Universitätsklinikum Kiel und den Sitz der schleswig-holsteinischen Landesregierung in Kiel.

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