
Kiel. Der Sommer kehrt zurück. In den kommenden Tagen laden Temperaturen von über 20 Grad wieder zum Baden in der Ostsee ein. Dank der kühleren Tage sind Quallen zum Glück kein Problem mehr. Im August bevölkerten allerdings zahlreiche Quallen die beliebten Strände zwischen Kiel und Eckernförde. Die Situation war teilweise so schlimm, dass unter anderem die Gemeinde Strande an den Strandeingängen Warnschilder für Badegäste aufstellte.
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Warum Quallen trotz ihrer Gefährlichkeit überaus faszinierende Lebewesen sind, weiß der Kieler Forschungstaucher und Unterwasserarchäologe Florian Huber. Gemeinsam mit dem Meeresbiologen Uli Kunz hat er gerade einen neuen What is What-Band über die schleimigen Lebewesen herausgegeben. Es ist bereits der dritte Band der beliebten Kindersachbuchreihe der beiden Kieler Wissenschaftler. Darin verraten sie, wer Quallen liebt und warum eine Quallenart überaus schlau ist.
Kieler Forschungstaucher: Quallen sind zähe Überlebenskünstler
Dumme Qualle?: „Quallen bestehen zu 99 Prozent aus Wasser“, erklärt Florian Huber. Sie haben kein Herz, kein Gehirn, kein Blut und erobern seit mehr als 500 Millionen Jahren die Weltmeere. Sie sind zähe Überlebenskünstler, die Hitze und Kälte trotzen. „Forscher haben herausgefunden, dass der Rückstoßantrieb der Quallen eine der ökonomischsten Fortbewegungsarten aller Tiere ist“, sagt Uli Kunz.
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Qualle ist nicht gleich Qualle: Quallen gibt es in den verrücktesten Größen, Farben und Formen. „Im Meer treiben winzige Quallenzwerge und mächtige Schleimriesen“, sagen die beiden Forschungstaucher. Manche Quallen sehen aus wie Gespenster in langen Nachthemden. Andere leuchten wie Diskokugeln, ähneln Spiegeleiern oder erinnern an rosa Gelee. „Die längste Qualle der Welt ist die Gelbhaarqualle“, sagt Uli Kunz. Ihr Schirm hat einen Durchmesser von bis zu drei Metern und ihre Tentakeln können bis zu 30 Meter lang sein.

Sie erforschen die Unterwasserwelt: Die beiden Kieler Forschungstaucher Florian Huber (rechts) und Uli Kunz tauchen seit Jahren gemeinsam.
Quelle: Uli Kunz
Zwei Kieler Wissenschaftler haben neues „What is What“-Buch über Quallen geschrieben
Eine Qualle kommt selten allein: Quallen vermehren sich oft explosionsartig. Eine Qualleninvasion kann Fischernetze verstopfen und Kühlwassersysteme von Industrieanlagen lahmlegen. „Ihr Schleim hat zudem die Fähigkeit, Mikroplastik zu binden“, sagt Florian Huber. Quallen eignen sich zudem als Fischfutter oder als Dünger in der Landwirtschaft. „Außerdem ist das Kollagen, das Eiweiß in ihrem Körper, für die Kosmetikindustrie und die Medizin interessant“, sagt Uli Kunz. In Asien stehen Quallen auch als Salat oder frittiert auf dem Speiseplan.
Fressen und gefressen werden: Quallen ernähren sich von kleinen Algen und winzigen Krebsen. „Früher dachten Forscher, Quallen selbst seien als Nahrungsmittel uninteressant“, sagt Florian Huber. „Heute weiß man jedoch, dass sie von verschiedenen Tieren gefressen werden.“ Fische, Schnecken, Seevögel. Die nur drei Zentimeter lange Echsenschwanzqualle hat einen besonderen Trick, um sich vor Feinden zu schützen. „Bei Gefahr wirft sie ihre Tentakeln ab, so wie eine Eidechse ihren Schwanz abwirft“, sagt Huber. Die Tentakeln beginnen dann blau zu leuchten und winden sich wie ein Wurm. „Auf diese Weise verwirrt die Qualle ihren Fressfeind und entkommt meist selbst.“
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Was ist was, „Quallen – Alles nur Schleim?!“, Florian Huber und Uli Kunz, Tessloff-Verlag, 14,95 Euro, ISBN 978-3-7886-7705-3.
CN