Nur wenige Menschen konnten Taranto auf einer Karte genau lokalisieren. Die Industriestadt in Apulien hat 185.000 Einwohner und lebt seit jeher von Landwirtschaft, Fischerei und Muschelzucht. Heute sind auch die riesigen Stahlwerke (zusammen mit Duisburg das größte in Europa) sowie petrochemische Anlagen, Zementfabriken und Werften von wirtschaftlicher Bedeutung.
Im Gegensatz zu Alberobello, Bari, Brindisi, Lecce oder Otranto wird Taranto jedoch von den meisten Reisenden, die jedes Jahr in größerer Zahl nach Apulien reisen, normalerweise ignoriert. Und so gibt es am örtlichen Flughafen keine Linienflüge – nicht einmal Billigflieger fliegen dorthin. Dennoch stuft Italien den Aeroporto di Taranto-Grottaglie als „Flughafen von nationalem Interesse“ ein. Das Land hat es als Forschungs-, Entwicklungs- und Testzentrum für die Luftfahrt positioniert.
Piloten an Bord des Swiss Airbus A350
Und auch Swiss interessiert sich für ihn. Denn am Montag (20. Oktober) fliegt sie mit ihrem ersten Airbus A350 nach Taranto. Um 10:54 Uhr landete es als Flug LX5550 am Flughafen Apulien. „Wir führen dort Landetraining durch“, bestätigt eine Sprecherin von aeroTELEGRAPH. An Bord der HB-IFA sind mehrere Piloten. Sie können sie jetzt beim Flugverfolgungsdienst Airnav Radar beim fleißigen Üben von Starts und Landungen beobachten.
Die Wahl von Taranto ist kein Zufall. Einerseits verfügt der Flughafen über eine 3200 Meter lange und 45 Meter breite Landebahn. Auch infrastrukturell ist es komplett ausgestattet. So können Langstreckenflugzeuge problemlos untergebracht werden. Das braucht er auch. Der Boeing Dreamlifter besucht den Flughafen jede Woche. Leonardo betreibt nebenan eine Fabrik, die Rumpfsektionen für die Boeing 787 produziert.
Ich besuche Taranto bereits mit einer Boeing 777
Außerdem ist das Wetter in Apulien meist gut. Es ist derzeit sonnig, die Sicht ist gut und es weht nur leichter Wind. Und schließlich gibt es bis auf die Flugzeuge und Hubschrauber der italienischen Marine keinen Verkehr – Sie sind also weitgehend ungestört. Die Swiss hat Taranto bereits mehrfach genutzt. Auch sie war mit ihrer Boeing 777-300 ER zu Gast in Apulien.
Nicht nur der Flughafen selbst ist für Tests interessant. Die italienische Flugsicherung hat im Golf von Taranto drei reservierte Fluggebiete in unterschiedlichen Höhen eingerichtet, in denen vorrangig Flugzeug- und Systemtests durchgeführt werden können.
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