Trotz schwerer politischer Spannungen dauert die Weltraumkooperation zwischen den USA und Russland an. Im Gegensatz zur irdischen Konfrontation sind die Großmächte im All Verbündete.
Washington/Moskau – Seit 2022 sind die USA und Russland aufgrund der Ukraine-Eskalation (wieder) erbitterte Feinde. Ungeachtet der Rivalität und ihrer wirtschaftlichen und politischen Implikationen arbeiten die Großmächte im Weltraum zusammen.
Eine russische Sojus-Raumkapsel hat jetzt die Internationale Raumstation ISS erreicht. An Bord befinden sich zwei Astronauten der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos und ein Astronaut der US-Raumfahrtagentur NASA.
Astronautencrew fliegt zur ISS: Auf der Erde Feinde – im All Partner
In einer bemerkenswerten Fortsetzung der internationalen Zusammenarbeit hat die Sojus MS-26 die Besatzungen beider Nationen in Rekordzeit an ihr Ziel gebracht. Die Weltraummission der Astronauten Don Pettit (USA), Alexei Ovchinin und Ivan Wagner (beide Russland) erreichte die ISS in nur drei Stunden und fast zehn Minuten.
Die USA treiben die schweren Sanktionen gegen Russland voran und unterstützen zugleich die Ukraine im Kampf gegen den Nachbarn. Warum funktioniert die Zusammenarbeit im Weltraum, während die herrschenden Politiker das Kriegsbeil auf ihrem Heimatplaneten Erde nicht begraben?
Raumfahrtprogramm: USA technisch und finanziell von Russland abhängig
Die USA sind laut Deutsche Presse-Agentur (dpa) weiterhin auf russische Raumfahrzeuge angewiesen, insbesondere nachdem Boeings „Starliner“ technische Probleme hatte und Elon Musks SpaceX laut MDR wurde vorübergehend vom Start ausgeschlossen. Die Sojus-Missionen bieten den USA daher auch eine zuverlässige Alternative, um Astronauten zur ISS zu bringen.
Zudem ist die ISS-Kooperation eine enorme finanzielle Herausforderung, denn der Betrieb der Raumstation ist mit hohen Kosten verbunden – die zum Großteil von den USA und Russland getragen werden. Ein russischer Rückzug könnte daher das Ende des gemeinsamen Projekts im All bedeuten.
Defektes Raumschiff „Starliner“: US-Astronauten sitzen auf der ISS fest
Roskosmos-Chef Juri Borissow ist allerdings offenbar für eine Verlängerung des bis 2025 gültigen Abkommens mit den USA, weil es wichtig für eine zuverlässige Arbeit auf der ISS sei. Zugleich bot Russland der US-Raumfahrtbehörde Nasa Hilfe an, weil Astronauten nicht wie geplant mit dem „Starliner“ zur Erde zurückkehren konnten. Grund ist, dass die USA Russland in der Vergangenheit auch im Weltraum geholfen hatten.
Astronauten und Kosmonauten
Was ist der Unterschied? Amerikanische Raumfahrer heißen Astronauten, russische Raumfahrer heißen Kosmonauten.
Astronautin Suni Williams und ihr US-Kollege Barry Wilmore sind noch immer an Bord der ISS. Die Nasa hielt einen Rückflug mit der havarierten Raumsonde Starliner für zu unsicher, deshalb wird das Duo nun acht Monate statt der ursprünglich geplanten acht Tage im All verbringen. Russland könnte eine frühere Sojus-Rückkehr ermöglichen.
Russen und Amerikaner auf der ISS – Weltraumprojekt 2028 fertig?
Neben den fünf Astronauten befinden sich noch weitere sieben Kosmonauten und Astronauten an Bord der ISS, was den Angaben zufolge deutlich über der eigentlichen Zielstärke liegt – von den insgesamt zwölf Personen sind sieben US-Amerikaner und fünf Russen.
Die Zukunft der internationalen Zusammenarbeit im All bleibt spannend und trotz der politischen Spannungen auf der Erde zeigt das Projekt, dass die Supermächte USA und Russland weiterhin zur Zusammenarbeit fähig sind. Ungewiss ist allerdings die Zukunft der ISS: Berichten zufolge plant Russland, bis 2028 auszusteigen und eine eigene Raumstation zu betreiben. (PF)