
Auf Dieter Hecking wartet die größte Aufgabe seiner Trainerkarriere. Der 60-Jährige soll den VfL Bochum vor dem Abstieg retten. Er wurde am Montag bis zum Saisonende als neuer Cheftrainer des Tabellenletzten der Bundesliga bestätigt und wird am Dienstag vorgestellt. Der VfL liegt bereits sieben Punkte und 14 Tore hinter der TSG Hoffenheim, die auf dem Abstiegsplatz steht. Und die nächsten beiden Hürden in der Bundesliga scheinen in ihrer jetzigen Form unüberwindbar: zunächst am Samstag gegen Double-Gewinner Bayer Leverkusen. Nach der Länderspielpause wartet Vizemeister Stuttgart. Es braucht also nicht viel Fantasie, dass der VfL vor den letzten vier Spielen des Jahres noch weiter zurückliegt.
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Allerdings kennt Hecking Klubs in der Krise. Mit Ausnahme des Hamburger SV begannen alle seine beruflichen Stationen als Trainer bei Vereinen, die ihn als Feuerwehrmann engagierten. Und Hecking war äußerst erfolgreich, wie ein Blick auf die Vergangenheit zeigt. Immer wieder gelang es ihm, dort, wo das Chaos vorübergehend zum Stillstand gekommen war, wieder Stabilität herzustellen.
Hannover 96 beispielsweise verpflichtete Hecking im Frühherbst 2006, nachdem die Niedersachsen unter Peter Neurürer einen katastrophalen Start mit drei Niederlagen hingelegt hatten. Mit seiner ruhigen Art brachte der Fußballlehrer wieder Ordnung an die Leine, an der er einst drei Jahre lang gespielt hatte. 96 befand sich im Laufe der Saison zeitweise sogar auf einer UEFA-Cup-Platzierung und beendete die Saison auf einem respektablen elften Platz. Drei Jahre später kam es beim 1. FC Nürnberg zu einem Brand. Der „Club“ lag zum Jahreswechsel lediglich auf dem 17. Tabellenplatz. Die Franken wandten sich an Hecking. Diesmal war die Aufgabe nicht so einfach wie in Hannover. Doch Hecking und der FCN schafften über den Abstieg erneut den Klassenerhalt.
Bader erinnert sich: Ich habe Hecking geholt, weil er ein guter Trainer ist.“
„In erster Linie ging es zunächst darum, Nürnberg in der Liga zu halten“, sagt Martin Bader, der Hecking damals als FCN-Sportdirektor nach Nürnberg holte, im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), zu dem auch der Sportbuzzer gehört. „Ich habe Dieter nicht als Feuerwehrmann engagiert, sondern weil er ein guter Trainer ist. Das hat er schon in Hannover gezeigt.“
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Auch in der Saison 2012/13 lief es beim VfL Wolfsburg nicht wie erhofft. Die achte Mannschaft des letzten Jahres befand sich zu Weihnachten auf dem 15. Platz, knapp vor der Abstiegszone. Hecking übernahm und führte den VfL auf einen sicheren elften Platz. Ähnlich verhielt es sich bei Borussia Mönchengladbach, wo Hecking zum Jahreswechsel 2016/17 André Schubert ersetzte, nachdem die Borussia – immerhin Champions-League-Teilnehmer – auf den 14. Platz zurückgefallen war. Hecking führte Gladbach dennoch auf den neunten Platz.
Und schließlich kehrte Hecking, heute Sportdirektor des 1. FC Nürnberg, im vergangenen Jahr auf die Trainerbank zurück. Dem „Club“ drohte der Abstieg aus der 2. Bundesliga. Hecking übernahm nach der Entlassung von Markus Weinzierl das Amt des Interimstrainers und rettete den FCN erst am letzten Spieltag.
Hecking stieg als Trainer zunächst ab
Bisher hat es nicht geschadet, auf den gebürtigen Castrop-Rauxeler und Niedersachsen als Feuerwehrmann zu setzen. Nur einmal stieg er ab, zu Beginn seiner Trainerkarriere 2004 beim VfB Lübeck aus der 2. Bundesliga. Als er als Retter kam, konnte er dieses Versprechen immer erfüllen. Und mehr noch: Hecking konnte, wenn ihm Zeit gegeben wurde, oft auf positiven Aspekten schwieriger Zeiten aufbauen. Er führte Nürnberg 2010/11 auf den sechsten Platz. Mit Wolfsburg erreichte er im zweiten Jahr die Europa League. Im dritten Jahr wurden sie Vizemeister und gewannen den DFB-Pokal. Er führte Gladbach 2019 in die Europa League. Heckings Weggefährte Bader sieht es ähnlich: Hecking habe „gezeigt, dass er Vereine nachhaltig weiterentwickeln kann.“ Deshalb hat es damals perfekt gepasst.“
Hecking leistete in Nürnberg Aufbauarbeit vor allem mit Blick auf den Nachwuchs: „Er setzte auf viele junge Spieler, zum Beispiel Eric Maxim Choupo-Moting, Ilkay Gündogan, Marcel Risse und Jens Hegeler“, erinnert sich Bader. „Einige machten später eine Weltkarriere.“ Talente wie Tim Oermann, Aliou Baldé und Samuel Bamba hatten in dieser Saison keine große Chance im Kader der Bochumer. Hecking könnte ihnen auch helfen.
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Dieter ist ein guter Kommunikator, sowohl nach außen als auch nach innen.
Ex-Nürnberger Sportdirektor Martin Bader
Wie kommt es, dass es Hecking immer wieder gelang, Klubs, die am Rande einer Krise standen, für Stabilität zu sorgen? „Dieter ist ein guter Kommunikator, sowohl nach außen als auch nach innen“, sagt Bader. „Er schafft es, Menschen mitzunehmen und von seinem Weg zu überzeugen.“ Auch bei der Verpflichtung Heckings betonten die Vereine immer wieder die große Erfahrung des Trainers – so auch am Montag erneut der VfL.
Bader glaubt: „Er kann den VfL in der Liga halten“
Bochum könnte weiterhin Heckings größte Aufgabe sein. Der Abstand in der Tabelle war bei keinem der Teams, die sich an Hecking wandten, so groß wie derzeit an der Castroper Straße. In Hannover gab es drei Punkte, in Nürnberg vier Punkte. Die sieben Punkte, die dem VfL derzeit zum Erreichen der Sicherheit fehlen, stellen eine neue Herausforderung dar. Bader glaubt dennoch daran, dass Hecking wieder erfolgreich sein kann: „Wenn er dort so arbeitet, wie ich ihn kenne, kann er den VfL auch in Zukunft in der Liga halten.“ Ich glaube daran, weil Dieter es immer geschafft hat, im Team schnell Erfolge zu erzielen“, erklärt er. „Er wird es sorgfältig, mit Verstand und Verständnis durchdacht haben.“
https://www.haz.de/sport/immer-schnell-erfolgreich-warum-hecking-der-perfekte-retter-fuer-bochum-sein-koennte-YMMBW4BYVFE4VLGEFYWMJUHWIE.html