Erste Ergebnisse zur Pflegereform
„Das Problem verschlimmert sich weiter“
Aktualisiert am 14.10.2025 – 9:37 UhrLesezeit: 2 Minuten
Eine Arbeitsgruppe erarbeitet derzeit eine Reform der Pflegeversicherung. Nun gibt es erste Ergebnisse, doch nicht alle sind zufrieden.
Die Branche ist sich einig, dass die soziale Pflegeversicherung in ihrer jetzigen Form nicht mehr funktioniert. Trotz Beitragserhöhungen übersteigen die Ausgaben die Einnahmen und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Eine Bund-Länder-Gruppe hat nun die Aufgabe, Lösungen zu entwickeln, um die Pflegeversicherung zukunftsfähig zu gestalten und steigende Eigenbeiträge für Pflegebedürftige zu begrenzen.
Anfang Juli traf sich erstmals die Arbeitsgruppe um Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU), um eine Pflegereform zu erarbeiten. Das zweite Treffen fand rund drei Monate später statt. Die Gruppe, der neben mehreren Bundes- und Landesministern auch die schwarz-roten Koalitionsfraktionen und kommunalen Spitzenverbände angehören, stellte einen ersten Zwischenstand für den „Zukunftspakt Pflege“ vor.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sagte: „Eine umfassende Reform ist überfällig.“ Bund und Länder müssen gemeinsame Anstrengungen unternehmen. Aus Effizienzgründen ist die Wirkung bisheriger Leistungen zu prüfen.
Allerdings gibt es Kritik aus der Branche. Thomas Knieling, Bundesgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB), erklärte auf t-online, dass die „geplanten Schritte zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung angesichts dieser Herausforderungen bisher eher zögerlich erschienen“.
Die Arbeitsgruppe plant, die Beiträge der Versicherten zu begrenzen, den Pflegevorsorgefonds weiterzuentwickeln, den Entlastungsbeitrag für die Pflegestufe 1 neu zu verteilen, Beratungsleistungen zu bündeln und die Pflegekarenzregelungen zu reformieren.
Die Bund-Länder-Gruppe hat drei Modelle entwickelt, wie die Eigenbeiträge künftig gesenkt werden könnten. Die erste Möglichkeit besteht darin, die Leistungen dynamischer zu gestalten, das heißt, die Pflegeleistungen würden regelmäßig an die Lohn- oder Preisentwicklung angepasst. Das zweite Modell sieht einen Basis-Top-Austausch vor, bei dem es einen festen monatlichen Beitrag gäbe, während alle anderen Kosten von der Pflegeversicherung übernommen würden. Die letzte Möglichkeit besteht in der obligatorischen Pflegezusatzversicherung, also der obligatorischen privaten Pflegekostenversicherung für den verbleibenden Eigenanteil. Nach Angaben der Arbeitsgruppe sind auch Kombinationen dieser Modelle möglich.
Verbandschef Knieling sieht zwar gute Ansätze, ist aber nicht ganz zufrieden: Eine Dynamisierung der Leistungshöhen könnte daher die Eigenbeiträge dämpfen, „aber die Finanzierungsprobleme in der Pflegeversicherung würden sich verschärfen, wenn die Kostensteigerungen nicht wirksam begrenzt werden.“ Dies gilt auch für den Base-Tip-Tausch.
Knieling sieht die Regelungen zu Gesamthaushalten, die mehrere Leistungen in einem Topf zusammenfassen, „offensichtlich noch in den Kinderschuhen“. Nötig sei „eine klare Konkretisierung, wie solche Modelle in das bestehende Pflegeversicherungssystem integriert werden können“. Das Ergebnispapier bezieht sich auf bevorstehende Langzeittestprozesse, ohne konkrete Umsetzungsschritte oder Modelle zu erwähnen. Die Themen seien „der Fachwelt schon lange bekannt“, beklagt Knieling.
Er kritisierte auch den Mangel an Trägern. Die Setup-Seite „erhält viel zu wenig Aufmerksamkeit“. Er fordert daher mehr „unternehmerische Freiheit und Flexibilität bei Pflegeangeboten sowie weniger Bürokratie“. Die Rentabilität der Pflegeunternehmen müsse gesichert werden: „Alle Reformanstrengungen scheitern, wenn es an lokalen Angeboten mangelt.“