Bundestagspräsident Klöckner hat eine Debatte über Prostitution angestoßen und sagt, Deutschland sei das „Brechhaus Europas“. Nun stimmt Gesundheitsminister Warken zu und fordert neue gesetzliche Regelungen.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) befürwortet ein Sexkaufverbot in Deutschland. Deutschland brauche ein Strafverbot, wie es andere Länder bereits getan haben, sagte Warken der Rheinischen Post. Prostituierte sollen straffrei bleiben und umfassende Ausstiegsunterstützung erhalten. „Deutschland darf nicht länger das Bordell Europas sein“, stimmte Warken ihrer Parteikollegin und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zu, die Deutschland zuvor als „Bordell Europas“ bezeichnet hatte.
Warken, die auch Vorsitzende der Frauen-Union ist, sprach sich wie Klöckner für das sogenannte „Nordische Modell“ aus. Dadurch wird der Erwerb sexueller Dienstleistungen und deren organisierte Bereitstellung kriminalisiert – die Prostituierten selbst jedoch entkriminalisiert und ihnen umfassende Unterstützung beim Aufbau einer neuen Existenz geboten. Schweden, Norwegen, Island, Kanada, Nordirland, Frankreich, Irland und Israel setzen den Ansatz bereits um.
Klöckner: Prostitution ist kein normaler Beruf
Klöckner sagte bei der Verleihung des Heroine Award in Berlin: „Wenn wir sonst über Frauenrechte reden, aber sagen, Prostitution sei ein Beruf wie jeder andere, dann ist das nicht nur lächerlich, sondern auch eine Missachtung der Frauen. Es gibt auch keine Studentenpraktika in diesem Beruf.“ In diesem Jahr wurden die beiden Streetworkerinnen Sabine Constabel und Cathrin Schauer-Kelpin für ihr Engagement gegen Prostitution mit dem Preis der Alice Schwarzer Stiftung geehrt.
Die aktuelle Gesetzgebung in Deutschland schütze Prostituierte noch nicht ausreichend, sagte Klöckner. „Im Gegenteil: Weder das Prostitutionsgesetz noch das Prostituiertenschutzgesetz stärken die Rechte von Frauen in der Prostitution nachhaltig.“ Es bleibt ein Fall von massiven Übergriffen, Überlegenheit der Männer und unfreiwilligem Verhalten. Im Jahr 2017 trat hierzulande das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. Laut Gesetz sind Prostituierte meldepflichtig und Prostitutionsbetriebe wie Bordelle bedürfen einer Genehmigung.
Auch am „Nordischen Modell“ gibt es Kritik
Kritiker lehnen das „Nordische Modell“ ab, weil es Prostituierte in die Illegalität treibe. Ende September sagte Diakonie-Bundesvorstandsmitglied Elke Ronneberger: „Die Erfahrungen aus Ländern mit Sexkaufverbot zeigen, dass Prostitution nicht verschwindet, sondern durch das Verbot von legalen Betätigungsstätten in gefährliche und prekäre Gebiete verdrängt wird.“
Dadurch steigt das Gewalt- und Krankheitsrisiko und der Zugang zu Unterstützung und medizinischer Versorgung wird erschwert. „Zwangsprostitution und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ müssen konsequent verfolgt werden.
