Gerüchte über eine Massenentlassung bei Wacker Chemie Burghausen verunsichern die Belegschaft. Wacker hat dazu Stellung genommen und angekündigt, die Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit stärken zu wollen.
Burghausen – Bei Wacker Chemie in Burghausen sorgt derzeit ein Gerücht für Unruhe unter den Mitarbeitern: Es werden Befürchtungen geäußert, dass mehr als 1.000 Mitarbeiter entlassen werden. Das Unternehmen kann die Zahl jedoch nicht bestätigen. Auf Anfrage von innsalzach24.de sagte der Pressesprecher des Standorts: „Angesichts der weiterhin angespannten Geschäftslage hat Wacker ein umfassendes Projekt gestartet, um die Kosten im Produktionsumfeld und in der Verwaltung deutlich und nachhaltig einzusparen.“ Aber was genau bedeutet das?
Projekt PACE: Fokus auf Kostenmanagement
Ein Projektteam namens „PACE“ entwickelt derzeit entsprechende Maßnahmen. „Der Fokus des Projekts liegt vor allem auf den fixen Herstellungskosten“, sagte der Pressesprecher. „Zusätzlich Maßnahmen zur Reduzierung der Verwaltungskosten.“ Ob es sich dabei um die Auslagerung von bisher im Unternehmen erbrachten Leistungen an externe Auftragnehmer handelt, die beispielsweise auch im Ausland ansässig sein könnten, ist bisher nicht bekannt. „Zu Umfang und Ausgestaltung der Maßnahmen können wir noch keine Aussage treffen“, sagte der Unternehmenssprecher. „Das wird sich in der Analysephase zeigen.“
Hintergrund des Projekts ist die schwierige Wirtschaftslage. „Mit der schwachen Marktnachfrage gehen Veränderungen im Marktumfeld einher – der Wettbewerbsdruck ist hoch, insbesondere aus China“, sagte der Unternehmenssprecher. Wacker hat daher in den letzten Monaten Maßnahmen ergriffen, um gegenzusteuern. Der Fokus liegt klar auf „Wachstum, Cash und Kosten“. „Es gibt zahlreiche Initiativen“, sagte der Sprecher. „Um noch schneller voranzukommen, startete das Unternehmen Anfang Oktober das PACE-Projektdie die Initiativen aus den Bereichen Cash und Kosten bündelt.“
Focus wurde im Juli angekündigt
Wacker wird in Kürze seine Zahlen für das dritte Quartal veröffentlichen. Im zweiten Quartal war der Umsatz bereits auf rund 1,41 Milliarden Euro gesunken, was einem Rückgang von rund 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. CEO Christian Hartel sagte, die Nachfrage sei in vielen Anwenderbranchen schwach gewesen. Aber auch handelspolitische Unsicherheiten bremsten die Wirtschaft. „Bisher gibt es keine Anzeichen einer Erholung. Daher haben wir am 18. Juli unseren Ausblick für das Gesamtjahr angepasst“, sagte Hartel.
„Wir setzen alles daran, unser Wachstum voranzutreiben. Dazu gehört unter anderem, unsere Vertriebsaktivitäten und Kundeninteraktionen zu intensivieren und Innovationen voranzutreiben“, so Hartel weiter. „Wir verbessern unseren Cashflow, indem wir Investitionen reduzieren und fokussieren sowie unser Bestands- und Forderungsmanagement optimieren. Auch unsere Kosten stehen bei uns zunehmend im Fokus. Hier überprüfen wir unter anderem unsere Systemauslastung und arbeiten an unserer Produktivität.“

Trotz Einsparungen, massive Investitionen in den Standort
Erst Mitte Juli eröffnete Wacker eine neue Hightech-Produktionslinie für Halbleiter-Polysilizium und schloss damit die größte Einzelinvestition der vergangenen zehn Jahre ab. Über 300 Millionen Euro flossen in die „Etching Line Next“, die rund 150 neue Arbeitsplätze schuf und erhöhte die Produktionskapazität für Polysilizium um mehr als 50 Prozent. Ministerpräsident Markus Söder lobte das Projekt als „herausragendes Signal für die Zukunft“ und bezeichnete Burghausen als „Silicon Valley Bayerns“. Das mit 46 Millionen Euro geförderte Projekt ist Teil eines EU-Programms zur Stärkung der Mikroelektronik.
Trotz des Erfolgs machte Hartel damals klare Aussagen Kritik an den Standortverhältnissen in Deutschland. Vor allem die hohen Energiepreise und die übermäßige Bürokratie sind ein ernstes Problem. „Der Löwenanteil unseres Strombedarfs fließt in die Produktion von Polysilizium“, sagte er und verwies darauf, dass Strom in Deutschland zwei- bis dreimal teurer sei als in anderen Regionen.
