VW-Club in der Krise
Der Abwärtstrend begann mit einem Abgang
01.11.2025 – 10:46 UhrLesezeit: 5 Minuten

Beim VfL Wolfsburg läuft mal wieder nicht viel. Zwischen Erwartungen und Realität klafft beim VW-Club eine riesige Lücke – auch unter dem neuen Trainer.
Die Worte, die Paul Simonis am Dienstagabend wählte, waren bezeichnend. „Wir haben ein weiteres Spiel mit zu wenig Energie gespielt“, sagte der Trainer des VfL Wolfsburg nach der 0:1-Heimniederlage seiner Mannschaft in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Holstein Kiel. Der Niederländer, der erst im Sommer als neuer Trainer nach Niedersachsen wechselte, legte den Finger in die Wunde. Denn das Problem, das Simonis angesprochen hat, ist in Wolfsburg kein neues.
Der VfL blieb die gesamte Saison über hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. Das Team schleppt sich mit uninspirierten, biederen Leistungen durch die zweite Hälfte des Jahres 2025. Leistungstechnisch stößt das Team noch lange nicht an seine Grenzen. Nach dem Spiel gegen Kiel, bei dem sich knapp über 10.000 Fans in der Volkswagen Arena mit rund 29.000 Sitzplätzen versammelten, sprach Torwart Marius Müller sogar von gravierenden Einstellungsproblemen in der Mannschaft. Dazu passt: Auch beim Auswärtssieg gegen Aufsteiger Hamburger SV am vergangenen Wochenende war Wolfsburg eigentlich die deutlich unterlegene Mannschaft und holte sich am Ende mit mehr Glück als Sinn die drei Punkte.
So kommt es, dass der VfL nach acht Spielen in der Bundesliga gerade einmal acht Punkte auf dem Konto hat und auf dem zwölften Tabellenplatz steht: gepaart mit dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Pokal ein mehr als unbefriedigendes Ergebnis für einen Verein, der sich gerade aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten eigentlich zu Größerem berufen sieht. Dem öffentlich mal mehr, mal weniger verbalisierten Anspruchsgefühl in der Autostadt zufolge soll das europäische Geschäft eigentlich immer am Ende einer Saison abspringen. Diesem Anspruch wird die Mannschaft unter Simonis jedoch nicht gerecht – ebenso wie unter seinen Vorgängern.
Champions-League-Fußball gab es in Wolfsburg zuletzt vor vier Jahren, denn Cheftrainer Oliver Glasner schaffte es, den VfL in der Saison 2020/2021 auf den vierten Tabellenplatz zu führen. Doch der Trainer verließ den Verein kurz darauf im Streit. Es soll Spannungen mit dem damaligen Sportdirektor Jörg Schmadtke und einigen Spielern gegeben haben.
Josuha Guilavogui, der damalige Kapitän der Mannschaft, sprach sogar öffentlich über sein schlechtes Verhältnis zum Österreicher. Er sei „sehr froh, dass er weg ist, denn für mich persönlich war es das schlechteste Verhältnis, das ich jemals in meiner Karriere zu einem Trainer hatte“, sagte der Franzose über Glasner. Dementsprechend gab es in Wolfsburg auch in erfolgreicheren Zeiten viel Ärger. Die Wahrheit ist aber auch: Glasners Abgang markierte den Beginn des jüngsten sportlichen Niedergangs des VfL.
