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Vor dem Treffen im Kanzleramt: „Der Stahlgipfel darf nicht zum Stuhlzirkel werden“

Stand: 5. November 2025 19:26 Uhr

Strafzölle, Importverbote, Strompreise: Vor dem Stahlgipfel im Kanzleramt stellten sechs Bundesländer konkrete Forderungen an die Bundesregierung. Sie sehen Hunderttausende Arbeitsplätze gefährdet.

Der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies sagte, der Stahlgipfel dürfe nicht zu einem Stuhlzirkel seiner Staatskanzlei werden. Ungewöhnlich klare Worte – noch bevor die Sitzung im Kanzleramt überhaupt stattfand. Die Sorge liegt offenbar darin, dass – ähnlich wie beim letzten Autogipfel – dieses Mal wenig Konkretes aus dem Kanzleramt kommen könnte.

Dies könnte erklären, warum bereits sechs Regierungschefs aus Stahl produzierenden Ländern ein gemeinsames Positionspapier mit Forderungen an die Bundesregierung vorgelegt haben. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger fügte hinzu, dass man beim Stahlgipfel ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Stahlindustrie abgeben müsse.

Die Regierungschefs aus dem Saarland, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Bayern sehen Hunderttausende Arbeitsplätze gefährdet. Ihr Papier enthält eine Reihe von Forderungen, von denen die meisten schon seit Längerem diskutiert werden. Bemerkenswert ist, dass hier drei SPD- und zwei CDU-Ministerpräsidenten gemeinsame Positionen vertreten.

Strafzölle, Wasserstoff, Strompreise

Sie fordern unter anderem wirksame Strafzölle auf alle Produkte in der Stahlwertschöpfungskette, die „analog zum US-Niveau“ mindestens 50 Prozent betragen sollen. Zudem soll der Import von Stahl aus Russland in die EU künftig verboten werden.

Die Länderchefs befürchten zudem, dass in Zukunft möglicherweise zu wenig Wasserstoff für die Produktion von klimafreundlichem Stahl zur Verfügung stehen könnte. Daher ist es wichtig sicherzustellen, dass das Wasserstoff-Kernnetz rechtzeitig fertiggestellt wird. Die Produktion von sogenanntem grünem Wasserstoff in Deutschland soll nicht gebremst werden. Während einer Übergangsphase muss die Nutzung von nicht vollständig klimaneutralem Wasserstoff möglich bleiben.

Bevorzugen Sie deutschen und europäischen Stahl

Damit Stahlwerke, die auf Strom umgestellt haben, wettbewerbsfähig produzieren können, ist ein international wettbewerbsfähiger Industriestrompreis unerlässlich. Wirtschaftsministerin Reiche gab am Montag bekannt, dass sie mit der Einführung eines solchen reduzierten Strompreises zum 1. Januar 2026 rechnet. Wie hoch dieser Preis sein könnte, ließ sie jedoch unklar.

Eine weitere Forderung besteht darin, dass bei Ausschreibungen deutscher und europäischer Stahl, der möglichst klimafreundlich hergestellt wird, bevorzugt werden soll – etwa beim Kauf von Schienenfahrzeugen oder im öffentlich geförderten Wohnungsbau. Wie bereits im Zusammenhang mit dem Autogipfel diskutiert, sollte sich die Bundesregierung auch auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass der Einsatz von grünem Stahl durch Automobilkonzerne positiv auf die sogenannten Flottengrenzwerte angerechnet wird.

Der Stahlgipfel beginnt am Donnerstagnachmittag im Kanzleramt. Eine Abschlussarbeit ist derzeit nicht geplant.

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