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Von der Leyen gibt ihre Vorschläge für die EU-Kommission bekannt

Von der Leyen gibt ihre Vorschläge für die EU-Kommission bekannt

Stand: 17.09.2024 12:37

Präsidentin Ursula von der Leyen hat ihre Wunschkandidaten für die künftige EU-Kommission bekannt gegeben. Allerdings muss das Parlament zustimmen – und ihre Entscheidung für den rechtsgerichteten Italiener Fitto als Vizepräsident gilt als umstritten.

In einer Sitzung des EU-Parlaments in Straßburg verkündete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute Neuigkeiten: Sie veröffentlichte die Liste der Politiker, mit denen sie die künftige EU-Kommission besetzen will. Sie enthält 27 Namen für 27 EU-Mitgliedsländer. Das Parlament muss sie aber noch genehmigen.

Für einen Schlüsselposten hat von der Leyen den Italiener Raffaele Fitto im Auge. Er soll kommissarischer Vizepräsident der Kommission werden. Mit dieser Nominierung geht die Präsidentin ein Wagnis ein: Fitto ist ein rechter Politiker und gehört der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni an. Zuvor war er dort Europaminister.

Nun soll er Kommissar für Kohäsion und Reformen werden.

Kritik am Fitto-Vorschlag

Die Mehrheit der Europaparlamentarier muss die neue Kommission bestätigen. In der Vergangenheit hatten die Abgeordneten Vorschläge mehrfach abgelehnt. Die Anhörungen der vorgeschlagenen Kommissare sollen im Oktober beginnen.

In den letzten Tagen war von Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen Widerstand gegen Fittos Ernennung zu vernehmen. Es handelt sich um einen gefährlichen Rechtsruck. Valérie Hayer, Vorsitzende der Liberalen im Europaparlament, bezeichnete Italiens Fitto-Vorschlag als „unhaltbar“.

Geht es nach von der Leyen, soll der Italiener Raffaele Fitto kommissarischer Vizepräsident der Kommission werden.

Auch Unterstützung für Fitto

Das Mitte-links-Lager im Parlament hatte von der Leyens Wiederwahl im Juli unterstützt, aber zur Bedingung gemacht, dass die Deutsche nicht mit rechtsextremen Parteien zusammenarbeite.

Doch es gibt auch Zuspruch: Laut der Nachrichtenagentur dpa gilt Fitto in Brüssel als moderat und proeuropäisch. EVP-Chef Manfred Weber (CSU) bezeichnete ihn gar als „Brückenbauer“. Er sei ohne Zweifel bestens für den Job geeignet, sagte er der dpa. Italiens rechtsgerichtete Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äußerte sich sehr zufrieden über die geplante Berufung ihres Vertrauten Fitto zu einer der Vizepräsidentinnen der EU-Kommission.

Séjourné rückt für Breton auf

Kurz vor den letzten Vorschlägen von der Leyens für den französischen Kommissionssitz kam es zu Unruhe: Der ursprünglich von Frankreich in Erwägung gezogene Kandidat Thierry Breton zog seine Kandidatur überraschend zurück – und kritisierte Präsidentin von der Leyen öffentlich.

Der französische Kommissar wird nun der scheidende Außenminister sein Stéphane Séjourné Von der Leyen möchte ihm das Ressort für Industriestrategie übertragen, das als sehr einflussreicher Posten gilt.

Slowake soll Handelskommissar werden Maros Sefcovic Das neu geschaffene Amt des Verteidigungskommissars wird dem litauischen Andrius Kubilius Das Wirtschaftsressort geht an die lettische Valdis DombrovskisDer designierte EU-Kommissar für Inneres und Migration ist der derzeitige österreichische Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP).

Zum ersten Mal wird es einen Kommissar für den Mittelmeerraum geben: den kroatischen Dubravka Suica Sie werde für die erweiterte südliche Nachbarschaft der EU zuständig sein und die europäischen Interessen in der Region vertreten, erklärte von der Leyen. EU-Klimakommissarin Wopke Hoekstra Er soll den Plänen zufolge zwar im Amt bleiben, sein Aufgabenbereich soll allerdings neu definiert werden und künftig Klima und sauberes Wachstum verknüpfen.

Jedes der 27 Mitgliedsländer konnte einen Kandidaten nominieren, für Deutschland ging von der Leyen als Kandidatin hervor. Die nun verkündeten Vorschläge der Präsidentin werden in den kommenden Wochen von den entsprechenden Fachausschüssen geprüft. Erst dann wählt das Parlament die endgültige Kommission. Spätestens zum Jahreswechsel soll die neue Kommission ihre Arbeit aufnehmen.

Weniger Frauen als Männer

60 Prozent der vorgeschlagenen Personen sind männlich, nur 40 Prozent weiblich. Von der Leyen räumte ein, dass noch viel Arbeit zu tun sei, um die von ihr angestrebte Gleichberechtigung zu erreichen. Als Ausgleich sind vier von von der Leyens sechs Stellvertreterinnen weiblich.

Neben Fitto wird auch die Spanierin zu den Abgeordneten gehören Teresa Ribera die für den „grünen, fairen und wettbewerbsfähigen Übergang“ verantwortlich sein wird. Der derzeitige finnische Europaabgeordnete Henna Virkkunen das künftig für die „innere und äußere Sicherheit“ sowie den digitalen Bereich zuständig sein soll.

Der CDU-Politiker hatte die Länder zuvor aufgefordert, jeweils einen Mann und eine Frau vorzuschlagen. Viele Länder kamen dem jedoch nicht nach.

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