
Auf dem Immobilienmarkt zeichnet sich bei den Preisen eine langsame Trendwende ab. Doch einer neuen Umfrage zufolge befürchten die Banken nun auch andernorts ein Desaster.
Frankfurt/Main – Erst kürzlich zeichnete sich eine echte Trendwende am Immobilienmarkt ab: Nach fast zwei Jahren des Rückgangs der Immobilienpreise in Deutschland waren nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien im zweiten Quartal etwas teurer als in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Der vdp-Immobilienpreisindex stieg um ein halbes Prozent auf 175,5 Punkte, wie der Verband im August mitteilte. Doch einer neuen Umfrage zufolge befürchten die Banken am Immobilienmarkt nun auch andernorts ein Desaster.
„Schlechtes Omen“: Banken befürchten Anstieg notleidender Kredite
Laut einer aktuellen Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte, die Handelsblatt Kreditgeber befürchten, dass immer mehr Schuldner mit ihren Zahlungen in Verzug geraten. Banken rechnen deshalb damit, dass die Finanzierungslücken am Immobilienmarkt in den kommenden Monaten noch größer werden.
So erwarten 78 Prozent der von Deloitte befragten 100 Vorstände und Mitarbeiter in Führungspositionen deutscher Banken, dass die notleidenden Immobilienkredite im eigenen Unternehmen in den nächsten 18 Monaten zunehmen werden. 25 Prozent gehen sogar von einem starken oder sehr starken Anstieg aus. Als notleidende Kredite werden Kredite bezeichnet, bei denen der Schuldner mit dem Schuldendienst in Verzug gerät.
„Das ist ein schlechtes Omen für die Situation der Kreditinstitute selbst“, sagt Christoph Roessle, Partner bei Deloitte und Mitautor der Studie, gegenüber der HandelsblattImmobilien machten einen erheblichen Teil des Kreditvolumens der Banken aus. Viele Institute zogen inzwischen verstärkt den Verkauf solcher Vermögenswerte in Erwägung, sagt er.
Mehr Notverkäufe von Häusern und Wohnungen – „Schwierige Lage am Immobilienmarkt“
Das Problem zeigt sich auch an anderer Stelle: Nach Jahren rückläufiger Zahlen kamen 2023 bereits mehr Häuser, Wohnungen und Grundstücke unter den Hammer. Dem Fachverlag Argetra zufolge wurden im vergangenen Jahr für 12.332 Häuser, Wohnungen und Grundstücke Gerichtsverfahren eröffnet, das sind etwas mehr als 2022 mit 12.077 Objekten.
Und in Hessen ist die Zahl der Notversteigerungen von Häusern und Wohnungen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 16 Prozent gestiegen. Zwangsversteigerungen sind eine Möglichkeit für Gläubiger, an ihr Geld zu kommen. Meist geschieht das, wenn Immobilienbesitzer in finanzielle Schwierigkeiten geraten, Haus und Grundstück nicht mehr bezahlen können oder Schulden haben. Der Gläubiger leitet dann ein Zwangsversteigerungsverfahren beim Amtsgericht ein. Der Mindestpreis für die Immobilie wird durch ein Gutachten festgelegt.
Younes Frank Ehrhardt, Geschäftsführer des Eigentümerverbandes Haus und Grund Hessen, sieht diese Entwicklung mit Sorge. „Wir führen die Trendwende auf die stark gestiegenen Zinsen zurück – und auf die schwierige Lage auf dem Immobilienmarkt“, erklärte er. Zu hohe Kreditzinsen bei Neu- oder Anschlussfinanzierungen hätten manchen Eigentümer in Bedrängnis gebracht, dessen Immobilie auf dem freien Markt keinen Käufer fand und dann zum Verkauf gezwungen war. Ehrhardt befürchtet, dass Notverkäufe künftig noch weiter zunehmen werden. Mit Material von dpa
