Trennung nach vier Monaten
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Der nächste Trainerwechsel beim VfL Wolfsburg ist perfekt. Der Bundesligist bestätigte am Sonntagabend, dass der Niederländer Paul Simonis nur vier Monate nach seiner Verpflichtung im Sommer gehen musste. U19-Trainer Daniel Bauer übernimmt vorerst das Amt. Dies hatte der 43-Jährige bereits im Mai als kurzfristiger Nachfolger von Ralph Hasenhüttl getan.
Die Trennung von Simonis habe ihm „persönlich wehgetan“, sagte Sportdirektor Peter Christiansen, der um seinen Job kämpft. „Paul ist ein akribischer Trainer, der mit großer Leidenschaft, Fachwissen und Leidenschaft gearbeitet hat.“ Dennoch müsse man „ganz ehrlich sagen, dass im Fußball am Ende Ergebnisse und Punkte zählen. Und die Entwicklung in den letzten Wochen ist nicht so verlaufen, wie wir es uns alle erhofft haben.“ Konkret verlor der VfL sechs der letzten sieben Spiele in der Bundesliga, darunter das 1:2 am Freitagabend bei Werder Bremen. Im DFB-Pokal gab es ein peinliches Ausscheiden gegen den Zweitligisten Holstein Kiel.
Damit ist der 40-jährige Simonis der fünfte gescheiterte Trainer in Wolfsburg, seit Oliver Glasner den Volkswagen-Klub 2021 in die Champions League geführt und ihn dann verlassen hat. Mark van Bommel, Florian Kohfeldt, Niko Kovac, Hasenhüttl und jetzt Simonis: Alle mussten vorzeitig gehen. Als mögliche Nachfolger gelten derzeit Urs Fischer, Tim Walter und auch der ehemalige Trainer Bruno Labbadia. Die zunächst gehandelten Marco Rose und Edin Terzic dürften weder verfügbar noch bezahlbar sein. Der in Wolfsburg hochgeschätzte Matthias Jaissle müsste aus seinem Vertrag beim saudi-arabischen Klub Al-Ahli SFC herausgekauft werden.
Simonis kam im Sommer mit der Empfehlung nach Wolfsburg, den Provinzverein Go Ahead Eagles Deventer zum niederländischen Pokalsieg und damit zum ersten Titelgewinn seit 92 Jahren geführt zu haben. Beim VfL sollte er der Mannschaft ein neues Gesicht und eine neue Spielweise mit mehr Dominanz und Ballbesitz verleihen. Aber von beidem wurde nie etwas gesehen. In der sportlichen Krise der vergangenen Wochen wirkte der Niederländer zunehmend ratlos. Doch Simonis scheiterte auch an Umständen, für die er nichts tun konnte.
Das größte Problem in dieser Saison ist die Kaderplanung von Christiansen und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. Beide haben über den Sommer ein Team mit gravierenden Konstruktionsfehlern zusammengestellt. Transfers wie der Brasilianer Vinicius Souza und der Däne Jesper Lindstrøm blieben bislang weit hinter den Erwartungen zurück. Der dringend benötigte Mittelstürmer kam im Sommer überhaupt nicht. Selbst die Verpflichtung des dänischen Starspielers Christian Eriksen ergab aus sportlicher Sicht bisher keinen Sinn. Auf seinen beiden Positionen im zentralen Mittelfeld standen bereits sechs weitere Spieler zur Verfügung.
Kürzlich sprachen sogar Kapitän Maximilian Arnold und Torhüter Marius Müller öffentlich über mangelnden Zusammenhalt und ein großes Einstellungsproblem innerhalb der Mannschaft. Simonis hat nie eine Lösung für dieses Problem gefunden. Doch vieles von dem, was er nun ertragen muss, fällt in die Verantwortung von Sportdirektor Christiansen. Der 50-jährige Däne kam 2024 nach Wolfsburg, um den Verein komplett umzustrukturieren – bisher ohne Erfolg. Sein Job und der von Sportdirektor Schindzielorz werden beim VfL schon lange diskutiert.
