Nach einem Brandanschlag im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg ist das Berliner Gymnasium Tiergarten geschlossen und weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar. Das teilte die Schule auf ihrer Internetseite mit. Die Senatsbildungsverwaltung erklärte, man sei mit allen Beteiligten in engem Kontakt und Austausch, um zu prüfen, wie der Unterricht vor und nach dem Sommer stattfinden könne. Die Zeugnisausgabe werde voraussichtlich noch an diesem Mittwoch vor den Sommerferien auf dem Schulhof stattfinden, teilte das Bezirksamt Mitte mit.
Wie berichtet, wurden an mehreren Wänden im Hof der Schule „frische Schriften mit Bezug zum Nahostkonflikt“ gefunden, wie die Polizei in einer Mitteilung bestätigte. Zudem hatten Unbekannte in der Nacht zum Sonntag den Serverraum der Schule in Brand gesteckt. Nach Angaben der Polizei wurde die Technik im betroffenen Raum „erheblich beschädigt“, am Gebäude selbst entstand kein größerer Schaden. Die Polizei geht von einem Brandanschlag aus. Der für politisch motivierte Kriminalität zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung und Sachbeschädigung übernommen.
Die Senatsbildungsverwaltung verurteile den Brandanschlag „auf das Schärfste“, hieß es. Eine rote Linie sei überschritten worden, sagte ein Sprecher: „Derartige Gewalttaten sind nicht nur Angriffe auf Eigentum, sondern auch auf den Kern unserer Gesellschaft: unsere Schulen und damit unsere Kinder und Jugendlichen“, sagte ein Behördensprecher. „Es ist unabdingbar, dass unsere Schulen Orte des Dialogs und des respektvollen Austauschs bleiben.“
Das Gymnasium Tiergarten stehe unter anderem mit dem zuständigen Präventionsbeauftragten der Polizei in Kontakt, um künftig für mehr Sicherheit zu sorgen. Auch Mittes Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) verurteilte den Brandanschlag und äußerte die Hoffnung, dass der oder die Täter gefasst würden. „Gewalt, Angriffe und Zerstörung dürfen niemals Mittel der Auseinandersetzung sein. Der Bezirk Mitte steht für ein friedliches Zusammenleben von Menschen aus mehr als 100 Ländern, in dem für Ausgrenzung und Hass kein Platz ist“, so Remlinger. Schulstadtrat Benjamin Fritz (CDU) sagte: „Wir arbeiten schon jetzt mit Hochdruck daran, dass der Schulbetrieb im kommenden Schuljahr reibungslos starten kann.“
Unsicherheit in der Schule
Der Anschlag habe in der Schule für große Verunsicherung gesorgt, sagte Jan Krebs vom Elternverein der Nachrichtenagentur dpa. „Wir wissen derzeit noch nicht, inwieweit die Schule vor allem als staatliche Einrichtung wahrgenommen wurde, gegen die sich der Protest richtet“, sagte er. Die gesamtgesellschaftliche Lage sei angesichts der Lage im Nahen Osten derzeit schwierig. „Im nächsten Schuljahr wollen wir daher versuchen, in der Schule noch intensiver in den Austausch zu treten und dabei an einem Strang zu ziehen“, so Krebs.
Wegen der Schäden könne der Elternvertreter nachvollziehen, warum die Schule für zwei Tage geschlossen bleibe. Die Schulleitung sei bislang sehr gut über ihr Vorgehen informiert. „Angesichts der in dieser Woche beginnenden Ferien scheinen die Auswirkungen auf die Unterrichtszeit nicht so groß zu sein“, so Krebs weiter. „Aber für rund tausend Schülerinnen und Schüler gehen Bildungschancen verloren.“
Die Highschool kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus: Erst gab es die Absage einer Abschlussfeier wegen angekündigter politischer Proteste im Kontext des Gaza-Kriegs. Die Schulleitung hatte die Veranstaltung abgesagt, weil sie im Highschool-Jahr mit pro-palästinensischen Protesten der Schüler rechnete. Dann gab es eine Zeugnisverleihung unter Polizeibewachung und einen Tag später eine Protestkundgebung vor der Schule – beides verlief ohne Zwischenfälle. (mit dpa)