Am 15. Oktober unterzeichnete die NATO-Agentur NETMA (NATO Eurofighter & Tornado Management Agency) die Verträge über 20 Eurofighter Tranche 5 und die dazugehörigen EJ200-Triebwerke mit der Eurofighter Jagd Flugzeug GmbH und der EUROJET Turbo GmbH. Das Volumen beträgt rund 3,75 Milliarden Euro. Zuvor hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Finanzierung am 8. Oktober zugestimmt.
Die Eurofighter GmbH ist ein Joint Venture der deutschen und spanischen Unternehmen Airbus Defence and Space, Leonardo und BAE Systems und spiegelt die vier Eurofighter-Kernnationen wider. Eurojet Turbo ist ebenfalls ein Vier-Nationen-Joint-Venture, an dem MTU Aero Engines, Avio Aero, Rolls Royce und Industria de Turbo Pulsores beteiligt sind.
„Der Auftrag sichert die Kontinuität der Produktion, erhält wichtige Kompetenzen entlang der gesamten Lieferkette und stärkt Europas Verteidigungsfähigkeit für die kommenden Jahrzehnte“, sagte Jorge Tamarit-Degenhardt, Geschäftsführer von Eurofighter. „Mit einer Lebensdauer weit über 2060 hinaus werden die technischen Fähigkeiten der Eurofighter-Jets eine vollständige Integration in die zukünftige Luftkampfumgebung Europas ermöglichen.“
Vier Verträge im Paket
Der Vertrag besteht aus vier Verträgen, die die Lieferung von 20 Eurofighter-Flugzeugzellen, die Lieferung von 52 Triebwerken, die Lieferung von Ersatz- und Austauschteilen sowie die Beseitigung von Obsoleszenzen vereinbaren. Die Auslieferung der Triebwerke an die Bundeswehr ist ab 2029 und der Flugzeuge ab 2031 geplant. Die Auslieferung soll bis 2033 (Triebwerke) bzw. 2034 abgeschlossen sein. Die Ersatzteile sowie die ersten Flugzeuge sind für 2031 geplant. Die Beseitigung der Obsoleszenz läuft als fortlaufender Prozess parallel zur Produktion und ist der einzige Vertrag, an dem die anderen drei Eurofighter-Nationen (Italien, Spanien, Großbritannien) beteiligt sind.
Mit der Bestellung der Tranche 5 löst die Bundeswehr ein Versprechen ein, das der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz im Juni 2024 an die Bundeswehr und die Industrie gegeben hatte. Die neuen Eurofighter sollen einen Teil der Tornado-Kampfflugzeuge ersetzen, die bald das Ende ihrer Lebensdauer erreichen werden. Die Produktion erfolgt im Anschluss an die laufende Produktion der 38 im Rahmen des Projekts Quadriga 2020 bestellten Eurofighter, deren Auslieferung in Kürze beginnen soll.
Um die Nachfrage – darunter Bestellungen aus Italien (24 Flugzeuge) und Spanien (25) – decken zu können, müssen die Produktionskapazitäten erhöht werden. Über eine Rahmenvereinbarung werden hierfür Mittel bereitgestellt. Ziel ist es, die Produktionsrate auf 20 Flugzeuge pro Jahr zu steigern.

Neue Komponenten für Aufklärung, Schutz und ELOKA
Die Eurofighter der Tranche 5 werden mit modernsten Komponenten für Aufklärung, Schutz und elektronische Kriegsführung ausgestattet. Dazu gehören das ESCAN-Radar Mk1 Step1 von Euroradar (Hensoldt/Indra), das seit Mitte 2025 serienreif ist, und die Infrarot-Wärmebildkamera FLIR (Forward Looking Infrarot).
Zum Selbstschutz ist eine verbesserte Version des Defensive Aids Subsystem (DASS) Praetorian installiert. Praetorian ist ein zusammengesetztes System aus Antennen, Sensoren, Radar- und Laserdetektoren, Täuschungswerfern und anderen Täuschungsgeräten, die so über das Kampfflugzeug verteilt sind, dass Bedrohungen in der Umgebung des Flugzeugs erkannt und automatisch Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. DASS ist neben dem Triebwerk das finanziell anspruchsvollste Teilsystem des Eurofighters.
Zentrales Element für die elektronische Kriegsführung wird Saabs Arexis-Sensorsuite mit KI-Komponenten von Helsing sein, die unter anderem Radarsender in komplexen und überfüllten elektromagnetischen Umgebungen erkennen, lokalisieren und identifizieren kann.
Der AARGM (Advanced Anti-Radiation-Guided Missile) und der Marschflugkörper Taurus (Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System) sollen von Beginn an in den Eurofighter der Tranche 5 integriert werden.
Von den 20 Flugzeugen wird eines als Instrumented Production Aircraft (IPA) und zwei als Instrumented Production Aircraft (ISAP) ausgeliefert. Die Flugzeuge sind mit zusätzlicher Messtechnik ausgestattet und dienen dazu, neue Systeme unter realen Flugbedingungen zu testen und seriennahe Systeme zu validieren und freizugeben.
Motoren und Ersatzteile
Eurojet Turbo liefert zwei Triebwerke und zwölf Ersatz-EJ200-Turbofan-Triebwerke für jeden der 20 Eurofighter. Der Motor liefert einen Schub von 60 kN und 90 kN mit Nachbrenner. Dank der redundanten Bauweise kann der Eurofighter auch bei Ausfall eines Triebwerks weiterfliegen. Für den Auftrag wird ein bestehender Produktionsvertrag verwendet.
Auch für die Lieferung von Erstersatzteilen wird ein bestehender Vertrag genutzt. Dabei handelt es sich um die Lieferung von Verschleißteilen für die Erstinbetriebnahme des Flugzeugs. Dazu gehören Kabel, Sensoren, Ventile und Hydraulikkomponenten, die zusammen mit dem ersten Flugzeug im Jahr 2031 ausgeliefert werden sollen.
Brücke zur nächsten Generation von Kampfflugzeugen
Um der Obsoleszenz vorzubeugen, werden veraltete Komponenten, die nicht mehr auf dem Markt erhältlich sind, kontinuierlich weiterentwickelt. Die Ersatzbeschaffung erfolgt in einem Umfang, der die Produktion neuer Flugzeuge sicherstellt. Die vier Nationen teilen die Kosten entsprechend der Anzahl der Flugzeuge, die sie im Bestand haben, untereinander auf.
Mit einer geplanten Nutzungsdauer bis 2060 schlage der Eurofighter mit Tranche 5 die Brücke zur nächsten Generation von Kampfflugzeugen, erklärte Verteidigungsstaatssekretär Jens Plöttner, der gemeinsam mit zahlreichen hochrangigen Vertretern aus Bundeswehr und Industrie an der Unterzeichnungszeremonie teilnahm.
Gerhard Heiming