Noch vor zwei Monaten schien die Titelverteidigung für Formel-1-Weltmeister Max Verstappen außer Reichweite. Nach dem Heimrennen in Zandvoort lag der Superstar satte 104 Punkte hinter Tabellenführer Oscar Piastri, dessen McLaren-Teamkollege Lando Norris 70 Punkte Vorsprung hatte. Aber die Machtverhältnisse haben sich dramatisch verschoben.
Seit dem Rennen in den Niederlanden Ende August hat Max Verstappen die Großen Preise von Italien, Aserbaidschan und den USA gewonnen und stand auch in Singapur und zuletzt in Mexiko auf dem Podium.
Während Oscar Piastri zur absoluten Unzeit in eine regelrechte Formkrise abdriftete und zuletzt sogar die Meisterschaftsführung an Lando Norris verlor, ist der Red-Bull-Pilot längst zurück. Vier Rennwochenenden vor Saisonende ist Verstappen wieder in Schlagdistanz und nah dran, aus eigener Kraft erneut Weltmeister werden zu können.
Das sind drei realistische Szenarien, wie der fünfte Fahrer-Weltmeistertitel in Folge für Max Verstappen ausgehen könnte.
Szenario 1: Verstappen dominiert und erhält unfreiwillige Hilfe
Es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass Max Verstappen im wiedererstarkten RB21 die letzten vier Rennen in Brasilien, in den USA (Las Vegas), in Katar und in Abu Dhabi gewinnen kann. Der Red Bull hat sich in allen Belangen verbessert und konnte die Lücke zum zunächst überlegenen McLaren schließen. Verstappen selbst zeigt seit Monaten herausragende Leistungen und tritt im Dreikampf um den Titel mit Abstand am souveränsten und selbstbewusstesten auf.
Sollte der 28-Jährige alle vier Rennen sowie die beiden Sprintrennen in Sao Paulo und Doha gewinnen, ist er dennoch auf mindestens eine Hilfe seiner Konkurrenten angewiesen.
Denn wenn Lando Norris in allen verbleibenden (Sprint-)Rennen Zweiter wird, würde ihm das immer noch zum Gewinn des Weltmeistertitels reichen. Gleiches gilt für Oscar Piastri, der derzeit nur einen Punkt hinter seinem Teamkollegen liegt.
Doch wenn sich die McLaren-Stallrivalen gegenseitig die Punkte streitig machen oder sogar die Konkurrenten von Mercedes oder Ferrari eingreifen, könnte es für Max Verstappen immer noch reichen.
Szenario 2: Die McLarens schießen sich gegenseitig nieder
Es ist derzeit der Schrecken aller McLaren-Verantwortlichen rund um CEO Zak Brown und Teamchef Andrea Stella: Trotz der vielzitierten „Papaya Rules“ sind die Teamkollegen Lando Norris und Oscar Piastri im Laufe dieser Saison bereits zweimal aneinandergeraten; In Montreal und Austin verloren die beiden wertvolle Meisterschaftspunkte, die nun zwei- oder dreimal fehlen könnten.
Es ist nun keineswegs ausgeschlossen, dass einer der beiden WM-Konkurrenten erneut die Nerven verliert und es erneut zu einem teaminternen Absturz kommt. Max Verstappen wartet bereits auf genau dieses Szenario und könnte in einem solchen Fall direkt zum McLaren-Duo aufspringen.
Übrigens: Verstappen selbst muss keinen Unfall mit dem eigenen Stallrivalen befürchten, so wie Red-Bull-Kollege Yuki Tsunoda ihn seit Monaten nicht mehr verfolgt.
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Szenario 3: „Der Trend ist dein Freund“
Seit dem Monza-Rennen Anfang September hat sich der Wind in der Formel 1 gedreht. Der Red Bull konnte seine Defizite in puncto Balance, Abtrieb, Aerodynamik und Reifenverschleiß im Vergleich zu McLaren wettmachen. Einschließlich des Austin-Sprints erreichte Verstappen sieben Mal in Folge eine Top-Drei-Platzierung.
Würde Verstappens eigene Ausbeute und die seiner beiden Konkurrenten Norris und Piastri bis zum Schluss anhalten, würde es für Verstappen reichen. Die Rechnung lautet wie folgt: Seit Monza hat Verstappen an den letzten fünf Rennwochenenden durchschnittlich 23,2 Punkte geholt, während Norris nur 16,4 Punkte und Piastri nur 9,4 Punkte holte.
Wenn dieser beeindruckende Umschwung anhält, wird Max Verstappen beim großen Saisonfinale am ersten Dezemberwochenende in Abu Dhabi immer noch seinen fünften Fahrertitel in Folge gewinnen.
