Stand: 7. November 2025 5:00 Uhr
Niedersachsens Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann (SPD) fordert eine Verschärfung des Strafrechts: Wer in Deutschland Vergewaltigungsvideos von Erwachsenen besitzt, soll bestraft werden. Auslöser für dieses Verbot waren mehrjährige NDR-Recherchen, die nun im Podcast „Rape Tapes“ in der ARD-Audiothek und den Podcast-Plattformen verfügbar sind.
Ein NDR-Team hat ein internationales Netzwerk von Vergewaltigern aufgedeckt, in dem Frauen unter Narkose vergewaltigt, die Taten gefilmt und anschließend im Internet verbreitet werden. In fünf Podcast-Folgen berichten die Journalistinnen Isabell Beer und Isabel Ströh, wie sie verdeckt in dieses Netzwerk eingeschleust und aufgedeckt haben, wie Täter agieren, sich organisieren und ihre Spuren verwischen. Die Forschung wird in der neuen Staffel von durchgeführt „11KM-Geschichten“ ausführlich erzählt.
Im Mittelpunkt steht „Marlene“ (Name geändert) aus Niedersachsen. Ihr Fall wurde erst durch Recherchen von STRG_F (NDR/funk) bekannt. Für ihre Recherchen zum Vergewaltigernetzwerk wurden die beiden Autoren bereits mit dem Grimme-Preis und zuletzt mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Bei einer Hausdurchsuchung von „Marlene“ und ihrem Mann „Nils“ (Name geändert) entdeckten Ermittler Tablets, Datenträger und Beweise für zahlreiche Straftaten aus einem Zeitraum von über 15 Jahren. Nils hat seine Frau unter Drogen gesetzt und vergewaltigt und die Angriffe gefilmt. Er verbreitete die Videos auf frei zugänglichen Pornoseiten und in geschlossenen Messenger-Gruppen, in denen sich Täter über Dosierungen, Co-Wirkstoffe und ihre „Erfahrungen“ austauschten. Seine Vergewaltigungsvideos wurden millionenfach auf einer Pornoseite angeschaut.
Durch die Ermittlungen erfährt „Marlene“ erstmals etwas über die Taten ihres Mannes. Im Interview mit 11KM-Geschichten Sie sagt: „Ich versuche wirklich, alles zu vergessen, was vorher passiert ist. Aber das geht einfach nicht, weil wir auch schöne Zeiten hatten. Er war immer ein ruhiger, liebevoller Mensch. Er war immer für mich da, er war immer für die Familie da. Er war auch immer für Freunde da. Er hat allen Spaß gemacht. Ich frage mich wirklich jeden Tag: Warum hat er das getan?“
Auch „Marlene“ berichtet im Podcast über die Folgen: „Ich habe immer wieder Albträume. Manchmal hält mich meine innere Unruhe nachts wach und ich habe immer das Gefühl: Du bist nicht in Sicherheit. Träume, die ich keinem wünsche, die mir immer Bilder zeigen, die grausam sind. Und wenn ich morgens aufwache, kommen oft die Gedanken zurück: Warum, warum, warum hast du das getan? Dann laufen mir schon im Halbschlaf die Tränen übers Gesicht und ich muss einfach aufstehen.“ meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, nicht darüber nachzudenken.“
Der Podcast geht auch auf eine mögliche Gesetzeslücke ein. Der bloße Besitz von Vergewaltigungsvideos durch Erwachsene stellt in Deutschland derzeit keine Straftat dar. Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann (SPD) bringt den Fall nun in die Politik. Auf der Justizministerkonferenz am 7. November in Leipzig will sie nun fordern, dass der Besitz solcher Videos künftig strafbar wird.
„Ich möchte, dass der Besitz und die Verbreitung von Vergewaltigungsvideos bestraft werden“, erklärt Wahlmann im Interview 11KM-Geschichten. „Es gibt tatsächlich echte Vergewaltigernetzwerke, in denen Männer ihre Vergewaltigungsvideos teilen. Und dass es tatsächlich Männer gibt, die das konsumieren, finde ich so abstoßend. Und ich finde es auch absolut verwerflich, dass es diesen Markt gibt. Und diesen Markt müssen wir dringend austrocknen.“
Wahlmann sagt: „Jedes weitere Anschauen dieses Videos ist grundsätzlich ein weiterer Missbrauch. Wenn die Täter selbst kein Unrechtsbewusstsein haben, dann muss der Staat mit den Mitteln des Strafrechts vorgehen und dies kriminalisieren und auch die Täter bestrafen.“ Über den Antrag werden die Justizminister der Länder heute auf der Konferenz beraten.
Im Interview mit 11KM Stories reagiert „Marlene“ darauf: „Ich lebe in ständiger Angst. Es sind jeden Tag Millionen Menschen im Internet. Weltweit. Und ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis eines meiner Videos erneut hochgeladen wird. wir reden von 400. Die verbreiten sich dann extrem schnell und das macht mir wirklich Angst.“
Für „Marlene“ ist klar: „Das muss einfach bestraft werden. Für mich ist es vielleicht zu spät, für andere aber nicht.“
„Rape Tapes“ – die neue Staffel des Podcast-Feeds „11KM-Geschichten“. Die Suche von CTRL_F ist jetzt verfügbar Verfügbar in der ARD-Audiothek und auf allen gängigen Podcast-Plattformen.
Link: https://www.ardaudiothek.de/versand/11km-stories/urn:ard:show:6bb046d00989db56/
Übersicht zum Podcast:
In fünf Teilen untersucht „Rape Tapes“ die Struktur des Vergewaltigernetzwerks, die psychologischen Strukturen und Taktiken der Täter, die Perspektive und Erfahrungen der Betroffenen sowie das Versagen der Ermittlungsbehörden.
• Folge 1 zeigt den Undercover-Einstieg in das Netzwerk – mit einem dafür erstellten Männerprofil.
• Episode 2 enthüllt, wie Täter Vergewaltigungen planen und Anweisungen in Echtzeit weitergeben.
• Folge 3 erzählt „Marlenes“ Geschichte – aus der Perspektive einer Frau, die von ihrem Mann jahrelang heimlich unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurde.
• Episode 4 folgt der Spur eines angeblichen „Haarserums“, das sich als Co-Wirkstoff herausstellt.
• Folge 5 rekonstruiert das Versagen der Behörden im Fall „Marlene“.
7. November 2025 / WH
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