Vorbild Vatikan
Albanien will einen neuen Mikrostaat schaffen
23.09.2024, 16:45
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Die Regierung will der viertgrößten Religionsgemeinschaft Albaniens einen eigenen Kleinstaat geben. Ministerpräsident Rama trägt diesen Antrag bei der UNO vor. Die Bektaschi sind eine tolerante, mystische Strömung des Islam.
Albanien plant laut Regierungsquellen, auf seinem Territorium einen souveränen Mikrostaat für den muslimischen Sufi-Orden der Bektaschi zu gründen. „Unsere Inspiration ist es, die Umwandlung des Bektaschi-Weltzentrums in Tirana in einen souveränen Staat zu unterstützen, ein neues Zentrum der Mäßigung, Toleranz und friedlichen Koexistenz“, verkündete Albaniens Ministerpräsident Edi Rama am Sonntag bei den Vereinten Nationen in New York. Demnach soll eine vatikanähnliche Enklave künftig als politische Heimat der Bektaschi dienen.
Die Bektaschi sind nach den Sunniten, den Orthodoxen und den Katholiken die viertgrößte Religionsgemeinschaft Albaniens. Sie stellen nach Schätzungen der albanischen Volkszählung von 2023 zehn Prozent der muslimischen Bevölkerung des Landes.
Der Orden wurde im 13. Jahrhundert im Osmanischen Reich gegründet und gilt als toleranter, mystischer Zweig des Islam, der anderen Religionen und Philosophien gegenüber aufgeschlossen ist. Einige der bedeutendsten Bektaschi-Führer ließen sich in Albanien nieder, nachdem der Gründervater der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, sie in der Türkei verboten hatte.
Der Bektaschi-Orden in Tirana lobte die Entscheidung. „Die Souveränität des Bektaschi-Ordens ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Werte der Inklusion, der religiösen Harmonie und des Dialogs in einer zunehmend gespaltenen Welt“, hieß es von Seiten des Ordens.
Die Staatsbürgerschaft des geplanten Mikrostaates, der etwa zehn Hektar umfassen wird, soll auf Mitglieder des Klerus und der Staatsverwaltung beschränkt sein. Die Regierung werde von den Oberhäuptern der religiösen Orden gebildet, und ein Rat werde die religiösen und administrativen Abläufe überwachen, hieß es. Weitere Einzelheiten zum Zeitplan und zur Art und Weise der Ausrufung des neuen Mikrostaates wurden bisher nicht bekannt gegeben.