USA: Was wir über das Attentat in New Orleans wissen

In New Orleans raste ein Mann an Silvester in eine Menschenmenge, er tötete 14 Menschen. Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Was wir wissen – und was nicht.


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USA: Nach der Attacke in New Orleans haben die Ermittlungsbehörden den Tatort weiträumig abgesperrt.
Nach der Attacke in New Orleans haben die Ermittlungsbehörden den Tatort weiträumig abgesperrt.
© Matthew Hinton/​AFP/​Getty Images

Wenige Stunden nach dem Jahreswechsel ist in New Orleans ein Mann mit einem Pick-up in ein beliebtes Ausgehviertel gerast. Er tötete mehrere Menschen und wurde selbst am Tatort erschossen. Seitdem werden immer neue Details zum mutmaßlichen Täter bekannt. Die Bundespolizei FBI geht davon aus, dass er allein gehandelt hat. Was wir bislang wissen.

Was ist in New Orleans passiert?

Um etwa 3.15 Uhr Ortszeit war ein Mann in New Orleans mit einem Pick-up nahe der Kreuzung Canal Street und Bourbon Street im French Quarter durch
eine Menschenmenge gerast. In dem beliebten Ausgehviertel waren kurz nach Silvester noch viele
Menschen unterwegs. Er soll dann inmitten der Menschenmenge ausgestiegen
sein und um sich geschossen haben, ehe er selbst von der Polizei
erschossen wurde. Zunächst wurde von zehn Getöteten und 35 Verletzten berichtet, später teilten der Gerichtsmediziner und das FBI mit, dass die Zahl der Toten auf 14 gestiegen sei. Zwischenzeitlich war die Rede von 15 Opfern – die Behörden hatten den Attentäter dazu gezählt.

Die Hauptstraße des Viertels wurde weiträumig abgesperrt, die Behörden forderten die Menschen auf, das Viertel zu meiden. Etwa 400 Ermittler waren anschließend im Einsatz, um Spuren zu sichern. Dabei stießen sie auf mutmaßliche selbst gebaute Sprengsätze, die in dem Viertel platziert worden waren. Sie wurden unschädlich gemacht.

Der Vorfall ereignete sich nur wenige Stunden vor dem geplanten Beginn des sogenannten Sugar Bowl, eines College-Football-Spiels, das Fans aus dem ganzen Land anzieht und nach dem Attentat mit Verweis auf die Sicherheit verschoben wurde.

Was ist zum Täter bekannt?

Wie das FBI mitteilte, handelte es sich bei dem Fahrer um einen 42-jährigen Mann mit
US-amerikanischer Staatsbürgerschaft namens Shamsud-Din Jabbar. Er ist im Bundesstaat Texas geboren und hat auch dort gelebt. Der mutmaßliche Täter war vor
einigen Jahren für längere Zeit als IT-Spezialist in der US-Armee tätig. Laut FBI war Jabbar US-Soldat und wurde offenbar ehrenhaft entlassen. Später sagte auch US-Präsident Biden, dass der Täter „viele Jahre“ in der US-Armee gedient habe und danach jahrelang als Reservist geführt worden sei.

Aus von der New York Times veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen Delikten angeklagt wurde, 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein.

Die Georgia State University bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass ein Mann namens Shamsud-Din Jabbar dort von 2015 bis 2017 studiert und einen Bachelorabschluss im Fach Computersysteme gemacht habe.

Hat der Täter allein gehandelt?

Das FBI vermutet, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. „Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt
nicht davon aus, dass außer Shamsud-Din Jabbar noch jemand anderes an
diesem Anschlag beteiligt war“, sagte der stellvertretende FBI-Direktor
Christopher Raia. In ersten Stellungnahmen war die US-Bundespolizei noch
davon ausgegangen, dass Jabbar nicht allein gehandelt hatte.

Hintergrund der Vermutung war die Platzierung weiterer Sprengsätze im French Quarter. Nun stellte sich aber heraus, dass Jabbar diese selbst dort platziert hatte. „Wir haben Überwachungsaufnahmen erhalten, die zeigen, wie Jabbar die
Sprengsätze dort platziert, wo sie gefunden wurden“, sagte Raia.

Welche möglichen Tatmotive gibt es?

Der mutmaßliche Täter war den Ermittlern zufolge ein Anhänger der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Er habe vor der Tat auf einer Onlineplattform mehrere Videos
veröffentlicht, in denen er seine Unterstützung für den IS bekundet
habe, sagte FBI-Direktor Raia. Ursprünglich habe er seiner Familie und
seinen Freunden
Schaden zufügen wollen, sei aber besorgt gewesen, dass sich dann „die
Schlagzeilen nicht auf den ‚Krieg zwischen den Gläubigen
und den Ungläubigen‘ konzentrieren würden“.

US-Präsident Joe Biden sagte mit Verweis auf die Videoaufnahmen, der Attentäter habe davon gesprochen, dass er getrieben gewesen sei „vom
Verlangen, zu töten“.

Ermittler hatten
im Pick-up des Täters neben Waffen und einem möglichen Sprengsatz auch eine IS-Fahne entdeckt. 

Die Behörden gehen
davon aus, dass der Fahrer in „voller Absicht“ gehandelt hat. „Er
versuchte, so viele Menschen zu überfahren wie möglich“, sagte New Orleans‘ Polizeichefin Anne Kirkpatrick bei einer Pressekonferenz kurz nach dem Attentat. Das FBI untersucht die Tat als Terrorakt.

Was ist über den Tatort bekannt?

Das French Quarter ist das berühmteste Ausgehviertel der Großstadt im Südstaat Louisiana. Das Viertel, das auch unter seinem französischen Namen Vieux Carré bekannt ist, besuchen wegen seiner Musik- und Kulturszene und seines ausgelassenen Nachtlebens Jahr für Jahr Millionen Menschen.

Das French Quarter ist aufgrund seiner Beliebtheit bei Touristen heute auch der wirtschaftliche Motor von New Orleans. Im Viertel leben nur wenige Tausend Menschen, aber hier befinden sich einige der bestbesuchten Hotels und Lokale der Stadt, es wird durchquert von mehreren Hauptverkehrsstraßen. Eine davon ist die Bourbon Street, auf der sich der Angriff ereignete.

Einem Bericht der New York Times zufolge fehlten in der belebten Straße zum Tatzeitpunkt Poller, die den Tatverdächtigen hätten aufhalten können. Als Ersatz parkte an der entsprechenden Stelle ein Polizeiauto, um das der Täter herumfuhr, berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf Behördenangaben. Die Poller an der Stelle sollten dem Bericht zufolge in Vorbereitung auf den Super Bowl, den New Orleans Anfang Februar ausrichtet, ausgetauscht werden.

Infolge des Anschlags hat der Gouverneur von Louisiana, Jeff Landry, den Notstand für die Stadt und anstehende Großereignisse dort ausgerufen. Einer von ihm veröffentlichten Erklärung zufolge geht es darum, schnell mit Anordnungen wie Evakuierungen zu reagieren und auch Hilfe auf US-Bundesebene anfordern zu können. Die Verordnung wurde auch mit Blick auf anstehende Veranstaltungen in New Orleans erlassen.