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Geschrieben von:
dpa
Das Wort „Müll“ spielt im US-Präsidentschaftswahlkampf seit Tagen eine ungewöhnlich große Rolle. Die Kontroverse um das US-Territorium Puerto Rico weitet sich immer weiter aus und bringt auch das Weiße Haus in Erklärungsnot. Laut US-Medien soll die Regierungszentrale ein offizielles Protokoll manipuliert haben, um einen Fehler des demokratischen Präsidenten Joe Biden in der Debatte zu vertuschen. Stolperstein ist ein Apostroph. Aber zurück zum Anfang:
Alles begann mit einem geschmacklosen Witz bei einer großen Wahlkampfveranstaltung für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump am vergangenen Sonntag. Ein dortiger Komiker beschrieb Puerto Rico als eine Insel aus im Meer schwimmendem Müll. Die Aussage löste in Puerto Rico große Empörung aus. Dies könnte für Trump zum Problem werden, denn allein im heiß umkämpften und möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaat Pennsylvania leben rund 500.000 Puertoricaner.
Zunächst nutzte das Team der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris den Skandal für Wahlkampfzwecke gegen Trump. Doch dann intervenierte Präsident Joe Biden und spielte Trump mit einem Fauxpas in die Hände. Biden ging am Dienstag in einem Wahlkampftelefonat mit der Latino-Community auf den Müllskandal ein. Der Demokrat äußerte sich positiv über die Puertoricaner und kritisierte Trump. Einer seiner Sätze in einem von der Schalte online veröffentlichten Video kann jedoch auch so verstanden werden: „Der einzige Müll, den ich herumschweben sehe, sind seine Follower.“
Trump nutzt dies seitdem gnadenlos aus, indem er sich in einem Müllwagen filmen lässt, bei einer Kundgebung in der orange-gelben Weste eines Müllmanns auftritt und seinen Anhängern bei jeder Gelegenheit erzählt, dass Biden gezeigt hat, was er und sein Vizepräsident Harris denken von ihnen.
Allerdings geht aus der Aufzeichnung von Bidens unglücklichem Telefonat nicht klar hervor, ob er Trumps Anhänger tatsächlich als „Müll“ bezeichnet hat – oder die weit verbreiteten Ansichten über Latinos. In der offiziellen Abschrift des Weißen Hauses, in der Biden an dieser Stelle, wie er es oft tut, stark stottert, wurde es so dargestellt, als ob Letzteres wahr wäre.
Apostroph oder nicht?
Der Unterschied im englischen Original ist ein schlichtes Apostroph neben dem Wort „supporter“. Biden und das Weiße Haus haben sich in den letzten Tagen Mühe gegeben, zu betonen, dass der Präsident ein Apostroph gesprochen und nur die hasserfüllte Rhetorik eines Trump-Anhängers auf der Wahlkampfveranstaltung am Sonntag gemeint habe – also die Ansichten eines Komikers und nicht die von Millionen und Abermillionen Amerikaner. Bürger, die Trump unterstützen.
Allerdings stellen Trumps einprägsame Müllmann-Bilder eine solche tiefgreifende Textanalyse leicht in den Schatten. Darüber hinaus berichtete nun unter anderem Fox News unter Berufung auf interne E-Mails des Weißen Hauses, dass die Regierungszentrale trotz der Bedenken der offiziellen Stenographen die Abschrift von Bidens umstrittener Bemerkung geändert habe. In einer E-Mail schlug ein Vorgesetzter der Stenographieabteilung Alarm und beschwerte sich über einen Regelverstoß der Pressestelle.
Harris, die sich im Wahlkampf bereits stark von Biden distanziert, hat bereits versucht, sich von seiner Bemerkung zu distanzieren. Die 60-Jährige sagte, sie sei dagegen, Menschen dafür zu kritisieren, wen sie gewählt hätten. Sie möchte Präsidentin für alle Amerikaner sein – auch für diejenigen, die sie nicht wählen. Auch Biden präzisierte seine Aussagen.
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