Erneut greift der lange Arm des Kremls in den US-Wahlkampf ein. Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl (5. November) hat der Software-Riese Microsoft eine Fake-Kampagne gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris (59) aufgedeckt. Harris‘ Problem: Die Videos, die sie diskreditieren sollen, kursieren schon lange und werden von Trump-Fans weiterhin massenhaft geteilt.
Der Inhalt: erschreckend! In einem der Clips ist eine Gruppe angeblicher Harris-Anhänger zu sehen, die angebliche Teilnehmer einer Trump-Kundgebung attackieren. Das zweite Video ist noch schockierender: Vor der Kamera eines angeblichen Fernsehsenders beschreibt eine Frau im Rollstuhl, wie sie im Alter von 13 Jahren in San Francisco von einem Auto angefahren wurde. Der Fahrer des Autos habe aus dem Auto auf sie herabgesehen und dann Fahrerflucht begangen. Die Flüchtige ist Kamala Harris – die Frau ist seit dem Unfall im Jahr 2011 gelähmt und sitzt im Rollstuhl.
Doch so schockierend die Geschichte auch klingt, sie ist auch falsch, wie Experten der Microsoft Das hat das Threat Analysis Center herausgefunden. Und es deckte auch die Drahtzieher der Kampagne auf: Demnach handelt es sich um die Propagandagruppe Storm-1516, die auf Fake-Produktionen spezialisiert ist – und enge Verbindungen zum Kreml unterhält.
Gefälschte Website, bezahlte Schauspielerin
Vor allem im verstörenden Video des angeblichen Unfallopfers stellten die Microsoft-Experten diverse Ungereimtheiten fest. So sollen die Angreifer für ihr „Interview“ schlicht den TV-Sender KBSF-TV erfunden haben. Die Website des Fernsehsenders sei erst in der Woche vor dem Hochladen des Videos online gegangen. Und: Bei der Frau im Rollstuhl handelte es sich um eine bezahlte Schauspielerin.
Bemerkenswerterweise erschien das Video erstmals am 3. September auf Musks Plattform X – vor der ersten TV-Debatte zwischen Harris und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump (78). Aber die gefälschten Videos und Trumps verrückte Haustierkampagne Trotzdem ging Harris aus dem Austausch als Sieger hervor.
Putin täuschte Unterstützung für Harris vor
Mit der Aufdeckung der neuen Fake-Kampagne ist die Gefahr einer russischen Einmischung in den Wahlkampf aber noch lange nicht gebannt: Experten gehen davon aus, dass die Versuche, die Wahl zu beeinflussen, noch zunehmen werden.
Dies macht auch deutlich, wie glaubwürdig die Aussagen des Kreml-Herrschers Wladimir Putin (71) an Kandidatin Harris. Auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok Anfang September erklärte er, er werde sie unterstützen. Immerhin ist der derzeitige Präsident Joe Biden (81) hat es seinen Wählern empfohlen. Offensichtlich nur heiße Luft – und ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver von dem ohnehin geplanten Videoangriff auf Harris.
Wegen der Manipulationsversuche hatten die USA Sanktionen gegen mehrere Mitarbeiter des russischen Propagandasenders RT verhängt.