In Australien tobte die Opposition daraufhin. „Kevin Rudd war der Elefant im Raum. Das ist ziemlich unangenehm“, sagte die neue liberale Vorsitzende Sussan Ley. „Es dauerte fast ein Jahr, bis dieses Treffen stattfand und dann dieser Misserfolg des Botschafters.“
Rudd hatte den US-Präsidenten in Trumps erster Amtszeit scharf kritisiert. Er nannte ihn unter anderem einen „Verräter an den Werten des Westens“ und den „gefährlichsten Präsidenten der Geschichte“. Allerdings löschte er einen entsprechenden Tweet nach Trumps Wiederwahl im November 2024.
Auch andere australische Oppositionspolitiker schlossen sich der Forderung nach seinem Rücktritt an. Australiens Premierminister Albanese unterstützte seinen Botschafter jedoch demonstrativ. „Wenn es einen fleißigeren Botschafter im Kongress gibt, lassen Sie es mich bitte wissen, denn Kevin arbeitet mit Leib und Seele und scheint alles zu wissen“, sagte Albanese am Rande eines Treffens mit Politikern in Washington.
Wie später bekannt wurde, soll sich Rudd unmittelbar nach dem Vorfall beim US-Präsidenten für seine früheren Äußerungen entschuldigt haben. Australische Delegationsmitglieder berichteten dies dem ABC. Darauf antwortete Trump: „Dann ist es das Ende. Ich verzeihe Ihnen.“
Doch selbst das reichte der australischen Opposition nicht. „Er hat bis jetzt gewartet, bis sein Premierminister im Raum ist und die ganze Welt zuschaut“, sagte der liberale Abgeordnete Jonathan Duniam. Seiner Meinung nach hätte sich Rudd bei einem Besuch in Trumps Privatresidenz in Mar-a-Lago im Januar entschuldigen sollen.
Wieder andere fragen sich, warum sich Spitzendiplomat Rudd – der einst australischer Premierminister war und in dieser Zeit hervorragende Beziehungen zu den USA pflegte – überhaupt entschuldigen sollte. Malcolm Turnbull, ein ehemaliger australischer Premierminister und liberales Mitglied, verteidigte die Entscheidung, Rudd zum Trump-Treffen mitzunehmen, als „starken Schritt“. „Ich denke, dass die Rache an Kevin Rudd ganz unten auf Donald Trumps Prioritätenliste steht. Und ich denke, seine eher ironischen Kommentare sind ein Beweis dafür.“
Der Umgang mit dem teilweise unberechenbar agierenden US-Präsidenten führt derzeit sowohl in Italien als auch in Australien zu innenpolitischen Verwerfungen. Der erfahrene Diplomat Rudd nahm das jedenfalls gelassen hin. Am Tag nach dem Skandal im Weißen Haus sagte er der Zeitung „The Australian Financial Review“: „Ich lebe noch.“