Der Waffenstillstand im Gazastreifen scheint wie vereinbart zu halten. Nun liegt der Fokus auf den nächsten Schritten des Friedensprozesses. Nach Angaben von US-Präsident Trump sollen die israelischen Geiseln am Montag freigelassen werden. Er möchte selbst in die Region reisen.
US-Präsident Donald Trump erwartet, dass die israelischen Geiseln am Montag aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassen werden. Er erzählte Reportern im Weißen Haus. Am Freitag sagte Trump, dass die Geiseln am Montag oder Dienstag freigelassen werden sollten und er dann wahrscheinlich in Israel sein würde.
Der US-Präsident geht davon aus, dass der Waffenstillstand im Gazastreifen halten wird. „Sie haben es alle satt zu kämpfen“, sagte er. Der Waffenstillstand in Gaza werde zu einem umfassenderen Frieden im Nahen Osten führen, sagte er. Es gibt noch ein paar kleine Krisenherde, diese seien aber „sehr klein“.
Israels Armee zieht sich zurück
Am Freitagnachmittag trat im Gazastreifen ein Waffenstillstand in Kraft, nachdem Israel und die islamistische Hamas dem ersten Teil des US-Friedensplans zugestimmt hatten. Es sieht vor, dass die Geiseln innerhalb von 72 Stunden übergeben werden. Derzeit gibt es im Gazastreifen 48 entführte Menschen, von denen nach israelischen Angaben 20 noch am Leben sind.
Aus Hamas-Kreisen hieß es, die Terrororganisation werde voraussichtlich schrittweise zwischen Sonntag- und Montagmorgen um 6.00 Uhr (5.00 Uhr MESZ) alle lebenden und möglichst auch toten Geiseln übergeben. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Als Gegenleistung für die Geiseln soll Israel fast 2.000 palästinensische Gefangene freilassen – darunter rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Gefangene. Dieses Abkommen folgte indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas in Verhandlungen in Ägypten. Gemäß dem Friedensplan haben sich die israelischen Streitkräfte nun auf eine zuvor vereinbarte Position zurückgezogen. Noch immer besetzen die Truppen rund die Hälfte des Gazastreifens.
Trump will vor der Knesset sprechen
Nach eigenen Angaben will Trump am Sonntag zu einer Reise in den Nahen Osten aufbrechen. Dann will er auch eine Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, halten. Trump kündigte seinen Auftritt an, nachdem Knesset-Vorsitzender Amir Ohana ihn offiziell ins Parlament eingeladen hatte, und schrieb auf Plattform X: „Israel erwartet den Friedenspräsidenten.“
Neben seiner Rede vor der Knesset erwähnte Trump auch Ägyptens Hauptstadt Kairo als Station seiner Reise. Trump kündigte kürzlich an, dass er nach Ägypten reisen werde, um einer „offiziellen Unterzeichnung“ des Abkommens zwischen Israel und der Hamas beizuwohnen.
Al-Sisi lädt Bundeskanzler Merz ein
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi plant eine Zeremonie zur Feier des mühsam erkämpften Abkommens nach zwei Jahren Krieg. Wann die Zeremonie stattfinden wird, ist noch unklar. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz war eingeladen.
Wie das Präsidialamt in Kairo mitteilte, sprachen er und Präsident al-Sisi am Telefon über die Einzelheiten von Trumps Friedensplan für den Küstenstreifen. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, die Kanzlerin habe die Einladung dankbar angenommen. „Konkrete Reisepläne können derzeit nicht kommuniziert werden; eine mögliche Teilnahme ist geplant.“
Regierungssprecher Stefan Kornelius sagte, Merz habe al-Sisi in dem Telefonat für die Vermittlung Ägyptens zur Beendigung des Krieges gedankt und „seine guten Dienste als Gastgeber der Friedensverhandlungen“ gewürdigt.
WFP: Es gibt schnelle Hilfe überlebenswichtig
Merz betonte nach Angaben seines Sprechers, dass Deutschland auch bei der humanitären Hilfe und dem Wiederaufbau Gazas mit Ägypten zusammenarbeiten wolle. Durch den Waffenstillstand sollen auch Hilfslieferungen wieder möglich werden. „Dieser Moment ist lebenswichtig für die Menschen in Gaza“, sagte der deutsche Direktor des Welternährungsprogramms (WFP), Martin Frick, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Frick erklärte, dass an den Grenzübergängen 60.000 Tonnen Lebensmittel zur Einreise bereitstehen und weitere 100.000 Tonnen in der Region ankommen. Dies würde ausreichen, um Gaza fast drei Monate lang zu versorgen, wenn der Zugang sicher und zuverlässig wäre.
Mit Beginn des Waffenstillstands sind offenbar Zehntausende Menschen in den Norden des Gazastreifens zurückgekehrt. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen sagte, 200.000 vertriebene Palästinenser seien dorthin zurückgekehrt.