Erstmals seit vier Jahren senkt die US-Notenbank ihren Leitzins. Donald Trump dürfte die Entscheidung kurz vor der US-Wahl nicht gefallen.
Washington D.C. – Die US-Notenbank (Fed) hat auf die nachlassende Inflation reagiert und senkt erstmals seit vier Jahren den Leitzins. Der Zinssatz wurde am Mittwoch um 0,5 Prozentpunkte reduziert und liegt nun im Bereich von 4,75 bis 5 Prozent. Zu diesem Zinssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank leihen.
Es handelt sich um einen ungewöhnlich großen Zinsanstieg – und das kurz vor der US-Wahl am 5. November. Die Notenbank signalisierte zudem weitere Zinssenkungen in diesem Jahr. Der Kurswechsel hin zu einer lockereren Geldpolitik war erwartet worden. Unklar war allerdings, ob sich die Notenbank der weltgrößten Volkswirtschaft für diesen großen Zinssprung entscheiden oder den vorsichtigeren Weg einschlagen und die Zinsen nur um 0,25 Prozentpunkte senken würde.
US-Notenbank senkt Leitzins – Donald Trump ist nicht glücklich
Die Entscheidung zur Zinssenkung der US-Notenbank dürfte bei Donald Trump kaum gut ankommen. Der republikanische US-Wahlkandidat hatte die Fed vor der Wahl immer wieder aufgefordert, die Zinsen stabil zu halten. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins im März 2020 gesenkt. Damals fiel die Entscheidung, um die Wirtschaft in der Frühphase der Corona-Pandemie anzukurbeln.
Donald Trump und sein Team glauben, dass eine Senkung der Zinsen seiner Konkurrentin Kamala Harris in die Hände spielen wird. Wird es billiger, Geld zu leihen, fällt es der demokratischen Kandidatin leichter, die Bürger der USA davon zu überzeugen, dass es der Wirtschaft gut geht. Aktuellen Umfragen zufolge ist die Wirtschaftspolitik in den USA einer der wichtigsten Faktoren für die Wahlentscheidung.
Inflation ist Wahlkampfthema in den USA und bietet Donald Trump eine Angriffsfläche
Der Entschluss der Fed, in den USA die Zinsen zu senken, ist eine Reaktion auf die nachlassende Inflation. Der Preisanstieg hat sich zuletzt verlangsamt. Das verschaffte der Federal Reserve mehr Spielraum für Zinssenkungen. Die Europäische Zentralbank hatte die Zinswende bereits im Juni eingeleitet.
Gerade der rasante Preisanstieg in den USA setzte die Regierung unter Joe Biden und Kamala Harris unter Druck und bot Donald Trump eine Angriffsmöglichkeit. Viele Alltagsprodukte sind aktuell teurer als zu Trumps Amtszeit.
Donald Trump ist ein scharfer Kritiker der US-Notenbank
Der republikanische Präsidentschaftskandidat gilt als scharfer Kritiker von Fed-Chef Jerome Powell. Und auch die aktuelle Entscheidung der Notenbank, den Leitzins zu senken, dürfte die Beziehungen kaum entspannen. Trump sagte dem TV-Sender Bloomberg hat bereits angedeutet, dass er im Falle eines Wahlsieges im November die Kontrolle über die bislang unabhängige Notenbank übernehmen könnte. (dil/dpa)