Sankt Pölten (Österreich) – Am Himmel über Pottenbrunn ziehen mit blinkenden Lichtern die letzten Black-Hawk-Helikopter des österreichischen Bundesheers davon, doch in diesem Sankt Pöltner Stadtteil ist es gespenstisch still: Nach dem Bruch der Traisen-Staumauer am Sonntag gegen 16 Uhr und der darauffolgenden Evakuierung von über 100 Einwohnern liegt das stromlose Dorf verlassen in völliger Dunkelheit.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb von 22 Jahren wird Niederösterreich von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht. Leidtragende sind Anwohner wie Eva Tiefenböck (58), die verzweifelt und hilflos versucht, die Wassermassen vor ihrem Haus in der Alten Hofmühlgasse wegzuspülen.
Anwohnerin Eva Tiefenböck (58) ist wegen der Überflutung des Dorfes und ihres Hauses völlig verzweifelt
„Der Keller steht schon anderthalb Meter unter Wasser“, sagt die Mitarbeiterin zu BILD. Ihre Tränen vermischen sich mit dem Dauerregen: „Gestern Abend hat es angefangen. Jetzt steht Wasser im Garten und im Erdgeschoss.“
Feuerwehr vor Dammbruch abgezogen
Das Schlimmste ist die Hilflosigkeit: „Die kommende Nacht bringt starken Regen, mehr Wasser, mehr Katastrophe.“ Ihre Hilferufe verhallten ungehört: „Ich hoffe, die Armee bringt Sandsäcke, damit sie den Bach aufstauen können.“
Der überflutete Keller der Familie Tiefenböck
Nach dem Dammbruch waren viele Einsatzkräfte vor Ort – doch die Feuerwehr einfach wieder ihr Haus verlassen. „Ich habe per E-Mail und Telefon nach Sandsäcken gefragt. Aber sie sind weg, und zwar schon seit Mittag.“
Sandsäcke liegen vor einem Gebäude. In Pottenbrunn sind sie Mangelware
Der Geruch von Benzin hängt in den verlassenen Straßen, Polizei hat das Gebiet vorübergehend abgeriegelt. Die aus ihren überfluteten Häusern geretteten Familien wurden über Nacht zunächst in Notunterkünfte gebracht.
Nach den anhaltenden Regenfällen von bis zu 280 Litern pro Quadratmeter gilt im Katastrophenschutz längst das Motto: „Es geht nicht mehr darum, Häuser zu retten, es geht darum, Menschenleben zu retten.“
BILD-Reporter im HochwassergebietEs geht um die Rettung von Menschenleben
In der niederösterreichischen Landeshauptstadt Sankt Pölten mussten Häftlinge sogar evakuiert werden, nachdem Wasser das Landespolizeipräsidium war überflutet. Und ein Ende ist frühestens am Dienstagmorgen in Sicht…