Auch der Wirtschaft ist klar geworden, dass der Kanzler mehr verspricht, als er hält. Und reagiert entsprechend auf die fehlende Planung.
F Riedrich Merz möchte der große Kanzler sein, der die Wende schafft. Während er uns im Wahlkampf eine wirtschaftliche Wende versprochen hat, kommt nun der Reformherbst. Ob dies gelingen wird, ist fraglich. Stattdessen muss Merz aufpassen, dass er nicht als der große Jobzerstörer in die Geschichte eingeht. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt bereits davor, dass jedes dritte Unternehmen im kommenden Jahr einen Stellenabbau plant.
Mittlerweile ist auch in der Wirtschaft deutlich geworden, dass Merz mehr verspricht, als er hält. Mit der neoliberalen Reform des Bürgergeldes lassen sich keine Milliarden, sondern nur zweistellige Millionenbeträge einsparen; Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen, mit dem in Zukunft und Infrastruktur investiert werden sollte, verkommt immer mehr zur Übergabestation für den normalen Bundeshaushalt. Jetzt verspricht die Kanzlerin und CDU-Chefin der Wirtschaftslobby einen Bürokratieabbau und geringere Kosten für Energie und Sozialversicherung. Auch der von den Gewerkschaften hart erkämpfte Achtstundentag soll abgeschafft werden.
Einerseits bleibt zu hoffen, dass Merz diese Versprechen an die Wirtschaft nicht umsetzt, weil dies auf Kosten von Mensch und Umwelt gehen würde. Andererseits wäre dies auch Teil der wirtschaftlichen und politischen Katastrophe.
Um zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen statt sie abzubauen, brauchen Unternehmen letztlich vor allem eines: Planung. Eine sichere Zukunft, in der die Rendite einer Investition relativ vorhersehbar ist, ist viel wichtiger als beispielsweise niedrigere Arbeits- oder Energiekosten. Die lokale Wirtschaft rutschte in die Rezession, weil die Unternehmen nicht sicher waren, wo sie in der Ampel-Koalition landen würden. Bei Merz war das von Anfang an so. Insofern ist es nahezu egal, was Sie von Ihrer Agenda halten. Merz ist die Ankündigung des Kanzlers und der wirtschaftspolitischen Katastrophe.
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