Keine gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Leutkirch: Das Unternehmen Naturkost Bösehör mit Sitz in Friesenhofen ist zahlungsunfähig. Das Amtsgericht Ravensburg (Insolvenzgericht) hat am Mittwoch, 15. Oktober, auf entsprechenden Antrag hin das Insolvenzverfahren eröffnet. Das geht aus einer öffentlichen Ankündigung hervor.
Die Naturkostübelhör GmbH & Co. KG ist auf den Import und die Veredelung von Bio-Rohstoffen wie Chiasamen, Hülsenfrüchten oder Kakaoprodukten für die Lebensmittelindustrie spezialisiert.
Allerdings kann das 1987 gegründete Unternehmen seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Das Amtsgericht hat Rechtsanwalt Alexander Hubl zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Auf Nachfrage der Redaktion teilte sein Pressesprecher Patrick Hacker mit, dass in den vergangenen Tagen bereits „erste wichtige Schritte“ unternommen worden seien.
Besonders dringend ist es, dass die 38 Mitarbeiter auch in den kommenden Monaten weiterhin ihre Löhne und Gehälter erhalten. Dies geschieht über Insolvenzgeld. „Da diese von der Bundesagentur für Arbeit erst nach Verfahrenseröffnung – voraussichtlich in zwei bis drei Monaten – ausgezahlt wird, organisiert Herr Hubl derzeit die Vorfinanzierung“, sagte der Sprecher. Dies ist ein übliches Vorgehen in Insolvenzverfahren.
Verkauf von Rohstoffen
„Ein weiterer wichtiger Punkt ist der geordnete, aber zeitnahe Verkauf der vorrätigen und weitgehend verderblichen Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie. Hier liegt derzeit der operative Schwerpunkt“, erklärt Patrick Hacker. Die dritte wichtige Säule ist die Auftragsabwicklung im Servicegeschäft des Unternehmens.
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Dieser Bereich könnte ein Schlüsselaspekt der Zukunft sein. Die genauen Sanierungsmaßnahmen werden nach Angaben des Sprechers erst in den kommenden Wochen ausgearbeitet. „Für verlässliche Aussagen hierzu ist es derzeit noch zu früh.“
Kein Kommentar von Bösehör
Generell wird in einem Insolvenzverfahren geprüft, ob das Unternehmen gerettet und die Schulden reduziert werden können oder ob die Schließung der einzige Ausweg ist. Das Unternehmen Naturkostübelhör selbst hat bisher nicht auf Anfragen der „Schwäbischen Zeitung“ geantwortet.
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Bösehör hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Ein-Mann-Betrieb zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt – mit Niederlassungen in Peru, Mexiko und den USA, wie Unternehmensvertreter vor rund drei Jahren in einem Interview mit der Redaktion erklärten. Das Unternehmen ist auf Bio-Rohstoffe in Großgebinden spezialisiert, wobei der Schwerpunkt auf Bio-Ware liegt, die nicht oder nicht in ausreichender Menge in der EU produziert wird.
Damals hieß es, dass Landwirte, die ihre Produkte in Europa auf den Markt bringen wollen, bei Bösehörer ebenso gut aufgehoben sind wie Produktveredler oder Händler, die auf der Suche nach neuen Bio-Lebensmitteln sind. Bösehör betrieb damals am Hauptsitz in Friesenhofen die einzige Reinigungsanlage für Chiasamen in ganz Europa.

